The Electric Family – The Long March
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2018)

(10 Stücke, 78:00 Minuten Spielzeit)

The Electric Family ist das Musikprojekt von Tom „The Perc“ Redecker, das er seit 1996 führt und mit den unterschiedlichsten Musikern betreibt. Nicht nur zahlreiche Musiker aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen haben an den Alben und bei Liveauftritten mitgewirkt, auch stilistisch zeigt sich die Family von einem breitem Spektrum. 


Unterschiedliche Spielarten wie Psychedelic, Progressive Rock, Krautrock, Folkrock, Punk- und Hardrock werden von diesem Rock-Kollektiv miteinander vermengt und in sehr ansprechender Art und Weise seit vielen Jahren dargeboten. Mit „The Long March“ (Untertitel „… From Bremen To Betancuria“) erschien am 02.03.2018 eine Art Best Of-Album.

Dazu ist im Pressetext zu lesen: Als 2017 mit „Terra Circus“ nach zehnjähriger Pause ein neues Studioalbum der Electric Family erscheint, ist das Aufsehen und die Begeisterung wieder groß. Und viele junge Musikliebhaber stellen mit Erstaunen fest, dass es bereits eine Menge Tonträger der Band vor „Terra Circus“ gab. Darum hat sich die Band entschlossen, „The Long March - from Bremen to Betancuria“ zusammenzustellen. Diese Compilation enthält Titel aus den ersten vier Studioalben „Family Show“, „Tender“, „Ice Cream Phoenix“ und „Royal Hunt“ - und ein paar zusätzliche Delikatessen. Es ist kein klassisches Best-of -Album geworden, die Auswahl richtet sich nicht nach dem Erfolg oder der Beliebtheit der Songs sondern nach deren Unterschiedlichkeit.

Kein Album hört sich an, wie das Vorherige. Und das ist vor allem den beteiligten Musikern zu verdanken, die sich stets in die Stücke eingebracht haben. Sie stammen von Krautrocklegenden wie Grobschnitt, Amon Düül II, Agitation Free, Thirsty Moon oder Lokomtoive Kreuzberg. Sie kommen aber auch von Indiebands wie Phillip Boa’s Voodooclub, The Convent, The Pachinko Fake, Rhonda oder den Lolitas, nicht zu vergessen von Pankow und Rockhaus, Die Ärzte und Emsland Hillbillies. Ach ja, mit Ulla Meinecke, Angelika Weiss, Anke Lautenbach und Evelyn Gramel hat auch das weibliche Geschlecht tiefe Spuren im Family-Sound hinterlassen.

Die Zusammenstellung der Stücke ist sehr gut gelungen. Die einzelnen Songs sind den Alben „Pueblo Woman“ bzw. „Family Show“, “Ice Cream Phoenix“, „Royal Hunt“ und „Tender“ entnommen.

Schon das eröffnende elfminütige „Landmark Visions“ zeigt die ganze Faszination der Electric Family. Hier werden psychedelische Sounds, treibende Rhythmen und eine eindringliche Melodie geboten, zu denen Tom mit seiner markanten Stimme seinen Text singt. Man hat das Gefühl durch weite Landschaften mit der Family zu ziehen. Fesselnd und hypnotisch zugleich, da man hier die Spielfreude der beteiligten Musiker direkt spürt.

Recht rockig mit einer eingängigen Hookline geht es dann im Song „In The Web“ zur Sache. Zu den Highlights des Albums gehören für mich aber zweifelsfrei die Longtracks, bei denen die Musiker der Family erst so richtig warm werden und mit ausufernden Soli brillieren können. Das sind neben dem eröffnenden „Landmark Visions“ die Songs „Space Caravan“, „Betancuria“ und „Ariel’s Hyperdrive“. Vor allem die beiden letztgenannten gehören für mich zu den besten Songs der Family, da sie mit ihren hypnotischen, treibenden Passagen dem Hörer die Sinne vernebeln.

Wer bisher noch keinen Kontakt zur Electric Family hatte, dem kann ich diese Zusammenstellung nur wärmstens ans Herz legen, denn sie zeigt die ganze Bandbreite und Faszination dieses Musikerkollektivs, dessen Chef Tom „The Perc“ Redecker ist. In dieser Zusammenstellung kann ich mir auch gut ein Konzert vorstellen, da die einzelnen Songs sehr gut zusammenpassen.

Stephan Schelle, April 2018

   

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