The Electric Family – Ice Cream Phoenix – Resurrection -

The Electric Family – Ice Cream Phoenix – Resurrection -
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2003/2012)
(11 Stücke, 69:47 Minuten Spielzeit)

The Electric Family ist das Projekt von Tom „The Perc“ Redecker. Das Projekt besteht seit gut 15 Jahren, in denen bereits mehrere Alben von The Electric Family erschienen sind. Bei „Ice Cream Phoenix“ handelt es sich nicht um ein komplett neues Werk, vielmehr ist das Album bereits im Jahr 2003 erschienen und kommt am 02.04.2012 als Wiederveröffentlichung auf den Markt. Neben einem geänderten Cover (damals orange, jetzt blau), einigen neuen Inhalten im Booklet (darunter einige Fotos der Band), sowie jetzt als Digipack-Version enthält die CD auch noch drei Bonusstücke.


Es gibt nur wenige Bands, die die Idee der Musiker-Kommune pflegen, so wie es etwa Greatful Dead oder Ton Steine Scherben taten. The Electric Family gehört zweifelfrei dazu, denn die Mitglieder dieses losen „Familienverbundes“ stammen aus zahlreichen bekannten Bands der deutschen Rockszene. Dass dies keine leere Worthülse ist, zeigt die folgende Auflistung. Mit dabei sind auf dem Album Hagen Liebing (ex-Ärzte), Burghard Rausch (Agitation Free), Ulla Meinecke (sie singt erstmalig einen englischen Text auf einer Platte), Rainer Kirchmann und Ingo York (beide ex-Pankow), Volker Kahrs (ex-Grobschnitt, Taras Bulba, Yomano), Tex Morton (ex-Lolitas), Peter Apel, Anke Lautenbach (ex-Doldinger’s Passport), Rolf Kirschbaum (ex-Witt, Pachinko Fake), The Voodoo (ex-Philip Boa), Hermann Lammers-Meyer und Tom „The Perc“ Redecker (Taras Bulba).

Auf diesem Album präsentiert sich die musikalische Familie mit einer Mischung aus Psychedelic, Trance, Rock & Folk in dermaßen bestechender Form, dass der renomierte amerikanische Rockschreiber David Fricke (US-Rolling Stone) sich spontan anbot, die Liner Notes zum Album zu verfassen. Das tat er bereits für die Erstauflage aus 2003. Diese Liner Notes sind auch im Booklet der Wiederveröffentlichung enthalten.

Neben den acht Songs des Originalalbums spendierten Sireena Records der Wiederveröffentlichung drei Bonustitel, mit denen das Album um mehr als 22 Minuten verlängert wurde. Außer einer Alternativversion des Pink Floyd-Covers „Careful With That Axe, Eugene“ finden sich noch zwei Liveaufnahmen der Stücke „Landmark Visions“ und „Last Phase Of The Moon“, die im Jahr 2003 bei einem Auftritt auf dem Internationalen Filmfest in Schwerin mitgeschnitten wurden, auf der CD.

Mit dem mehr als achtminütigen „Solid Structure“ startet die Band ins Album und klingt so typisch nach The Electric Family, wie auch zunächst nach Neil Young, wenn da nicht Tom’s tiefe Stimme wäre, die den Sound des Projektes bestimmt. Allerdings sorgt Ulla Meinecke mit ihrer Stimme für den ausgleichenden Gegenpol. In Kombination mit der etwas monoton wirkenden Gitarrenarbeit und der Mundharmonika machen diese eine überaus intensive Nummer aus dem Werk, die schnell ins Ohr geht. Im folgenden „Last Phase Of The Moon“ kommt dann eine Spur Folk hinzu. „Airchild“ ist mit seinen elf Minuten ein weiterer Longtrack, der etwas mystisches und magisches an sich hat. In diesem Stück wird die Kombination aus Psychedelic, Trance, Rock & Folk besonders deutlich und breitet über den Hörer eine die Sinne vernebelnde Atmosphäre aus.

Nach dem elektronischeren „Wisdom Of Wolves“ kommt mit „Landmark Visions“ eine wunderbare Ballade, die sich im Zeitlupentempo vor dem Ohr des Hörers entfaltet. „Dancin’ Lady“ zeigt sich als Akustiknummer, nach der Tom & Co. dann ihre Version von Pink Floyd’s „Careful With That Axe, Eugene“ präsentieren. Schon allein das lang gezogene Intro vermag einen in die Scheibe hineinzuziehen. Im weiteren Verlauf lassen sie den Synthie zirpen und alle Instrumente scheinen sich in eine Ekstase zu steigern. Durch die Sitar kommt ein asiatischer Touch in den Track. Eine sehr schöne Interpretation. Den Abschluss bildet dann dass kurze Outro „Airchild - The End“.

Die Alternative Version von „Careful With That Axe, Eugene“ kommt wesentlich ambienter daher, da sie in der ersten Hälfte wesentlich ruhiger ist. In der zweiten Hälfte bietet sie dann aber einen rockigeren Ansatz. Und auch die beiden Livemitschnitte sind eine schöne Zugabe, zeigen sie doch dass die Musik auch auf der Bühne besonders gut rüberkommt. „Landmark Visions“ kommt dabei wesentlich druckvoller rüber, als die Studioversion es hergibt. Das liegt vor allem an den Soli der Musiker. Dagegen wirkt „Last Phase Of The Moon“ etwas stumpfer als in der Studiofassung.

Das Album, dessen Titel auf den dritten Song des Jefferson Airplain Albums „Crown Of Creation“ aus dem Jahr 1968 zurückzuführen ist, wurde  im Übrigen dem leider viel zu früh verstorbenen Keyboarder und ex-Grobschnitt-Musiker Volker Kahrs gewidmet.

Wer das 2003’er Album bisher nicht sein Eigen nennt, der sollte jetzt zuschlagen, denn die Kombination von Psychedelic, Trance, Rock & Folk ist auf dem Album sehr intensiv und sorgt für hypnotische Momente, die gefangen nehmen. Ein tolles Album der Electric Family, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Februar 2012

   

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