Stephan: Peter, Du
hast im letzten Jahr eine CD unter dem Titel Mergener Et Amici – Nox
Mystica herausgebracht. Die CD ist in Zusammenarbeit mit der
mexikanischen Musikerin Alquimia entstanden. Die Musik wurde für das
alljährlich in Trier stattfindende Spektakel Brot und Spiele geschrieben.
Wie kam es zu dieser Produktion?
Peter: Ich hatte die
mystische Nacht ja schon 2002 gestaltet, wobei ich auf älteres Material
zugegriffen habe welches ich teilweise umarrangiert hatte und jede Menge
neue Samples erstellt habe, die dann sehr gut in die mystische Nacht
passten. Als ich dann für 2003 erneut den Auftrag erhielt, begann ich ganz
gezielt neue Titel zu komponieren. Die Musik von Alquimia gefiel mir
sehr gut und ich dachte, dass einige ihrer Titel da auch sehr gut reinpassen
würden.
Da wir ja bei dem gleichen
Label unter Vertrag sind, war das relativ einfach und gab keinerlei Probleme
mit Rechten etc. Christoph Bühring Uhle gefiel die fertige Musik dann
so gut, dass er sie als CD herausbringen wollte, was von mir ja eigentlich
gar nicht geplant war.
Stephan:
Die Musik
wurde nicht live, sondern an bestimmten historischen Orten als
Klanginstallation von Band gespielt. Dazu hat man die Kulissen auch noch
entsprechend ausgeleuchtet. Wie zufrieden warst Du mit diesen Installationen
und wie wirkte es auf den Besucher?
Peter: Also ich muss
ganz ehrlich sagen, dass das Resultat mich selbst ziemlich beeindruckt hat,
es ist wirklich ein besonderes Erlebnis und sehr stark emotionalisierend.
Die meisten Besucher waren verzaubert und viele meinten, dass diese
Installation eines der Highlights in Trier ist, was auch von der Presse und
honorigen Leuten wie Kulturdezernent etc. bestätigt wurde. 2002 waren es
ca.16.000 Besucher und 2003 hatten wir eine Steigerung mit 22.000 Besuchern.
Ich möchte natürlich auch erwähnen, dass ich mit der Medienfabrik Trier, die
mein direkter Auftraggeber ist ganz prima zusammenarbeite, man hat mir da
wirklich auch großen künstlerischen Freiraum gelassen. Natürlich kann man
das ja nicht ganz alleine umsetzen und da bin ich sehr glücklich mit der
Firma Promusik aus Trier, die das bisher immer hervorragend umgesetzt haben.
Stephan:
Wie war die
Zusammenarbeit mit Alquimia? Sie hat ja auch in einigen Stücken ihren
eigenen Stil in die Musik mit eingebracht. Wie habt ihr komponiert und
schließlich aufgenommen?
Peter: Die
Zusammenarbeit war sehr relaxt, wie machten das alles aus der Entfernung.
Alquimia schickte mir einige Titel, die ich dann ausprobierte ob sie im
Gesamteindruck passen. Diese, aber auch Teile von Anderen habe ich dann
zusammen mit meinen Titeln in der richtigen Reihenfolge in meinen Mac
gespielt und dann anschließend die einzelnen Samples und Geräusche auf
mehreren Spuren angelegt. Diese Effekte und Atmos wurden dann bei der
Installation in verschiedene Bereiche geschickt, wobei dann z. b. Wasser
hier, oder Feuer in anderen Gängen zu hören war. So auch mit den Samples von
Schwertern, Löwen, lateinischen Sprachfetzen etc. das machte die
Installation sehr lebendig, weil man die Musik mit den unterschiedlichen
Geräuschen immer wieder anders erlebt hat.
Sehr beeindruckt waren die
Besucher auch von einer Location in den Thermen, wo nur das Knistern von
einem Feuer zu hören war, dazu hatten wir einen Speaker in einer größeren
Maueröffnung zusammen mit einer Nebelmaschine und einem rotem Scheinwerfer
versteckt. Das war so echt, als würde ein richtiges Feuer darin brodeln.
