Klaus Schulze
veröffentlicht seit Januar 2005 seinen Backkatalog bei Revisited Records
und voraussichtlich im September dieses Jahres erscheint bei spv sein
neuestes Solowerk unter dem Titel „Moonlake“. Dies habe ich zum Anlass
genommen, um Klaus für die Zeitschrift Moonhead einige Fragen zu stellen.
Während im Heft eine gekürzte Version zu lesen ist, findet ihr hier das
komplette Interview.
Stephan: Klaus, du
bringst derzeit deinen Backkatalog wieder neu heraus. Während alle Welt
die alten Aufnahmen remastert, hast du dich entschlossen sie in ihrem
Originalzustand auf CD zu pressen. Was war der Grund dafür?
Klaus: Im
Gegenteil, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und geh von den alten
Analogbändern aus und überspiele das von da digital. Ich bin ja eigentlich
der Meinung, dass das Werke aus einer gewissen Zeit sind und die sollen
auch so bleiben. Deshalb übernehmen wir auch die alten Cover. Wir hätten
natürlich auch schönere machen können, aber es soll irgendwie authentisch
bleiben. Und ich kann mich daran erinnern, dass ich mit einigen Fans
gesprochen habe, die sagten, dass sie es so hören wollen, wie es damals
war, als sie es sich auf Vinyl gekauft haben. Ich finde es nicht gut, wenn
man anfängt zu remastern, so dass es wie 2005 klingt. Ich meine, es gibt
natürlich die ganzen Plug-In-Effekte und Masteringprogramme. Ich würde ein
altes Bild oder einen alten Film auch nicht mit neuen Farben versehen,
weil es heute bessere oder andere gibt. Man hat ja bei „Metropolis“
gesehen, dass diese Nachkolorierungen vom Giorgio Moroder … das finde ich
völlig daneben. Ich bin einfach der Meinung, dass die Aufnahmen in ihrer
Zeit auch so klingen sollen, wie sie damals waren. Auch wenn man es ein
wenig aufpeppen könnte. Aber warum eigentlich? Die Leute, die die alten
Sachen kaufen wollen, könnte ich mir vorstellen, dass sie sie so haben
wollen wie sie damals waren und nicht wie sie vielleicht heute klingen
könnten. Das können sie, wenn sie Lust haben, ja auch zu hause auf ihrem
PC machen (lacht).
Stephan: Es ist,
wie ich finde, eine pfiffige Idee, die Alben nicht in chronologischer
Reihenfolge, sondern immer vier Stück aus dem gesamten Zeitraum, vom
Anfang bis zum Ende herauszubringen.
Klaus: Wir
versuchen halt aus jeder Dekade, 70’er, 80’er, 90’er und 2000 immer so
Querschnitte zu machen, weil so manche Leute die mögen halt die 70’er
nicht oder die 80’er nicht oder die 90’er nicht und so ist auf jeden Fall
immer eine Platte dabei, wo sie sagen „Ah ja, die Platte hätte ich gern
noch mal“. Ganz zum Schluss, wenn es dann komplett ist, dann sind
natürlich alle durchnummeriert auch da. Im Moment geht es aber mehr so um
die Dekadensprünge.
Stephan: Wer hatte
denn die Idee dazu? Kam das von der Plattenfirma oder war das deine Idee?
Klaus: Das ist
eigentlich eine ganz tolle Zusammenarbeit, die ich mit dem Michael
Schmitz, dem Chef da hab. Wir sprechen eigentlich immer alles gemeinsam
durch und es ist wirklich eine super Zusammenarbeit, das hatte ich im
Lebtag noch nicht mit einer Plattenfirma. Die Ideen entstehen dann
meistens aus unseren Diskussionen. Also da kann man nicht sagen, das ist
der gewesen und das ist der gewesen. Das ergibt sich halt. Man spricht
darüber „Sollen wir das so machen, oder sollen wir das so machen?“ Und
dann ergibt sich irgendwann ein Resümee, das wir dann auch befolgen. Und
da sind die Leute von der Plattenfirma Gott sei dank sehr flexibel.
Stephan: Ich hab
gelesen, dass die Nummerierung bis 50 gehen soll. Ich hab deine Platten
mal durchgezählt und komme bei den Einzelalben (außer den Boxen) nicht auf
50 Stück. Bedeutet das, dass auch Teile der Boxen („Silver-“, „History-“,
„Ultimate-Edition“ und „Contemporary Works“) neu herauskommen?
