Unplaces - Changes
Tangrami / Timezine Records (2018)
(14 Stücke, 58:02 Minuten Spielzeit)

Die Band Unplaces veröffentlichte ihr erstes Album mit dem Titel „Changes“ am 01.06.2018. Aber Stopp!!! Es ist nicht das erste Werk, das die Band, bestehend aus Dorette Gonschorek (Gesang, Gitarre, Trompete, Sounds), Petra Franetzki (Bass) und Daniel Fasold (Schlagzeug) herausgebracht haben. Bereits im Jahr 2014 erschien das Debütalbum „Time“, gefolgt von der 2016’er EP „Ambition“, allerdings unter dem Namen NRT.


Der neue Output „Changes“ stellt somit in mehrfacher Form eine Veränderung der Band dar. Neben dem Konzept des Albums, einer neuen Herangehensweise beim Songwriting ist es vor allem auch die Änderung des Bandnamens. Der Namenswechsel von NRT zu Unplaces ist schlicht dem Umstand geschuldet, dass die Band unter der alten Bezeichnung in der Web-Konkurrenz zum gleichnamigen Fernsehsender NRT zunehmend den Kürzeren zog. Da sage noch einer, die digitale Welt würde uns nicht beeinflussen.

Laut Pressetext schließt die Band aber nahtlos an den Stil an, wo NRT aufgehört haben. Spielerisch kombiniert das Trio kraftvolle Gitarren mit leidenschaftlichen Gesängen, rollt weiche Keyboardteppiche über mechanische Drum-Schablonen und verwebt Wave, Rock und Post-Punk mit vorsichtigen Pop-Elementen zu einem abwechslungsreichen Schauspiel leicht-herziger Schwermut. Die lyrische Komponente der 14 Stücke nähert sich dem gewählten Themenkomplex hingegen kritisch mit der Frage nach Sinn und Selbstbestimmtheit in Zeiten von Medialisierung, Informationsflut, Globalisierung und Konsumzwang. Wie soll man Schritt halten mit dem permanenten Wandel der Gesellschaft oder besser noch mit den Worten des Titelstückes gefragt: What are changes for?

Musikalisch bieten Unplaces auf ihrem Album „Changes“ eine sehr gute Mischung aus Wave, Rock und Post-Punk mit Pop-Elementen. Dorette hat eine sehr markante und eindringliche Stimme, die gleich im fetten Opener „Utopian Dream“ gut zur Geltung kommt. Die Band spielt in diesem ersten Stück mit der Dynamik, in dem sich kraftvolle mit ruhigen Passagen abwechseln.

Electropop kommt dann in „Escape“ auf, bei dem die Trompete dem Stück eine gewisse Würze verleiht. Dorette’s Stimme zeigt sich hier in einer Kombination von Stimmlagen mehrerer bekannter Vocalisten. Mir kommt hier unter anderem Marianne Faithfull in den Sinn. Sehr elektronisch geht es dann auch im Titelstück weiter, das mit druckvollen, rockigen Rhythmen aufwartet. Eine tolle Kombination.

Neben den eigenen Stücken findet sich auch noch eine Coverversion des Talk Talk-Hits „Such A Shame“ auf dem Album. Die Band hält sich nah am Original und hat nur Nuancen verändert. Damit haben sie zwar eine interessante und schöne Fassung auf dem Album, kommen aber an das Original nicht heran.

„Reset“ wandelt von melancholischen hin zu treibenden Gefilden: der Song geht sofort ins Ohr und fesselt von der ersten Sekunde an. „Downshifting“ wirkt dagegen wie eine Mischung aus The Prodigy und Anne Clark und „Insight“ offenbart gar atmosphärischen Rock. Electropop mit einem tollen Groove und eingängiger Melodie bietet das radiotaugliche „Freedom“. Es folgen das mit vertrackten Rhythmen versehene „Pseudo Reality“ und die düstere Downtemponummer „Against Ourselves“. Unplaces zeigen eine große Vielseitigkeit auf ihrem neuen Album.

Die CD erscheint in einem sechsseitigen Digipack, in das ein 15- und ein 19seitiges Booklet eingeklebt sind. Diese aufwendige Aufmachung mit den stimmungsvollen Bildern und den Songtexten macht viel her und sticht sofort ins Auge.

„Changes“ von der deutschen Band Unplaces ist ein sehr gutes Album, das Wave, Rock, Post-Punk und Pop-Elemente perfekt miteinander verbindet. Herausgekommen ist ein sehr abwechslungsreiches, stimmiges Album.

Stephan Schelle, Juni 2018

   

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