Toni Kater – Die schönen Dinge sind gefährlich
RecordJet / Edel (2020)
(13 Stücke, 46:29 Minuten Spielzeit)

Die in Berlin beheimatete Musikerin und Autorin Anett Eckleben firmiert als Toni Kater und veröffentlichte im Jahr 2004 ihr Debütalbum „Gegen die Zeit“. Seither sind sechs Alben erschienen, Album Nummer Sieben kommt Anfang 2020 auf den Markt und trägt den Titel „Die schönen Dinge sind gefährlich“. Toni Kater besitzt seit 2011 ein eigenes Plattenlabel, komponiert Musik für Theater und Film und hat darüber hinaus schon drei Bücher veröffentlicht. Eine vielseitige Frau. Ihr aktuelles Album ist mein erster Kontakt zu der Musikerin und Sängerin, daher kann ich nichts zur Entwicklung sagen.


Fast im Alleingang hat sie die 13 Stücke des Albums eingespielt, deren Laufzeiten zwischen 2:11 und 4:36 Minuten liegen. Hilfe hat sie sich bei Jan Terstegen, der mit seiner E-Gitarre den Song „Bist du noch bei mir“ veredelte, bei Zoé Cartier, die auf vier Stücken Cello spielt und bei Rudolph Moser der den perkussiven Abschlusstitel „Bon Tuyan“ mit seinem Schlagzeugspiel untermauert, geholt.

In der totalen Reizüberflutung wollte sie sich auf die Schlichtheit des Liedes konzentrieren und auf allzu viele synthetische Klänge verzichteten. Die Musik als Insel. Pur und unversteckt. Und genau das gelingt ihr vom ersten Ton an.

Schon im ersten Song „Ich will leben“ zeigt sich die ganze Strahlkraft von Toni Kater’s Musik, denn die Berlinerin hat eine sehr einfühlsame Stimme, die sofort unter die Haut geht. Musikalisch hat sie die Stücke dabei sehr atmosphärisch angelegt – vorwiegend am Piano vorgetragen - und baut damit eine sehr intime Stimmung zum Hörer auf. Ihre Texte sind sehr poetisch gestaltet und sie spielt förmlich mit den Worten. Beides zusammen fesselt vom ersten Moment an. Im ersten Song „Ich will leben“ thematisiert sie, dass die Individualität jedes Einzelnen wichtiger ist, als die Dinge, mit denen wir uns umgeben. Das Leben steht deutlich im Mittelpunkt.

„Bist du noch bei mir“ ist ein melancholisches, poetisches und wunderbares Liebeslied, in dem Toni Kater fragt ob ihr Partner immer noch da ist, wenn sie alt und hässlich ist, ihr Königreich zerrinnt oder schwach und müde ist. Der Song geht richtig unter die Haut, dafür sorgt auch das von Zoé Cartier gespielte Cello. Und diese Stimmungen ziehen sich durch das komplette Album, das einfach nur hinreißend ist.

Der einzige elektronische Track ist „Jeder für sich“, der mit einem pumpenden Beat beginnt und bei dem Toni zunächst in Sprechgesang verfällt, der Vergleiche zur britischen Poetin Anne Clarke zulässt. Im Refrain singt dann Toni eine eingängige Melodie, die Richtung Pop weist. Sehr poetisch ist aber wiederum der Text. Ein klasse Song.

Weitere Songs, die herausstechen, sind „Dieser Augenblick“, der mit experimentellen Klängen beginnt, sich dann aber in einen ambienten und recht nachdenklichen Song, der zum Ende an Druck gewinnt, wandelt, das recht elektronisch angelegte „Mosaik“ sowie das abschließende „Bon Tuyan“, das von Rudolph Moser’s Schlagzeug bestimmt wird.

Mit ihrem neuen Album „Die schönen Dinge sind gefährlich“, deren CD in einem vierseitigen Papersleeve mit achtseitigem Booklet, in dem alle Texte abgedruckt sind, erscheint, ist Toni Kater ein wunderbares Werk gelungen. Mit ihrer Stimme, dem Sound, der poetischen Ausdrucksweise und den Melodien nimmt sie vom ersten Moment an gefangen. Ein Album das süchtig macht.

Stephan Schelle, März 2020

   

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