Witthüser
& Westrupp – Der Jesuspilz – Live! Walter Westrupp und der in 2017 verstorbene Bernd Witthüser stellten Ende der 60’er bis in die frühen 70’er Jahre das Duo Witthüser & Westrupp dar. Waren ihre Wurzeln in der Folk- und Protestsong-Bewegung begründet, so waren ihre Lieder allerdings vorwiegend auf Klamauk- und psychedelische Elemente aufgebaut. |
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Die
dritte (und erfolgreichste) LP von Witthüser & Westrupp, „Der
Jesuspilz“ wurde im August 1971 im Zuge der Jesusbewegung produziert. Sie
hatte das Buch Geheimkult des heiligen Pilzes von John Marco Allegro zur
Basis. Der Grundgedanke für diese LP war, die Bibel neu zu interpretieren.
So wurde der „Brösel“ zur Uressenz des Lebens erklärt, und Jesus
spricht seine Jünger mit „Jungs“ an. Die Bibeltexte 1. Mose 1 (Schöpfung),
Lukas 3,21–22; 6,13 (Erleuchtung und Berufung), Lukas 9,12–17
(Versammlung), Markus 4,26–32 („Bekenntnis“) und Markus 16,15 (Die
Aussendung) wurden dabei von Witthüser & Westrupp musikalisch umgesetzt
und interpretiert. Es wurden noch einige andere Lieder geschrieben, wie z.
B. „Der Sündenfall“, „Auferstehung und Himmelfahrt“ und „Vision
1“, welche aber – bis auf „Vision 1 (Bauer Plath)“ – nicht veröffentlicht
wurden. Aufgenommen wurde die LP im Studio Dierks in Stommeln und erschien
im August 1971 auf dem von Rolf-Ulrich Kaiser gegründeten Pilz-Label. Die
Uraufführung der „Jesusoper“ fand am 25.11.1971 in der Apostel-Kirche
in Essen statt. Das Medienecho war groß, so dass das Duo danach in über
hundert Kirchen der Bundesrepublik und im Deutschen Fernsehen auftrat. Das
Info der Plattenfirma meinte dazu: „Ihr Kirchenprogramm ist etwas 80
Minuten lang und nicht mit der Schallplatte identisch. Witthüser &
Westrupp haben sich mit ihren Singles in verschiedenen Hitparaden
platziert und garantieren Ihnen eine volle Kirche!“ Davon können
Pfarrer heutzutage nur träumen! Die
vorliegenden Aufnahmen wurden bei der Generalprobe im Jugendzentrum Essen
wenige Tage vor dem ersten Kirchen-Auftritt mitgeschnitten. Ein wahres
historisches Tondokument! Die
Klangqualität klingt, als wäre das Konzert damals mit einem Außenmikrophon
aufgenommen worden. Musikalisch zeigt sich ein etwas surreales Bild, was
durch den psychedelischen Folk von Witthüser & Westrupp sowie die am
christlichen Glauben ausgerichtete Geschichte erzeugt wird. Die Beiden
zitieren einige Inhalte aus der Bibel und wandeln sie ab. Der Grundgedanke
war dabei, die Bibel neu zu interpretieren. Das klingt in der heutigen
Zeit allerdings etwas schräg, war für damalige Zeit aber revolutionär.
Neben Akustikgitarren, Banjo, Flöte und Xylophon kamen auch einige
Percussiongerätschaften wie Gläser oder Töpfe zum Einsatz. Musikalisch
gibt es einige sehr interessante Passagen, allerdings wird man sich das
Album auf Dauer nicht öfter anhören, da es doch antiquiert wirkt.
Diejenigen, die damals dabei waren werden aber ihre Freude an der Livepräsentation
haben. Stephan Schelle, März 2018 |
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