Yagull - Films

Yagull - Films
MoonJune Records / Zozemusic (2012)
(14 Stücke, 56:18 Minuten Spielzeit)

Yagull nennt sich ein Akustik Powerprojekt dessen Kopf der New Yorker Gitarrist und Komponist Sasha Markovic ist. Sasha, aus dessen Feder die meisten Stücke des neuen Albums „Films“ stammen, hat auch Gitarren, Bass, Perkussion, Keyboards und Stimme beigesteuert. Neben ihm sind noch bei einigen Stücken die folgenden Musiker beteiligt: Lori Reddy (Flöte), Sonia Choi (Cello), Eylon Tushiner (Saxophon) und Josh Margolis (Schlagzeug, Keyboards).


Neben einem Dutzend Eigenkompositionen (sowie einem Bonusstück) befinden sich auch zwei Coverversionen auf dem Album. Zum einen ist das Cream’s „White Room“ und „Sabbath Bloody Sabbath“ von Black Sabbath. Ansonsten bietet das Album vorwiegend cineastische Instrumentalmusik, die zwischen Akustiknummern und symphonischen Stücken hin- und herpendeln.

Gleich das eröffnende „Dark“ besticht durch seine Kombination aus Akustikgitarre und Cello. Eine traumhafte Kombination die nicht nur symphonisch, sondern auf eine eigenartige Weise auch folkloristisch zu klingen scheint. Auf „Los Pajaros“ erklingen zunächst sanfte Akustikgitarren, die mich auch an Anthony Phillips erinnern. Dann setzt die Flöte ein, die teilweise Zweistimmig gespielt wird. Auch hier kommt ein gewisses Folk-Appeal auf. Das ist traumhaft und melodiös.

Im folgenden „East“ gehen Akustikgitarre und Saxophon eine Verbindung ein. Das klingt aufgrund der Instrumentierung jetzt sehr melancholisch. Ich kann mir dabei gut eine verregnete, einsame Großstadtidylle vorstellen. „I Feel“ zeigt sich da schon etwas freundlicher. „Summerdreamer“ ist eine Nummer, die durch die zweite Gitarrenstimme einen mediterranen Touch bekommt.

Das Stück „Pulse“ wird wieder von Lori’s Flötenspiel (hier auch zum Teil wieder Zweistimmig) in eine relaxte wunderschöne Sphäre gehoben. Im darauf folgenden „Sound Of M“ schieben sich Akustikgitarre und Cello direkt unter die Haut. Das Cello scheint dabei die Haut anzuheben, unter die sich dann die Gitarrenklänge drücken. Einfach Gedanken fliegen lassen. Bei dem Start von „River“ hatte ich zunächst aufgrund des Akustikgitarrenklanges den Evergreen „House Of The Rising Sun“ im Kopf, doch schnell zeigt sich ein anderes Bild. Sehr schön angelegte Akustikgitarrenmuster verwebt Sasha hier im Alleingang miteinander und baut so ein spannungsgeladenes Feld auf.

Aufgrund des Mandolinen artigen Gitarrenspiels und des Hauptmotives, das in einer etwas verschobenen Tonlage auf einer bzw. zwei Flöten gespielt wird, ist „White Room“ von The Cream nicht sofort zu erkennen. Erst wenn man es weiß, dann hört man das Stück heraus. Vogelgezwitscher und eine Akustikgitarre eröffnen dann eher untypisch „Sabbath Bloody Sabbath“. Das Eingangsmotiv wird hier eher harmonisch und lieblich auf der Akustikgitarre gespielt, während das Original hart daherkommt. Auch dieses Stück haben Yagull so weit verändert, dass man es nicht sofort erkennt. Das macht deutlich, welch unterschiedliche Interpretation den Kern eines Stückes noch wiedergeben kann. Hardrockpuristen werden sich hier wohl eher mit verdrehten Augen und Ohren abwenden, aber mir gefällt diese Interpretation sehr gut, da sie etwas völlig anderes, neues hervorbringt.

Auch die restlichen Eigenkompositionen sind in dem Stil gehalten. Die CD-Hülle weist außen 14 Stücke auf. Im Innenteil ist aber der Hinweis auf ein 15. Bonusstück. Dieses besteht aus dem „Reprise“ des Eröffnungsstückes „Dark“. Der Hauptunterschied ist das fehlende Cello.

Mit dem Album „Films“ zeigt der New Yorker Gitarrist, dass man auch mit reduzierter Instrumentierung eine wunderbare Stimmung und eine klasse Platte machen kann. Mehr als ein, zwei Instrumente braucht es nicht um diese wunderbaren relaxten Stimmungen zu erzeugen. Ein Album, das mich sehr positiv überrascht hat. Wer akustische Musik mag, der sollte hier unbedingt reinhören.

Stephan Schelle, Dezember 2012

   

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