Klaus: Erst einmal
die beiden neuen Boxen, die aus der 2000’er Ära sind („Contamporary Works
Vol. 1“ und „Vol. 2“). Weil es gibt viele Leute, die haben die beiden
Boxen nicht gekauft, weil sie nur einige Platten gut fanden, mehrere aber
nicht mochten. Die können sich jetzt die Platten, die ihnen gefallen
einzeln nachkaufen.
Stephan: Obwohl ich
sagen muss, dass mir vor allem die „Contemporary Works Vol. 1“ total
klasse gefällt. Allerdings war ich erst ein wenig skeptisch, hab dann aber
die Promo gehört, wo dieser Zusammenschnitt drauf ist. Da gefielen mir
viele Stücke sehr gut, vor allem mit dem Teipold am Cello. Der Titel
„Ballet“ hat mich allerdings doch erst erschreckt, weil ich nicht wusste,
was mich da erwartet. Ich muss aber sagen, dass gerade die die schönsten
Platten in der Box sind.
Klaus: Finde ich
eigentlich auch, aber da sind die Fans halt geteilter Meinung. Den Fans
war das zu elegisch, teilweise auch zu ruhig. Sie fanden mehr so die „Infinity
Of Sounds“ und die zweite und dritte CD der Box ganz toll. Die meisten
fanden „Ballet“ überhaupt nicht schön. Die war ihnen zu ruhig, die ging
nicht so richtig los und so. Das sind eben halt so Geschmacksfragen und
das muss man halt akzeptieren. Wenn man selbst alles mag, heißt das
natürlich nicht, dass alle alles mögen. Und deswegen kommt jetzt von den
insgesamt 15 Alben immer mal eins innerhalb der Viererpacks mit raus. Und
dann können die Leute, die die Box nicht haben, sich die entsprechenden
CDs kaufen. Dann muss man sich nicht ärgern, wenn man fünf Platten aus der
Box nicht mag. Die Boxen werden auf keinen Fall wieder veröffentlicht. Wer
die hat, der hat wirklich das Original komplett.
Stephan: Ich hab
die Boxen auch alle und deshalb hat mich erstaunt, dass immer noch so viel
Material da ist um es als Bonus auf die CDs zu packen. Besonders gut
gefallen hat mir bei der „Dig It“ die DVD mit dem Linzer Konzert aus dem
Jahr 1980. Wirst du in Zukunft noch weiteres Bildmaterial von dir auf DVD
veröffentlichen oder war das eine einmalige Geschichte?
Klaus: Wir haben
nicht mehr (lacht). Das ist wirklich schade. Die Plattenfirma ist einfach
toll, die sagt zu mir, „Mach mal einfach eine Bonus-DVD“. Das kostet die
zwar ’ne Menge Geld, aber das machen die einfach, weil die richtig daran
hängen und Spaß daran haben, den Backkatalog zu machen. Das merkt man auch
an der Covergestaltung. Die „Dune“, die in den nächsten Tagen erscheint,
haben sie richtig in Silber gemacht. Da kostet allein das Cover ein Euro
mehr. Das ist absolut fantastisch. Ich werde mal gucken, ich habe ja alte
Videos. Nur das Problem ist, die Qualität ist natürlich nicht so gut.
Manche Audiotracks aus den 70’ern, die ich als Bonustracks hinzugefügt
hab, haben auch nicht so die Mörderqualität, aber beim Bild macht sich das
schon ein bisschen mehr bemerkbar. Und da müssen wir mal diskutieren, ob
man das den Leuten zumuten kann. Die sind, wenn du so willst, mit
Amateurkameras aufgenommen worden. Die „Stahlsinfonie“ ist mit
Profi-Equipment (Fernsehkameras, Mischpult) gemacht worden, während die
anderen Sachen mehr so wie Urlaubsvideos gemacht sind. Obwohl eins ist
natürlich schon richtig, wenn man an der Geschichte interessiert ist, sind
das natürlich schon wertvolle Schmankerl. Wenn man mit der Norm der
heutigen DVD-Produktion darangeht, fallen die natürlich unten durch. Da
ist natürlich die Überlegung, ob man so was machen kann oder nicht. Wir
haben das im Moment erst einmal wegen der Urlaubszeit vertagt und die
Mitarbeiter von der Plattenfirma nicht da sind. Aber wir werden uns mal
entscheiden. Wir wissen allerdings noch nicht in welche Richtung.
Stephan: Als Bonus
wäre das natürlich optimal.
