Via Obscura - Traum

Via Obscura - Traum
Woodhouse Records / intergroove (2009)
(9 Stücke, 42:45 Minuten Spielzeit)

Via Obscura, das sind Anne-S. Thinius (Gesang, Piano, Keyboards), ihr Bruder Alexander Thinius (Schlagzeug, E- und Akustik-Gitarre, Orchesterkomposition und Programming) sowie André Manke (Bass). Bei Liveauftritten unterstützt sie darüber hinaus Attila Kornel an der Gitarre. „Traum“, das am 16.10.2009 erschienen ist, stellt das Debütalbum des Münsteraner Trios dar, das sich stilistisch irgendwo zwischen Gothic, Doom, Mittelalterrock und kraftvollem, symphonischen Rock bewegt und mit deutschen Texten aufwartet.


Ein Piano-Intro wie bei einem Trauermarsch, eröffnet den ersten Song des Albums „Sie“. Aber schon nach wenigen Momenten kommen Gitarre und Schlagzeug hinzu und sobald Anne’s Stimme einsetzt bekommt das Stück eine gewisse melancholische Zartheit, die durch kraftvolle Instrumentierung konterkariert wird.

Eine Basslinie startet in den nächsten Track „Substanz“, das neben Hard-Rock-Gitarren trotz alledem sehr klassisch klingt. Der klassische Touch kommt vor allem durch Streichersounds und Piano sowie dem Gesang von Anne ins Spiel. Ebenfalls recht symphonisch – streckenweise wie zum Beispiel bei der Krautrockband Novalis, auch wenn dieser Vergleich etwas hinkt – stellt sich das Titelstück dar.

Balladesk kommt „Schicksal“ und wirkt mit seinen abwechslungsreichen Strukturen recht komplex. In „Winter“ eröffnet zunächst wieder eine Basslinie das Stück, das teils morbide, teils psychedelisch wirkt. Der Song hat eine eigenartige Ausstrahlung, die aber eine faszinierend Wirkung hat. Jazzig beginnt „Gran“, das zunächst von Bass, Piano und sanftem Schlagzeugrhythmus bestimmt wird. Dieser gemächliche Beginn steigert sich aber im Laufe des Stückes an einigen Stellen. Nach „Stille“ kommt das etwas mehr als zweiminütige unbetitelte Instrumental, das sehr klassisch, wie ein Soundtrack für einen Historienfilm oder ähnliches wirkt und nahtlos in den abschließenden Instrumentaltitel „Weg“ übergeht, der durch seine Spinett artigen Klänge und die Perkussion recht mittelalterlich klingt. Bei diesem Stück stelle ich mir vor, wie ich durch eine Schlossähnliche Anlage wandele.

„Traum“ ist ein gelungenes Debüt, das eingängige bis vertrackte Melodien aufweist und trotz seiner kraftvollen Rockpassagen eine gewisse Melancholie ausströmt, ohne aber in Weltuntergangsstimmung zu versinken. Dabei werden stilistisch Gothic, Mittelalter sowie symphonischer Rock perfekt mit in das Klangbild eingewoben. Und doch bewegen sich die einzelnen Songs abseits jeder normalen Hörgewohnheit. Ein Debüt, das mir sowohl von der melodischen, wie von der klanglichen Seite (Siggi Bemm, der auch schon Bands wie The Gathering, Tiamat, die letzte Instanz oder Joachim Witt produziert hat, ist hier für den Klang verantwortlich) her gefällt.

Stephan Schelle, Oktober 2009

   

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