White Rose Transmission – Happiness At Last
Sireena Records / Broken Silence (2020)
(12 Stücke, 42:44 Minuten Spielzeit)

1995 gründete Carlo van Putten – damals wie heute bei The Convent und zwischenzeitlich bei Dead Guitars aktiv – White Rose Transmission zusammen mit Adrian Borland (The Sound). Der Startpunkt war dessen bekanntester Song „Winning“, der in einem gänzlich neuen Akustik-Arrangement auch auf „Happiness at last“ zu hören ist. Van Putten coverte ihn seinerzeit mit The Convent und fragte bei Borland nach, ob er mit der Version einverstanden sei. 


Das war er so sehr, dass er direkt mit auf Tour ging und das Stück Abend für Abend gemeinsam mit der deutsch-niederländischen Band sang. So markierte dieses Lied den Beginn einer wundervollen Freundschaft, die nach dem White Rose Transmission-Debütalbum und dem meisterhaften „700 miles of desert“ im Jahr 1999 abrupt mit dem Suizid Borlands endete.

White Rose Transmission aber existierten weiter, das Projekt wurde offener, einzige Konstante und Kern blieb Carlo van Putten. Mit ihm waren Musiker wie Amanda Palmer (Dresden Dolls), Marty Wilson-Piper (The Church, Alle About Eve), Mark Burgess (The Chameleons) oder Frank Weyzig (Clan Of Xymox, Born For Bliss) beteiligt. Aktuell gehören neben Kurt Schmidt (Twelve Drummers Drumming) Robert Smeekes und Thomas Marcin von der niederländischen Band Aestrid zur Besetzung. Mit letzteren geht van Putten auch regelmäßig auf Wohnzimmer-Tourneen durch Europa.

White Rose Transmission bietet auf dem neuen Album „Happiness At Last“ handgemachte Musik mit vorwiegend akustischen Instrumenten. Die Musik klingt dadurch recht intim. Mit einer sehr harmonischen Melodie und dieser intimen Stimmung beginnt dann auch das Album mit dem Song „Dimmer“. Gleiches gilt auch für das schöne „Machinery Of Grace“, bei dem Streichersounds eine wohlige Stimmung erzeugen. Man kann diese Songs am Besten vor dem brennenden Kamin oder eingemummelt in eine warme Decke in dieser kalten Jahreszeit mit einer Tasse dampfenden Kaffee oder Tee genießen und sich in den Stücken verlieren.

In „Fairweight“ wird der Sound um eine sehr schöne Pianopassage ergänzt, während „Fingertips“ zu Beginn Windgeräusche einbindet, was einen die Decke noch höher ziehen lässt. Markant ist dann in „In June“ die Percussion, die leicht dumpf aus den Boxen klingt und den melancholischen Touch unterstützt. Die restlichen Songs versprühen das gleiche Feeling, während „Soul Ambulance“ gar Popappeal aufweist und die Akustikgitarre in „False Light“ gar an frühe Genesis erinnern.

Die Stücke verströmen eine gewisse Melancholie, die aber wiederum auch die Seele streichelt. „Happiness At Last“ ist daher Musik für die kalte Jahreszeit, in der man sich im heimischen Wohnzimmer mit Wärme umgibt und sich dabei träumend der Musik hingibt.

Stephan Schelle, November 2020

   

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