Klaus: Finde ich
eigentlich auch, weil die Leute bezahlen ja keinen Pfennig mehr dafür. Und
wer das nicht mag, der schmeißt die eben weg oder lässt die einfach
unberührt da im Cover drin stecken. Es ist ja nicht so, das sie jetzt, wo
eine DVD dabei ist, 10 Euro mehr bezahlen. Es ist halt die Überlegung ob
man das ab und zu mal machen kann, so im Viererpack mal eine davon mit
einer DVD raus zu bringen. Ich hab Konzertmitschnitte auch von dem
Riesenkonzert in Polen. Aber das sind halt Sachen, die sind noch nicht so
ausdiskutiert. Aber das wird sich vielleicht Anfang des nächsten Jahres
noch mal ändern.
Stephan: Du hast ja
eine Menge an Material in den ganzen Jahren eingespielt. Ich hab gelesen,
es würde immer ein Band mitlaufen, wenn du spielst. Ist das richtig?
Klaus: Du meinst
jetzt live.
Stephan: Nein, ich
meine nicht nur live sondern auch die Studioarbeit.
Klaus: Nee, da
läuft kein Band mit. Ich nehme das halt auf und mache immer verschiedene
Mixe. Und einen von denen nehme ich und manchmal mache ich auch einen, der
mehrere Spuren hat, einen anderen, der weniger Spuren hat und mische die.
Zum Schluss entscheide ich dann, welche ich jetzt wirklich als aktuelle
Platte nehme und den Rest, den lege ich einfach auf Halde. Es ist nicht
so, dass da ein Band mitläuft, dass das alles live aufnimmt. Ich spiele ja
im Studio nicht alles gleichzeitig. Aber ich hab eben verschiedene
Mischungen und auch verschiedene Arten von Arrangements und die hebe ich
dann teilweise auf oder manchmal lasse ich sie auch einfach im Rechner
drin. Früher war das so, wenn du das so meinst, so in den 70’er Jahren, da
lief natürlich immer ein Band mit. Da gab es ja noch keine
Mehrspursysteme, da musste ich ja alles gleichzeitig machen. Was heißt
gleichzeitig, da ist halt der Sequenzer gestartet worden und da habe ich
dazu gespielt. Viele Aufnahmen sind aber auch von Konzerten. ich hab immer
eine Revox auf der Bühne gehabt, wo ich das ganze Konzert mitgeschnitten
hab, weil ich gerne immer nach dem Konzert wissen wollte, wie es war.
Weil, wenn du wirklich im Konzert bist und spielst, bist du immer so auf
das Detail konzentriert, das du den Gesamtzusammenhang natürlich nicht
immer gleich im Ohr hast, wenn das Konzert zu Ende ist. Und deshalb habe
ich zur Kontrolle immer alles mitlaufen lassen.
Stephan: Das bringt
mich gleich zur nächsten Frage, denn Live war ein gutes Stichwort. Jetzt
ist ja leider dieses Jahr dein Konzert in Italien ausgefallen. Wirst du
das nachholen oder ist es erst einmal ad acta gelegt?
Klaus: Es ist eher
ad acta gelegt. Ich hab noch nichts darüber gehört, ob es nachgeholt
werden soll. Außerdem bin ich ja noch in der Reha-Phase, ich könnte dieses
Jahr sowieso noch nicht auftreten. Es ist halt eine langwährige Kiste und
ich weiß gar nicht, wann das Ganze jetzt ausgestanden ist.
Stephan: Damit
dürfte sich ja schon die nächste Frage erübrigt haben. Ich hatte nämlich
mal nachgeschlagen und festgestellt, dass dein letztes Konzert in
Deutschland (2001 in Osnabrück) bereits vier Jahre zurück liegt. Da hätte
mich natürlich interessiert, wann Klaus Schulze mal wieder in Deutschland
live zu sehen ist.
Klaus: Ich habe
erst einmal Angebote aus England und Holland, aber die habe ich erst
einmal vertagt. Und in Frankreich (Paris) soll ich auch spielen, aber das
ist erst einmal weg geschoben, bis ich wieder richtig fit bin. Aus
Deutschland liegt derzeit auch kein Angebot vor. Ich trete ja auch nicht
einfach auf, weil ich Lust habe, ich muss ja auch gefragt werden. Im
Moment ist es in Deutschland ziemlich ruhig. Es kann natürlich sein, dass
durch die ganzen Re-Releases sich was tut. Da kommen natürlich auch
Anfragen aus Italien und Amerika. Für die Amerikaner sind die Platten, die
damals bei der Metronome rausgekommen sind, theoretisch alles Neurelease.
Die lernen mich teilweise im Amiland jetzt erst richtig kennen. Es ist
halt alles in Bewegung. Die Re-Releases kommen ja jetzt auf einmal in
Russland, ja weltweit raus. Außer die Virgin-Veröffentlichungen, die kamen
ja auch weltweit raus. Die anderen sind ja sonst immer nur in Deutschland,
Österreich und der Schweiz rausgekommen. Und eben halt die Franzosen, die
haben das halt immer über die Grenze gekriegt. Aber ansonsten waren das
halt mehr nationale Veröffentlichungen.
