Wonderland – The Best Of

Wonderland – The Best Of
revisitedrec / spv (1973 / 2009)
(20 Stücke, 66:58 Minuten Spielzeit)

Als sich Ende der 60’er Jahre die Popmusik im Umbruch befand, hatte Achim Reichel die Rattles verlassen und seinen Wehrdienst absolviert. Als er diesen hinter sich gebracht hatte, war sein Platz bei den Rattles besetzt und er suchte eine neue Band. „Zu den Rattles konnte ich nicht zurück“, erzählte er 1968 dem „Hamburger Abendblatt“, „da waren schon fünf Leute. Und außerdem war das Image der Band zu sehr gefestigt. Ich musste neu anfangen. Mit einem neuen Konzept, neuem Sound.“


So gründete er eine neue Band, deren Namen über die BILD-Zeitung ermittelt wurde. Es heißt aber auch, dass Ritchie Blackmore, der mit seiner damaligen Band Mandrake Root (Vorgänger von Deep Purple) den Bandnamen Wonderland ins Spiel brachte. Wie es auch gewesen sei, Achim (Bass) versammelte mit den beiden Rattles-Mitgliedern Frank Dostal (Gesang) und Reinhard „Dicky“ Tarach (Schlagzeug) sowie Helmuth Franke (Gitarre) und Les Humphries (Keyboards) eine Gruppe um sich, die den großen Wurf plante.

Als Produzenten hatte sich dieses Quintett keinen geringeren als den seit 1965 für seinen Bigband-Sound berühmt gewordenen James Last an Bord geholt. Last hatte zuvor schon einige hochkarätige Produktionen gemacht.

Mit großem Aufwand wurde die Musikmaschinerie in Gang gesetzt um eine neue Supergruppe zu präsentieren. Die erste Single „Poochy“ schaffte es dann auch bis auf Rang 15 der Charts, allerdings nicht mit der A-, sondern mit der B-Seite „Moscow“. Es folgten weitere Singles, die allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachten und die Gruppe schon recht früh, nämlich im Oktober 1970 zur offiziellen Auflösung der Band brachte. nach ihrer Auflösung brachte die Plattenfirma noch ein Album unter dem Titel „No. 1“ heraus und später veröffentlichte das Karussell-Label noch „The Best Of Wonderland“. Auf der Scheibe waren alle 12 Singles enthalten.

Am 26.07.2009 erscheint nun erneut „The Best Of Wonderland“ mit 20 Titeln (den zwölf Singles plus acht Bonustracks), darunter eine Coverversion von Heintjes „Mama“, die ursprünglich Ende der 60’er von den Bee Gees gesungen werden sollte, dann aber von Wonderland aufgenommen und viele Jahre im Giftschrank verschwunden war. Wenn man diesen gut 1:21 Minuten langen Song hört, dann weiß man, warum er nicht veröffentlicht wurde. Er ist aber als Bonus und Zeitdokument ganz nett. Außerdem gibt es mit „Hey Willie“ und „Mighty Pudding“ noch zwei Stücke, die Reichel / Dostal mit einer vielköpfigen Pick-Up-Formation unter dem Namen Hamburger Blues-Gesang-Verein von 1970 n. e. V. produzierten.

Mit „Moscow“  beginnt die CD. Dieses Stück verbindet die Musik von The Doors mit Beatelementen. Den meisten Stücken der CD ist anzumerken, dass die Musiker aus dem Beat stammen, haben aber auch einige psychedelische, proggige und poppige Elemente zu bieten. „Countdown“ vermischt Beat, Pop und Orchestermusik in einer sehr schönen, treibenden Form. Die Bläser passen hier ausgesprochen gut zur Musik. „Gas Balloon“ wirkt wie eine Mischung aus Beatles, Pink Floyd und einer Art Vorgriff auf den Glamrock, während es sich bei „Burdon“ um einen Bluesrocker handelt. Und auch der energetische Bonustitel „Heya Donna Leya“ klingt so ein wenig nach aufkommenden Glamrock.

Klanglich merkt man den Stücken das Alter nicht an, wurden die Originalbänder doch ganz hervorragend von Eroc remastert, was den Hörer zwischen die Musiker und ihre Instrumente katapultiert. Das 16seitige Booklet enthält darüber hinaus sehr umfangreiche Linernotes.

„The Best Of Wonderland“ ist ein Zeitdokument, dass das Ende des Beat und den Beginn neuer Musikstile aufzeigt. Klanglich einwandfrei können auch musikalisch die meisten Stücke überzeugen, auch wenn von den 20 Titeln einige nicht wirklich mitreißen.

Stephan Schelle, Juli 2009

   

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