The Gathering - How to Measure A Planet ?

The Gathering - How to Measure A Planet ?
Century Media Records (1998)
(14 Stücke, 103:23 Minuten Spielzeit)

Mit „How to Measure A Planet?” haben The Gathering den Nachfolger zu „Nighttime Birds” vorgelegt. Wenn man letztgenanntes Werk kennt, wird man ob dieser Scheibe sehr überrascht sein. „Nighttime Birds“ ist eine sehr homogene, Gothic-Metal-orientierte Platte, auf der der Gesang Anneke van Giersbergen’s eine zentrale Rolle einnimmt. Im Gegensatz hierzu zeigt „How To Measure A Planet?“ eine sehr experimentelle Seite von The Gathering. Der Gesang ordnet sich gleichberechtigt ein, spielt gleichsam keine dominierende Rolle. Er ist eher ein bisschen entrückt und nachdenklich im Stil einer Cool-Jazz-Sängering.


Die Bandbreite von Anneke van Giersbergens Stimme ist wirklich beachtlich. Weiterhin schafft sich die Elektronik  spürbar Raum, ist nicht nur füllendes Beiwerk, sondern schaltet sich aktiv in die Melodieführung ein. Ein Anspieltipp hierzu ist „The Big Sleep“.

Dem Titelsong gebührt eine gesonderte Betrachtung. Es handelt sich für mich um den Space-Soundtrack schlechthin. Er beginnt mit einem relaxtem Rhythmus auf dem wunderbare, fließende Melodien von Keyboards und Gitarre wie ein Raumschiff auf  einer längeren Reise dahingleiten. Dazwischen sind verzerrte Dialoge zwischen Bodenstation und Raumschiff zu hören. Das Schiff befindet sich offenbar noch in Erdnähe. Mit fortschreitender Dauer schieben sich die Synthesizer in den Vordergrund und die Gitarren scheinen weit entfernt zu sein. Diverse Soundeffekte überlagern zusehends das Geschehen. Das Schiff dringt in neue Galaxien vor. Die Dialoge zwischen Erde und Schiff sind durch atmosphärische Störungen kaum mehr zu verstehen. Phasenweise erinnert dieser Tack an die ausufernden Songs von Man a la „The Alchemist“ oder ähnlichem.

Nach etwa 14 Minuten ist die Musik sehr weit weg und das  Ende, immerhin weitere 14 Minuten,  besteht in monotoner, immer fortschreitender, zur Unkenntlichkeit verändernder Verzerrung und Wiederholung einer gesungenen Textzeile. Klaus Schulze hätte es nicht besser gekonnt. Dieses Ende gleicht Stanley Kubricks „2001, Odyssee im Weltraum“, deren sonderbares Ende auch zu Interpretationen einlädt und womit auch nicht jeder etwas anfangen kann. Trotzdem ist „2001, Odyssee im Weltraum“ ein Kultfilm. „How To Measure A Planet?“ ist ein Kult-Album.

Holger Fischer, Februar 2008

   

CD-Kritiken-Menue