Wishbone Ash – Elegant Stealth

Wishbone Ash – Elegant Stealth
Golden Core / ZYX (2011)
(12 Stücke, 65:52 Minuten Spielzeit)

Wenn man den Namen Wishbone Ash hört, dann kommen dem Musikliebhaber sofort die Twinguitars in den Sinn, die den Sound der Band so beeinflusst und ihn dadurch auch berühmt gemacht hat. Auch wenn es in der Vergangenheit einige Umbesetzungen gegeben hat und sich die beiden Gründungsmitglieder Andy Powell und Martin Turner in zwei verschiedenen Formationen Konkurrenz machen, so hat die Musik von Wishbone Ash auch nach 42 Jahren Bandgeschichte nichts von ihrer Faszination verloren.


Während Martin Turner als Martin Turner's Wishbone Ash durch die Lande zieht, führt Andy Powell den Bandnamen ohne Zusatz weiter. In der Besetzung Andy Powell (Gesang, Gitarre), Bob Skeat (Bass), Muddy Manninen (Gitarre) und Joe Crabtree (Schlagzeug) ist diese Vier-Mann-Besetzung auch schon seit einigen Jahren unterwegs. Mit dem Deep Purple-Organisten Don Airey haben sich die Vier dann für ihr Instrumentalstück „Mud-Slick“ auch noch einen Gastmusiker eingeladen, der in diesem Stück seine Hammond B3 Orgel einbringt.

Am 25.11.2011 erschien nun das neue Studioalbum unter dem Titel „Elegant Stealth“. Und dieses neue Album geht auch gleich furios los, so als wollten es Andy & Co. erst mal allen zeigen, dass sie noch so gut wie eh und je sind. „Reason To Believe“ ist ein Stück, das sowohl die Qualitäten von Wishbone Ash, als auch knackigen Rock mit radiotauglicher Melodie verbindet. Der Song setzt sich sofort im Ohr fest und macht Hoffnung auf mehr.

Der Bass von Bob eröffnet den zweiten Song „Warm Tears“, der eine Spur jazzig und bluesig daherkommt. Vor allem der Refrain versprüht die so beliebte Wishbone Ash Atmosphäre und auch die Twinguitars dürfen hier nicht fehlen. Das fast balladeske „Man With No Name“ hat ebenfalls eine tolle Melodieführung und schmeichelt sich so von hinten ins Ohr. Eine Nummer, die live für Feuerzeugstimmung sorgen wird. Sehr gut gefällt mir hier das - viel zu kurze - bluesige Gitarrensolo in der Mitte des Songs.

Mit mittelalterlichen Rhythmen startet „Can't Go It Alone“ und man meint nun einen Mittelalterrocksong zu bekommen, doch weit gefehlt, nach dem Intro startet die Band mit gewohnten Rock. Dann aber wechselt die Stimmung erneut und Andy singt hier eine unglaublich weiche Melodie die im Refrain dann etwas rockiger wird. Ein toller Song, der durch die Violine (wer sie spielt, ist in meinen Unterlagen nicht auszumachen) eine besondere Note bekommt. Auch wechseln die Vier in dem Song einige Male die Struktur. Das ist klasse gemacht und hätte ich so nicht erwartet.

Ein weiterer Radiosong ist dann noch mit „Give It Up“ auf der CD, bei dem Wishbone Ash sehr kommerziell klingen, was ihnen aber erstaunlicher Weise gar nicht mal so schlecht zu Gesicht steht. So ein bisschen Westcoast-Feeling kommt hier auf, denn die Jungs bewegen sich beispielsweise damit im Fahrwasser von den Eagles.

Mit „Searching For Satellites“ kommt eine weitere balladeske, verträumte Nummer mit herrlichem Satzgesang. Augen zu und träumen. Es folgt „Heavy Weather“, bei dem die Jungs noch ihre Handbremse angezogen haben und atmosphärischen Rock zum Besten geben. Bluesrock vom feinsten gibt es dann mit dem Instrumental „Mud-Slick“, bei dem Don Airey (Deep Purple) in die Tasten seiner Hammondorgel greift. Ein mitreißendes Stück mit stampfendem Rhythmus.

Wieder wird ein Song mit einem fetten Bass eröffnet, dieses Mal heißt der Track „Big Issues“. In diesem über siebenminütige Song wechseln Wishbone Ash auch wieder die Melodie- und Rhythmusstruktur, so dass im Mittelteil der Bluesrock wieder zum Einsatz kommt. Es folgen das außergewöhnliche „Migrant Worker“ (ungewöhnlicher Rhythmus und tolle Gitarren im Instrumentalteil) und das mit herrlichen Gitarrenläufen ausgestattete „Invisible Thread“. Nach fünf Minuten ist „Invisible Thread“ beendet, doch noch nicht die CD, denn nach einer etwa einminütigen Pause kommt noch ein Hidden Track. Hierbei handelt es sich um einen Remix des Stückes „Reason To Believe“. Der Remix ist ein bisschen auf Dancefloor getrimmt.

Mit „Elegeant Stealth“ ist Wishbone Ash ein Album gelungen, das ich so nicht mehr von ihnen erwartet hätte. Die einzelnen Songs weisen die typischen Zutaten von Wishbone Ash auf, haben aber neben tollen und eingängigen Melodien auch noch eine Frische zu bieten, die der Band wirklich gut steht. Mit dem neuen Album zeigen Andy & Co. das sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Man darf gespannt sein, wie die Songs live interpretiert werden. Ein tolles Album im 42. Jahr ihres Bestehens.

Stephan Schelle, Dezember 2011

   

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