Tiles - Window Dressing
11 / 67:35 - SPV-Inside Out (2004)

Mit „Window Dressing“ legt die US-Band Tiles ihr mittlerweile viertes Werk hin. Bisher war mir die Gruppe nicht bekannt, daher kann nicht beurteilen, wie sie sich über die Jahre entwickelt hat.

Gleich zu Beginn der CD empfangen uns Tiles mit einer vollen Gitarrensalve auf dem Titelstück, das auch gleichzeitig den Opener dieser CD darstellt. Heavy Gitarrenriffs und das Tempo vorgebende Schlagzeug bilden in der Anfangsphase des Stückes, das es auf stattliche 17 Minuten Laufzeit bringt und damit das Kernstück der CD ist, den Hauptpart. Dann wechseln die Melodie und das Tempo und es entwickelt sich ein sehr schöner, abwechslungsreicher Progtitel. Hier findet der Progfan alles, was er an einem Longtrack liebt. Da gibt es Tempowechsel, vertrackte Songstrukturen und herrliche Melodien. Mal hauen Tiles etwas härter in die Saiten ähnlich der Band Dream Theater oder der kanadischen Band Rush, dann folgen wieder sehr melodiöse und ruhige Passagen. Mir gefällt dieser Song ausgesprochen gut.
 

 
 

Nach diesem beeindruckenden Longtrack kommen dann kürzere Stücke. Gleich in den beiden nächsten Stücken „Remember To Forget“ und „All She Knows“ zeigt die Band ihre Nähe zu Rush. Hier geht es gleich rockig und metalmäßig ab.

Mit „Capture The Flag“ gibt es dann wieder ein längeres Stück. Diese fast neunminütige Nummer bietet wieder eine Menge Abwechslung, kommt aber an den Opener nicht heran. Ab „Tear-Water Tea“ gehen es die US-Amerikaner dann ruhiger an. Das balladeske Stück beginnt mit Akustikgitarre und Violine. Handelt es sich hier um eine kurze Atempause zwischen den Prog- Metal-Stücken? Nein, denn es geht erst einmal in dieser ruhigeren Weise weiter.

Mit dem Instrumental „Stop Gap“ folgt ein etwas fremdartig wirkendes Stück, denn durch den Einsatz von Trompete und der eigenwilligen Melodie hat das ganze schon einen gewissen Jazzcharakter. Der Titel ist zwar interessant, wirkt aber auf der CD wie ein Fremdkörper und unterbricht die bis dato aufgebaute Atmosphäre. Mit einem weiteren Instrumentaltitel geht es dann in ähnlicher Weise weiter, nur das nun bei „Unicornicopia“ klassische Elemente im Vordergrund stehen. Der Titel wird durch sanfte Pianoklänge und Violine getragen und verbreitet so eine melancholische Stimmung. Beide Instrumentals setzen quasi einen Kontrapunkt zu den übrigen Songs.

Nach diesen ruhigeren Momenten holt einen der nächste Song, „Paintings“, unmittelbar aus den Träumen, in dem einem sofort wieder härtere Gitarrenriffs an den Kopf knallen. Dieser Song geht mit seinen schönen Gitarrensounds wieder in Richtung Rush.

Es folgt ein Akustikgitarreninstrumental, das mit knapp 1:14 Minuten die Brücke zum nächsten Titel schlägt. Die Gitarre klingt dabei irgendwie nach Anthony Phillips bzw. Steve Hackett. „Slippers In The Snow“, bietet wieder balladenhafte Melodien und Gesang mit interessanten Sound-/Spracheffekten.

Der über neunminütige Song „Spindrift“ beschließt dann wieder mit härteren Gitarrenriffs die CD. Auch in diesem sehr vertrackten, etwas unzugänglichen Stück, sind Anleihen an die kanadischen Rush wahrzunehmen.

Nach dem Durchhören der CD ist festzuhalten, dass mit dem langen Titelstück sich gleich zu Anfang des Silberlings das Highlight befindet. Die nachfolgenden Tracks, vor allem die beiden Instrumentalstücke können diesen Standard dann nicht mehr erreichen.

Tiles bieten auf ihrem aktuellen Album ProgMetal irgendwo in der Richtung von Rush und Dream Theater. Die vorgenannten Bands sind zwar an einigen Stellen herauszuhören, doch schafft es die Gruppe über weite Strecken ihr eigenes Gesicht zu zeigen. Eine CD, die Fans der vorgenannten Gruppen bzw. des Progrock bedenkenlos empfohlen werden kann. Vor allem der Titeltrack weiß zu überzeugen.

Stephan Schelle, August 2004

 
   

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