Stephan:
Voraussichtlich im Herbst kommt dein neues Album „Moonlake“ bei spv
heraus. Bei dem Titel hab ich natürlich sofort die Assoziation zu deinem
76’er Album „Moondawn“. Da hat sich mir sofort die Frage gestellt, gehst
du zu den Wurzeln zurück oder ist die Namensgleichheit eher Zufall?
Klaus: Ja, das hat
eigentlich mit den beiden Platten gar nichts zu tun, obwohl mir das jeder
jetzt schon gesagt hat. Ich war mal in Österreich, in der Nähe von
Salzburg, im Urlaub. Und da gibt es halt den Mondsee. Und das ist eine
ganz tolle Landschaft. Bei mir ist es ja so, ich hör die Musik und dann
denke ich mir erst den Titel aus. Ich lass die Musik auf mich wirken. Ich
fange jetzt nicht an „Ich mache jetzt einen Titel, der Mondsee (Moonlake)
heißen soll“ und geh dann darauf ein. Es ist eigentlich umgekehrt. Ich
mache erst einmal die Musik frei Schnauze, spiele in den Rechner die
ganzen Spuren ein, mische die ab und dann, wenn sie fertig sind, höre ich
sie mir an und überlege mir dann, wie man das Stück nennen könnte. Es hat
aber nichts mit den beiden alten Klassikern zu tun. Die „Moonlake“ ist
sehr groovig. Mir gefällt es einfach mal wieder ein bisschen mehr auf
Rhythmus zu gehen und schöne Sequenzer …. Also in der Hinsicht ist es von
den Sequenzern her ein bisschen so aus der alten Zeit, aber halt mit den
Grooves und den ganzen Extras, die da dran sind, ist es schon eine Sache,
die wirklich neu ist.
Stephan: Wenn du
den Groove so betonst, könnte man die neue Platte dann mit
Wahfried-Veröffentlichungen vergleichen?
Klaus: Ne, ne, das
ist schon eine typische Schulze-Platte. Das hat so mit Wahnfried nichts zu
tun, zumal, bis auf die ethnischen Einlagen von Thomas Kagermann, wirklich
alles von mir alleine und kein anderer Musiker beteiligt ist. Ich meine es
ist schwer die Musik zu beschreiben, du musst es hören, dann wirst du
sofort sehen, dass das ne typische Schulze-Platte ist.
Stephan: Das macht
mich jetzt sehr neugierig. Wann soll die CD genau erscheinen?
Klaus: Mitte oder
Ende September soll die CD erscheinen. Anfang Dezember kommt dann noch
einmal ein Viererset vom Backkatalog heraus. Wir hatten auch nicht damit
gerechnet, dass sich die Platten aus dem Backkatalog so gut verkaufen. Wir
werden das Veröffentlichungstempo aber verlangsamen. Wir finden, wenn so
viele Leute so viel kaufen, dann ist die Belastung des Geldbeutels doch
ein bisschen heftig. Ich schätze mal dass wir auf zwei oder drei Releases,
eher in Richtung zwei runtergehen werden. Also einmal im Frühjahr und
einmal im Herbst. Wir sind dabei das gerade zu besprechen, daher gibt es
noch kein Ergebnis. Es werden auf jeden Fall nicht so viele Releases wie
in diesem Jahr. Dieses Jahr waren es ja vier.
Stephan: Weist du
denn welche vier im Dezember kommen werden?
Klaus: Wir sind
schon dabei die nächsten vier zu überspielen. Die Titel sind „Moondawn“,
“Interface”, “Das Wagner Desaster” und die 1. CD der „Contemporary Works
1“.
Stephan: Ich hatte
schon gehofft, das die „Cyborg“ dabei ist, weil mir die noch fehlt.
Klaus: Nein, die
ist eventuell beim übernächsten Release dabei. Da fangen wir dann vorne
an. Es könnte sein, dass wir „Irrlicht“ und „Cyborg“ zusammen rausbringen.
Stephan: Ist
„Moonlake“ eine Soloplatte geworden, oder hast du dir wieder Gastmusiker
wie zum Beispiel den Wolfgang Tiepold zur Unterstützung geholt?
Klaus: Im ersten,
ca. zehnminütigen Stück ist der Geiger Thomas Kagermann dabei, der aber
mehr oder weniger durch ethnische Instrumente Atmosphäre reinbringt. Also
er singt so vierteltonmäßig und spielt auch nicht so eine konventionelle
Geige, sondern sehr verfremdet. Das ist aber nur beim ersten Stück. Die
anderen Sachen habe ich diesmal alle alleine gespielt.