Stephan:
Wie bist du
an diese Samples gekommen? Gibt es die in Soundbibliotheken oder wurden die
extra aufgenommen?
Peter: Die speziellen
Samples auf der Nox Mystica habe ich alle sehr aufwendig selbst
hergestellt. Viele der Wassersounds habe ich in der Dusche einer Sauna
aufgenommen, indem ich mit dem Schlauch rumexperimentiert habe, Holzkübel
gerückt, im Wasser rumgestapft bin usw. Die Metallsamples, wie Schwerter
etc. sind ebenfalls mit allerlei Deckeln, Töpfen, Messern usw. entstanden,
die ich dann digitalisiert, bearbeitet und geloopt habe. Bei dem Titel
Soleae Umidi, was ja heißt (mit nassen Sandalen) bin ich selbst mit
diesen in den Unterirdischen Gängen der Thermen gelaufen und habe das
aufgenommen. Ich wollte da möglichst sehr nahe am Original sein, denn die
bediensteten Römer, oder auch Sklaven haben ja tatsächlich dort unten ihre
Arbeit verrichtet und sicher auch nasse Sandalen bekommen. Es liegt
natürlich immer auch ein bisschen Fantasie in der Sache, aber es ist
interessant, wenn man ein paar Hintergründe der CD erfährt, dann wird der
Zugang leichter.
Stephan:
Wird es in
2004 auch wieder von Dir Musik bei der Trierer Veranstaltung geben,
eventuell sogar live?
Peter: Ja, dieses Mal
bin ich auch wieder beauftragt die mystische Nacht zu gestalten, woran ich
bereits arbeite. Ich möchte einen tollen Außenbereich, Caldarium noch mit
integrieren. Live werde ich ebenfalls präsent sein und zwar am 11. August
als offizielles Eröffnungsevent von Brot und Spiele. Es findet aber nicht
auf dem Gelände der Kaiserthermen statt, sondern auf der diesjährigen
Landesgartenschau auf dem Trierer Petrisberg. Dort wurde ein so genanntes
Wasserband angelegt an dessen Ende eine Bühne eingelassen ist. Man muss sich
das so vorstellen, wie ein ca. 50 mal 300 Meter großer rechteckiger Teich.
Als besonderer Gag soll als Bühnenhintergrund eine Wasserwand installiert
werden, auf die dann Licht und Videosequenzen projiziert werden.
Stephan:
Auf dem
neuen PRUDENCE-Sampler Café de Luna – Chillout In Paradise ist von
Dir ein bisher unveröffentlichter Titel Electronic Billiard Café
enthalten. Der Titel hat gewisse Club- und Easy Listening-Elemente, die für
Deine bisherigen Stücke eher untypisch sind. Du hast mir gesagt, dass er auf
Deinem nächsten Album erscheinen wird. Wird das Album ganz im Stile dieses
neuen Stückes sein und gibt es schon einen Titel dafür?
Peter: Das Album ist
gerade fertig gestellt und hat viele dieser Elemente, allerdings habe ich
auch drei absolut Mergenertypische Titel dabei. Das Album trägt den Namen
Lounge Control.
Stephan: Achim Elsen
hat Dich bei einigen Produktionen und auch live mehrfach begleitet. Dabei
legte er einige Gitarrenpassagen hin, die stark an Pink Floyd
erinnern. Durch diese Kombination ist es Dir gelungen auch rockige Elemente
in die Elektronikmusik mit hineinzubringen. Wie ist Dein Verhältnis zur
Rockmusik? Hast Du auch die Floyd-Scheiben gehört?
Peter: Zuerst möchte
ich mal sagen, dass ich sehr froh bin, Achim Elsen für meine
Produktionen habe gewinnen können, er setzt das immer so um, wie ich es mir
vorstelle, Kompliment lieber Achim.
