Tunto - Yty
aani Records (2021)
(12 Stücke, 49:11 Minuten Spielzeit)

Hauptakteure der finnischen Band Tunto sind Matti Wallenius (er allein spielt mehr als 20 Instrumente auf dem Album) und Petri Heimonen (er spielt zahlreiche Blasinstrumente wie Klarinette, Saxophon, Flöten), die unter Mitwirkung weiterer elf Gastmusiker ihr mittlerweile sechstes Album mit dem Titel „Yty“ im Frühjahr 2021 herausbringen. Seit ihrem Vorgänger „Ilona“ sind allerdings schon drei Jahre ins Land gegangen. 


Die Kompositionen der zwölf Stücke, deren Laufzeiten von 1:09 bis 5:13 Minuten Spielzeit betragen, stammen wieder aus der Feder von Matti Wallenius. Dabei hat er wieder zahlreiche musikalische Stilrichtungen in seinen Stücken vereint.

Los geht es mit dem 3:55minütigen „Manna Music“. Der Beginn klingt zunächst etwas schräg, wandelt sich aber sobald die weiteren Instrumente mit einsetzen und einen leicht Jazz-/Folk-/Wolrdmusic-Touch bekommt. Das Stück hat - trotz der ungewöhnlichen Klänge - einen gewissen Charme. Dem folgt das fünfminütige „Silk Road Music“, bei dem sich Tunto der alten Seidenstraße widmen. Sehr rhythmisch wird dieser Track von Percussioninstrumenten getragen, auf denen sich dann leicht schräge Harmonien/Melodien entfalten. Das Saxophon bringt dabei eine jazzige Note ins Spiel.

In den Süden geht es dann mit dem Stück „Mediterranean Music“ das wieder durch perkussive Rhythmen getragen und mit ethischen Elementen und Gitarren verziert wird. Ein treibender Track. Das 4:13minütige „Convoy Music“ zeigt sich dagegen von seiner atmosphärischen Seite und klingt wie ein Kamelritt durch die sengende Wüste. Sehr melodisch und jazzig kommt dann das 4:25minütige „Poodle Music“ daher, was vor allem wieder an dem herrlichen Saxophon liegt. Einer der melodischsten Stücke auf „Yty“.

Das 1:10minütige „Strongman Music“ ist eine Kombi aus rhythmischen elektronischen Sounds und einem jazzigen Saxophon und Schlagwerk, welches vornehmlich mit dem Besen bearbeitet wird. Ein lustiger Track. In dem 3:51minütigen „Truebschachemusig“ kommt dann gar ein atmosphärisches Jodeln des Schweizers Rudolf Merz hinzu, was dem Stück eine ganz besondere, alpine Eigenheit verleiht.

Das 4:30minütige „Steam Engine Music“ hat einen treibenden, mitreißenden Rhythmus zu bieten, auf den sich dann die Saxophonstimmen legen. Ein Tribal artiges Stück. Mit dem vierminütigen „Musica Alla Conquista Dello Spazio“, in dem es auch um die italienische Weltraumforschung in den 50er und 60er Jahren geht, bereisen Tunto musikalisch den Weltraum. Akustikinstrumente, die ein italienisches Flair aufkommen lassen, treffen hier auf atmosphärische Sounds. Eine Stimmung aus dem mittleren Osten kommt dann in „Jericho Music“ auf, während „Crow Dancing Music“ eine tanzbare Jazzvariante bietet und das Album dann mit dem 3:27minütigen „Farewell Music From Betelgeuse“ in einem Soundgewebe endet.

Auch das neue Album der Finnen ist nicht einfach zu konsumieren, da die Summe der einzelnen Elemente, bestehend aus Jazz, Worldmusic, ethnischen Klängen und elektronischer Musik nicht so schnell aufzunehmen sind. Wie auf dem Vorgänger wirken die Stücke teilweise recht eingängig. Allerdings muss man sich auf diese Musik einlassen. Mein Tipp daher, vorher Probehören.

Stephan Schelle, Mai 2021

   

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