Theodor Bastard - Vetvi
Eigenvertrieb (2015)

(10 Stücke, 49:22 Minuten Spielzeit)

Da flattert mir die Tage Post aus dem russischen Sankt Peterburg von einer Band mit dem außergewöhnlichen Namen Theodor Bastard ins Haus. Schnell mal im Internet nachgeschaut und es zeigt sich, dass es sich dabei um eine Band handelt, die im Jahr 1996 von ihrem Kopf Fyodor Svoloch gründet und nach dem Einstieg weiterer Musiker im Jahr 1999 in Theodor Bastard umbenannt wurde.


Seit 1996 erscheinen in regelmäßigen Abständen neue Alben der Band, die stilistisch eine Mixtur aus Trip Hop, Neofolk, Ambient, Gothic, Worldmusic und Dark Wave bietet. Neuester Output ist das Album „Vetvi“, dessen vierseitiges Digipack in einer weiteren Papphülle verpackt ist. Enthalten ist auch ein zwölfseitiges Booklet mit zahlreichen Fotos der Musiker sowie Angaben zu den Stücken in russischer und englischer Sprache.

Theodor Bastard setzen bei ihren Stücken ungewöhnliche Instrumente wie Morin Khuur, Daf, Hummel, Djun-Djun oder Santur ein. Musikalisch können die Stücke, die in einer eigenen Sprache gesungen werden, voll überzeugen.

Theodor Bastard schaffen es vom ersten Moment an, den Hörer für sich einzunehmen und ihn an ihre leicht düstere Stimmung zu fesseln. Das gelingt gleich mit dem Opener „Umbraya Erze“. Eine tiefe Gesangsstimme (wie beim Soundtrack zum „Herrn der Ringe“), die einen monoton wirkenden Text singt wird dabei zunächst von einem Basslastigen, Celloartigen Grundton und sanften Rhythmen begleitet. Sobald dann aber Sängerin Yana Veva mit einsteigt und weitere Harmonien und Instrumente hinzukommen, verbreitet diese Musik eine eigentümliche Faszination. Jetzt hat das Ganze etwas von rhythmischer Weltmusik.

Im folgenden Titelstück geht die moderne Rhythmik im Zusammenspiel mit dem sanften Gesang Yana’s und der eingängigen Melodie direkt unter die Haut. Auch wenn die Stücke wie „Salameika“ nur so vor Melancholie strotzen, so bedrücken sie doch in keinster Weise. Oftmals sorgen erhellende, organische Rhythmen für das Licht in den Stücken. Diese Stimmungen ziehen sich durch das komplette Album und ich bin nicht in der Lage, vor Ende der CD auf den Ausschaltknopf zu drücken.

Ich kann nicht genau sagen, was so faszinierend an der Musik der russischen Band Theodor Bastard ist. Irgendwie schaffen sie es mit der Kombination aus traditionellen sowie Rockinstrumenten wunderbare Melodien und Stimmung zu erzeugen, die mich – allerdings stilistisch noch etwas anders, aber von der Grundstimmung ähnlich – an Bands wie Afro Celt Sound System erinnern.

Die Band Theodor Bastard ist eine tolle Entdeckung. Hier sind Musiker am Werk die musikalische Tradition und Moderne in ein neues Gewand verpacken. Das Ergebnis auf „Vetvi“ besteht aus einer recht melancholischen Grundstimmung, in die man sich aber gerne fallen lässt. Rhythmisch und melodiös gehen die Musiker dabei zu Werke und haben ein außergewöhnliches und tolles Album erschaffen, das aus meiner Sicht mit Bands wie Afro Celt Sound System gut mithalten kann. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, Oktober 2015

   

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