Waldgeist-Kartell - Idiot im Wunderland
Prosodia (2021/2022)
(12 Stücke, 45:05 Minuten Spielzeit)

Waldgeist-Kartell nennt sich eine Hamburger Band, die sich bereits im Jahr 2016 gegründet hat. Das Waldgeist-Kartell besteht, laut Homepage der Band, derzeit aus Micha (Leadsänger, Gitarrist, Ukulelenarsch und manchmal Basser), Daniel (Leadgitarrist), Bene (Basser und Sänger, manchmal Gitarrist), Coco (Schlagzeuger und Sänger) und Benno (Texter, Organisator und Rapper). Sie selbst bezeichnen ihren Stil als eine Mischung aus Balladen mit Screamo, Reggea mit Pop-Punk, Gipsy-Jazz mit Breakdowns und Hip-Hop mit Latinjazz.


„Idiot im Wunderland“ ist, nach einer EP und dem Demoalbum „Hexenwerk“ der erste Longplayer der Band. Die CD erscheint in einem vierseitigen Digipack mit 24seitigem Booklet, in dem sich alle Texte befinden. Digital erschien das Album bereits am 29.10.2021 und physisch Anfang 2022.

Der Pressetext gibt zum Album folgende Info: Ein rosa Kaninchen reicht uns die Hand und nimmt uns mit in eine wundersame Welt. Auf unserer Reise begegnen uns allerlei Unwägbarkeiten und Unzulänglichkeiten, seien es politisch Verwirrte, Süchte oder die Depression. Das Konzeptalbum „Idiot im Wunderland“ konfrontiert uns mit Wut und Trauer, ermutigt sich dieser zu stellen und dadurch einen Ausweg zu beschreiten. Zwölf Songs unterschiedlicher Coloeur, die keine Angst vor Genregrenzen aufweisen, ohne dabei den folkig-punkigen Waldgeist-Charakter zu verleugnen. Und so begleitet uns auch einer der Musiker im Booklet im Hasenkostüm.

Ein Dutzend eigener Songs befinden sich auf dem Album, bei dem sich die Band bei vier Stücken Unterstützung geholt hat bzw. eine Kollaboration mit „Arm & Dämlich“, „Metaltute“, „In Scherben“ und „alena“ eingegangen ist.

Die Band zum Album: „Idiot im Wunderland“ ist eine schonungslose (Selbst)Betrachtung, eine intensive Reise, eine Wiedergeburt anarchischen Charakters. Folgen wir dem Kaninchen und sehen, was mit uns passiert! „‚Idiot im Wunderland’ hat uns verändert. 1,5 Jahre haben wir intensiv an diesem Album gearbeitet und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Angefangen hat alles Ende 2019 mit einem fast kompletten Wechsel der Bandmitglieder und der Hinzunahme von Schlagzeug und Bass. Am Ende stehen unser Verschmelzen zu einer echten Einheit, gebrochene Herzen, neue Jobs, Umzüge, alte und neue Krisen und ein musikalisches Manifest dessen, woran wir glauben: Freiheit, Liebe, Anarchie und Kunst!“

Das Einzige, worauf sich die Band festgelegt hat, ist das sie akustisch sind, also ohne elektrische Gitarren musizieren. Aktuell benutzen die fünf Bandmitglieder, Bass, zwei Akustikgitarren, Cocktailschlagzeug und bis zu fünfstimmigen Gesang.

Dieser Gesang kommt dann auch gleich im Opener „Idiot im Wunderland“ zum Tragen, bei dem die Band sich mit ihrem mehrstimmigen anhört wie Die Prinzen. Nach dem Acapella-Beginn kommen dann die akustischen Instrumente hinzu. Ein klasse Song.

Bei dem Song „Die letzten Assis“ werden sie dann von Arm und Dämlich unterstützt. Dabei handelt es sich um einen knackigen Song, der eine Menge Punkappeal besitzt und durch Bläsersätze eine besondere Note bekommt. Teilweise geht das in Richtung von Bands wie Die Toten Hosen.

Metaltute unterstützt das Waldgeist-Kartell dann im Song „Kulturrevolution“, der einen Stilmix von Reggea, Jazz (durch die Klarinette), Singer/Songwriter und einer Portion Punk darstellt. Akustischer Rock verspricht dann „Kulturkritik“ mit In Scherben. In dem Song gehen sie mit den Rechten ins Gericht und bekennen deutlich Kante zur aktuellen Lage. Dort heißt es unter anderem „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand Pflicht. Wir spucken nicht auf Rechts, wir spucken Rechten ins Gesicht“ und prangern darüber hinaus die Doppelmoral des Staates an.

„Verkünder vom Untergang“ feat. Alena ist ein eingängiger Rocksong, der als Kontrast zur Musik die Situation unseres Planeten beschreibt, auf dem es nicht nur 5 vor 12 ist, sondern schon den Anfang von dem Untergang der Welt darstellt. Das ist zwar drastisch, aber die Lage ist in der Tat recht ernst.

Atmosphärisch im Singer/Songwriter-Stil beginnt dann „Kreislauf der Verwertung“ und wandelt sich zu einem eingängigen Popsong. Ein leicht jazzig angehauchter 0:53sekündiger „Interlude“ sorgt für einen kurzen instrumentalen Break. Danach geht es mit dem rhythmischen Rockabilly in „Inside Out“ weiter. So ein bisschen nach Thomas D. von den Fanta Vier klingt der Gesang zeitweise im Stück „Schattenkind“. Fast schon proggig mit Hip Hop kommt dann „Krieger“ daher. Und nach dem gesprochenen „Epilog“ endet das Album dann mit dem Bonustrack „Aber“, der live im Studio eingespielt wurde.

„Idiot im Wunderland“ ist ein sehr abwechslungsreiches und gut gemachtes Deutschrockalbum bei dem das Waldgeist-Kartell einen bunten musikalischen Mix bietet, der Spaß macht.

Stephan Schelle, März 2022

   

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