Achim kommt ja überhaupt
aus der Rockmusik und mein Verhältnis zu ihr ist noch genau so stark wie zu
der Zeit, als ich nur Musik hörte. Pink Floyd waren immer meine
Favoriten, sie üben eine unglaubliche Faszination auf mich aus und mir
gefällt immer noch wirklich jeder Titel von ihnen, natürlich besitze ich
jede LP, CD, DVD und Video.
Von der rein elektronischen
Musik, wie ich sie in den 80ern gemacht habe, bin ich etwas weiter
weggerückt, weil ich das nicht mehr so ganz interessant finde, was nicht
heißt, das ich diese Musik nicht mehr mag, aber das war zu einer Zeit, als
jeder elektronische Ton noch was Neues war und das ist heute nicht mehr der
Fall. Alles klingt irgendwie elektronisch und immer das Gleiche zu machen
finde ich dann auch irgendwie langweilig. Mit Software bin ich dann
später ja auch andere Wege gegangen mit dem Einsatz von Flöten, Klarinetten,
Saxophon und Gitarren, damals noch mit Holger Marquenie, der übrigens
auch ein großer Pink Floyd Fan ist.
Stephan:
Auf Deinen
CDs Instinct Traveller und
Noises In The Sky, die mir
persönlich sehr gefallen, waren die Gitarrensounds von Achim stark
vertreten. Welche Reaktionen hast Du aus der Elektronikszene erhalten?
Peter: Also ich kann
sagen, dass die meisten Reaktionen sehr positiv waren, natürlich gibt es
auch viele Puristen, denen die reine Elektronik besser gefällt, aber ich
denke, dass doch sehr viele Leute, die die elektronische Musik von Anfang an
verfolgt haben vor allem ein Ohr für die Rockmusik haben. Ich gehe da auch
von mir selbst aus, meine erste Elektronikplatte war von
Ashra Tempel,
dann die erste Kraftwerk, später
Klaus Schulze,
Tangerine
Dream usw. davor musste ich halt Vorlieb nehmen mit dem, was es so gab
und da war insbesondere die Umma Gumma von
Pink Floyd, die bis
zum heutigen Tage bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat.
Stephan:
Gibt es auch
Käufer, die aus der Rockmusikecke kommen?
Peter: Ja natürlich,
viele Fans aus der Software Ära, die mir heute immer noch mailen und
Lob zukommen lassen sind eigentlich Rockfans und waren damals sehr angetan
von dem absolut neuen und unvergleichlichen Stil von
Software. Diese
Leute sind auch heute noch Fans und begrüßen vor allem den Einsatz von
Herkömmlichem, wie Gitarre, Drums usw. Ich weiß auch von Gothic Fans, die z.
B. Heaven To Hell oder die
Nox Mystica sehr mögen.
Stephan:
Nach den
beiden obigen CDs hast Du zugunsten der Synthies diese Gitarrenparts wieder
zurückgefahren. Wird es auf einer zukünftigen Mergener CD doch noch
einmal wieder rockigere Passagen, also die mit floydschem Einschlag geben?
Peter: Ich habe
zusammen mit Achim Elsen einige sehr schöne Floydmäßige Titel
gemacht, die wir demnächst wahrscheinlich unter dem Titel
Touch The
Guitar herausgeben wollen. Einige dieser Titel werden wir schon auf
unserem Konzert am 11.August in Trier im Rahmen der Landesgartenschau open
Air spielen. Wir haben da ein tolles Ambiente, mit einer Bühne, die in einen
220 Meter langen Teich eingebaut ist. Als Bühnenhintergrund soll eine Art
Wasserwand installiert werden, auf die dann mit Licht und Videosequenzen
projeziert wird, dabei wollen wir auch ältere Titel vor allem aber auch
Titel der Nox Mystica spielen.
Besetzung wird folgende sein
:
Alquimia Keys/Gesang,
Achim Elsen Gitarre,
Ingo v.Wenzlawowicz Drums/Percussion/Kesselpauken,
Peter Mergener Synthesizer/Sequenzer
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