Stephan: Ich kenne
den Kagermann durch TAU. Ich hab ihn auch schon live gesehen und das war
sehr beeindruckend.
Klaus: Ja, das ist
ein toller Musiker. Vor allem seine Vielfältigkeit ist unglaublich. Wenn
er seinen folkloristischen Teil verlässt und in die ethnischen Sachen
geht, das ist schon fantastisch. Vor allem für einen Deutschen oder
Mitteleuropäer, so wie er diese ganze Skala nachempfinden kann, das habe
ich so noch nirgendwo gehört.
Stephan: Ich hab
auch gelesen, dass du eine Oper oder so etwas Ähnliches in Planung
hättest. Was ist den aus diesem Projekt geworden?
Klaus: Die ist auch
schon fertig. Die liegt derzeit bei einer Plattenfirma, die entscheiden
muss, ob sie die jetzt raus bringen will oder nicht. Weil die so genannten
klassischen Sachen, also die Oper und die Midi-Sachen, wo ich so
klassische Stücke gemacht hab, die erscheinen nicht bei spv.
Stephan: So etwas
wie „Schulze Goes Classic“ oder „Totentag“?
Klaus: Ja genau. „Goes
Classic“, das hab ich einmal gemacht, das werde ich im Augenblick aber
nicht noch mal machen. Die neue Oper ist komplett in Italienisch gesungen,
also sehr traditionell. Aber die Musik ist eher, ich würde sagen eine
Ambient-Opera. Und das ist auch der Grund, warum die Plattenfirma so lange
überlegt, weil es in dem Sinne keine konventionelle Oper ist. Da kommen
die noch nicht so ganz mit klar.
Stephan: Heißt das
dann, dass sie so ähnlich ist wie „Totentag“?
Klaus: Nein, nein,
nein, sie ist viel ruhiger, total ambientmäßig. Der Gesang war ja bei „Totentag“
teilweise sehr hektisch und andauernd aufeinander folgend und das ist bei
der neuen Oper alles sehr viel relaxter. Nicht so bombastisch wie bei „Totentag“.
Stephan: „Totentag“
ist auch eine Platte, zu der ich bisher noch keinen Zugang bekommen hab.
Klaus: Die ist auch
schwierig, das muss ich selber zugeben.
Stephan: Obwohl mir
die „Goes Classic“ wieder gut gefällt. Die Stücke haben einen eigenen
Touch. Man erkennt deutlich die Originale, merkt aber auch deinen eigenen
Stil.
Klaus: Das ist ja
schön, das mal jemand drüber spricht. Die meisten Fans erwähnen die gar
nicht.
Stephan: Als
Sammler und Jäger habe ich als eine der letzten Platten deine „Goes
Classic“ gekauft. Ich war mir erst unsicher, da ich nicht wusste, was mich
da erwartet.
Klaus: Da hast du
auch Glück gehabt, weil der Vertrag mit ZYX ausgelaufen und die Platte
nicht mehr erhältlich ist. Vielleicht bringen wir sie irgendwann mal
wieder raus. Aber im Moment sind diese ganzen Klassiksachen noch nicht als
Widerveröffentlichung geplant.
Stephan: Gibt es
denn für deine neue Oper schon einen Titel?
Klaus: Doch, die
ist komplett fertig und heißt „Die Erfindung der Engel“. Sie ist wie
gesagt in Italienisch gesungen und spielt auf Island. Es ist eigentlich so
eine Geschichte … die Engel in dem Sinne, jetzt mal schwarz/weiß gesagt …
es gibt eigentlich in dem Sinne keine Engel aber der Mensch hat die
irgendwie geclont, mit Genexperimenten halt diese Engel geschaffen.
Deshalb heißt es auch „Die Erfindung der Engel“.
Stephan: Das ist
also eine Kombination aus althergebrachtem und Moderne?
Klaus: Wenn du es
so willst, ja. Das ist halt eben auch so der Bezug zur klassischen
Opernsprache, mit der elektronischen Musik als Hintergrund. Die Musik ist
sehr flächig, sehr ruhig. Und die alte Überlieferung, dass die Engel aus
dem Himmel kommen, hier werden sie halt per Genmanipulation auf der Erde
erschaffen. Die beiden Kontrapunkte sind da drin. Für diese Oper gibt es
aber noch kein Erscheinungsdatum. Es ist noch nichts festgelegt, nicht das
die Leute jetzt denken, die kommt bald raus.
Juli 2005
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