Tim „Doc
Fritz” Liebert - ÜberLandFahrt Tim Liebert, der den Spitznamen „Doc Fritz“ trägt, ist mir bis dato musikalisch noch nicht begegnet, daher zunächst einige Infos aus dem Pressetext: Er gehört wohl zu den umtriebigsten Vertretern der thüringisch-sächsischen Folkszene. Seit über 20 Jahren ist er auf Bühnen in Deutschland, aber auch im Ausland präsent. Dabei kam er über die Beschäftigung mit der eigenen Tradition zunächst zur irischen Musik. So spielte er in diversen Irish-Folk-Bands (Ginster, Publiners, Garlic & Onions). Durch einen längeren Aufenthalt in den USA und die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Geigerin Mary-Ann McAllister wurde sein Interesse an der traditionellen Musik der amerikanischen Ostküste geweckt. |
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Unterwegs
zu sein – musikalisch und physisch –, war für ihn schon immer wie
Feuer unterm Kessel. Sein neues Solo-Album ist daher eine über die Jahre
gewachsene Sammlung an Impressionen von schrägen Charakteren über
ratternde Zugfahrten bis hin zur Suche nach den eigenen Wurzeln. Neben
selbst Verfasstem bietet es Vertonungen von Ringelnatz oder
„weitergeschriebene“ traditionelle Lieder. Obwohl man in seiner Musik
den wilden Balkan, Pubs am Atlantik oder die Tanzmusik der Appalachen hören
kann, basiert sie doch auf der eigenen Tradition. Alle Stücke wurden für
Waldzither und Mundharmonika geschrieben und haben damit ein
unverwechselbares musikalisches Gewandt und einen hohen Grad an
Authentizität. Also
schnüren wir unseren Rucksack und folgen Tim Liebert (Gesang, Bass- und
Diskant-Waldzither, Mundharmonika, Mandoline, Banjo, Stomp), begleitet von
Lisa-Lou Pfeiffer (Bratsche, Gesang), Pauline Pfeiffer (Geige, Gesang),
Antje Holzbauer (Geige), Irina Storozev (Akkordeon, Cajon), Josa
(Mundharmonika, Gesang) und Rüdiger „Rudi“ Mund (Gesang), auf seiner
musikalischen Reise. Interpretiert werden die Songs dabei in deutscher
Sprache. Dass
es die Texte in sich haben zeigt mal gleich das eröffnende „Oles
Boot“. In diesem Song geht es darum das Ole seiner Frau mitteilt, er würde
sich ein Boot bauen, aber in Wirklichkeit fertigt er schon mal einen Sarg
für sich an. Musikalisch zeigt sich der Song im Liedermacher-/Folkgewand.
Trotz des leicht morbiden Textes wirkt die Musik doch treibend und
frohsinnig. Während
sich Tim Liebert im Stück „Zurück“, einem Song mit sehr
melancholischer Melodieführung, die Frage stellt „Wo gehör ich hin“,
das bei einer Fährfahrt über die Elbe entstanden ist, schildert er in
„Durch die Ebene / Zug nach Brašov / Überlandfahrt“ Beobachtungen
einer realen Zugfahrt, die er von Sibiu nach Brašov unternommen hat.
Dabei wird von ihm die „Freiheit im wilden Osten“ beschrieben. Der
Rhythmus in diesem Stück, der durch Perkussion, Saiteninstrument und
Geige vorangetrieben wird, ähnelt der einer Zugfahrt und unterstützt
damit diese Atmosphäre. Ein klasse Song. Mit
Humor tritt Tim dann für den „Blues vom Recht auf Nichtstun“ im Song
„Dieser Tag“ ein (dieser Song enthält Bluesanteile). Und Recht hat
er, denn manchmal kann man nichts erzwingen und es macht Sinn mal eine
Pause einzulegen. Im Stück „Die Gedanken (zu dir)“ hat Tim dann den
Text „Zu dir“ von Joachim Ringelnatz vertont. Hier kommt eine Spur
amerikanischer Folk auf. Daneben finden sich mit den Stücken „In voller
Fahrt / durchs Delta der Gleise“ und „Ade zur guten Nacht“ noch zwei
Songs auf dem Album, die auf Grundlage von Traditionals beruhen. „Überlandfahrt“
von Tim „Doc Fritz“ Liebert ist ein Liedermacheralbum das alles andere
als angestaubt klingt. Vielmehr werden hier verschiedene Stilistiken
benutzt und mit teils nachdenklichen Texten kombiniert. Ein ums andere Mal
kommen sehr Folk orientierte Elemente (in denen sich amerikanische oder
irische Melodiefolgen und Klangfarben finden) auf, die neben der
Instrumentierung das Album sehr abwechslungsreich machen. Stephan Schelle, August 2018 |
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