Tunto - Huvi
Aani Records (2014)
(10 Stücke, 48:59 Minuten Spielzeit)

Das Musikprojekt Tunto stammt aus Finnland. Hatte ich über das 2009’er Album noch geschrieben, dass es sich um ein Trio handelt, so scheint nun der Hauptakteur dieses Projektes der Multiinstrumentalist Matti Wallenius zu sein. Neben ihm ist auch wieder Petri Heimonen an der neuen Produktion beteiligt, der an verschiedenen Blasinstrumenten zu hören ist. Darüber hinaus hat sich Matti noch fünf weitere Gastmusiker bei der Einspielung des neuen Albums „Huvi“, das so viel wie Vergnügen bedeutet, ins Studio geholt.


Entstanden sind zehn Stücke mit Laufzeiten zwischen 3:34 und 5:52 Minuten Länge. Musikalisch bietet das neueste Album, das im Sommer 2014 erscheinen ist, eine Mixtur aus Jazz, Worldmusic, ethnischen Elementen und elektronischer Musik. Verpackt ist das Ganze in einem vierseitigen Papersleeve in deren Innenteil einige wenige Informationen abgedruckt sind. Die Stücke selbst tragen alle den Zusatz „Music“, was auf unterschiedliche Stimmungen hinzuweisen scheint.

Recht außergewöhnlich ist der Beginn der CD. Das Stück „Chicken Music“ eröffnet den Reigen der zehn Stücke mit einer eigenartigen Atmosphäre, die von mehreren Saiteninstrumenten getragen und mit einigen Flötenklängen verziert wird. Das klingt jazzig und eine Spur verschroben, hat aber seinen ganz eigenen Reiz. Man hat das Gefühl, als würden mehrere Musiker erst einmal durcheinander spielen und doch entsteht aus diesem scheinbaren Chaos ein geordnetes Ganzes.

Wie Zirkusmusik (im positiven Sinne gemeint) oder ein Soundtrack zu einem französischen Film (hier stelle ich mir einen Gang durch eine Altstadt mit verwinkelnden Gassen vor) wirkt das zweite Stück „Balloon Music“. Auch hier ist der jazzige Ansatz nicht zu übersehen. Dem folgt mit „Midnight Music“ ein von einem Saxophon getragener Track, der wie ein mitternächtlicher Spaziergang wirkt. Sanft und langsam schlendert die Musik dahin, so als würde man von einem Besuch einer Gaststätte langsam durch die nächtliche Atmosphäre nach Hause gehen.

„Stalking Music“ wirkt wie aus einem alten Agentenfilm, „Camel Riding Music“ wirkt dagegen durch seine Instrumentierung und der Flöten wie eine flirrende Fata Morgana. In „Couscous Music“ stehen die Saiteninstrumente wieder im Vordergrund, die eine jazzige von Worldmusic durchzogene Atmosphäre bieten.

Weitere ungewöhnliche Titel sind „Giraffe Music“ bei dem die Rhythmusgitarre stoisch aber recht funky den Takt vorgibt, während Akustikgitarren und Klarinette eine eigentümliche, jazzige Klangsymphonie kreieren, „King Kong Music“ mit einer recht eigentümlichen Klangzusammenstellung, die über weite Strecken reduziert wirkt, eine musikalische Geschichte zu erzählen scheint und nicht leicht zu konsumieren ist sowie das abschließende „Sandcastle Music“, bei dem das Saxophon eine melancholische, jazzige Melodie spielt.

Die Musik des finnischen Musikprojektes Tunto ist nicht einfach zu konsumieren, da die Summe der einzelnen Elemente, bestehend aus Jazz, Worldmusic, ethnischen Klängen und elektronischer Musik nicht so einfach aufzunehmen ist. Auf diese Musik muss man sich einlassen. Mein Tipp daher, vorher Probehören.

Stephan Schelle, November 2014

   

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