The Gathering - Nighttime Birds
Century Media Records (1997)
(9 Stücke, 48:45 Minuten Spielzeit)

„Nighttime Birds“ ist bereits das vierte Album der niederländischen Band The Gathering. Es präsentiert dem Hörer eine gelungene Mischung aus druckvollem Metal und melodischem Gothic-Rock. Für den Metal sind die beiden Gitarren von Rene Rutten und Jelmar Wiersma zuständig, welche dafür sorgen, dass der Sound kantig und konturiert ist. Synthesizer und Orgel entfalten einen dicken Teppich wie geschmeidiges Schweröl, was der Musik eine ungeheure Tiefe gibt, in die man förmlich hinabgesogen wird. Einen wunderbaren Kontrast hierzu bildet die klare, durchsetzungsstarke Stimme von Anneke van Giersbergen, welche von der Ausprägung eine Klassik- oder Jazz-Schulung vermuten lässt.

Sie singt immer sauber, deutlich und variiert die Tonhöhen, sodass es ein Genuss ist ihr zuzuhören. Trotz der vermeintlichen Strenge, die in dieser Beschreibung ihres Gesangs steckt, lässt sie nie Wärme und Gefühl vermissen. Anneke ist 1994 zur Gruppe gestoßen und „Nighttime Birds“ ist ihr zweites Werk mit The Gathering.

Der Opener „On Most Surfaces“ ist gleich ein mächtiger Reißer von düsterer Ausstrahlung, der die Marschrichtung der kommenden Stücke vorgibt. Der Song beschreibt die Perspektive von fallendem Schnee, was vielleicht auch als Metapher auf kommende Unannehmlichkeiten interpretiert werden könnte. Überhaupt lohnt es sich ein Auge auf die fantasiereichen Texte zu werfen. Als Geheimtipp des Albums entpuppt sich der siebte Track, „Kevin's Telescope“. Er handelt von der Sehnsucht eines kleinen Jungen nach den Sternen, die er mit seinem Teleskop beobachtet. Der Text ist nicht sehr umfangreich, was den Gesangs-Part logischerweise in Grenzen hält, und trotzdem gelingt es Anneke van Giersbergen gerade hier mit ungeheuer hingebungsvoller Stimme alles zu überstrahlen.

Der Titelsong „Nighttime Birds“ entpuppt sich als ein wahrhaft romantisches Stück von magischer Anziehungskraft und hat das Zeug, als einer der großen Gothic-Rock-Klassiker in die Musikgeschichte eingehen zu können. Zumindest in der Fan-Gemeinde dieser Musikrichtung.

Fazit: Ein gelungenes, abwechslungsreiches, spannendes Album ohne Schwächen, und die Fantasie der Band lässt vermuten/erhoffen, dass sie uns noch viele weitere Alben mit immer wieder überraschenden Momenten bescheren wird.

Holger Fischer

Anmerkung:

Die CD ist im Jahr 2007 in remasterter Fassung als DoppelCD neu herausgekommen.