The Boppers – White Lightning
Wild Kingdom Records (2022)

(13 Stücke, 40:50 Minuten Spielzeit)

Am 15.07.2022 wurde das Album „White Lightning” der schwedischen Rock’n’Roll Band The Boppers veröffentlicht. Die Geschichte von The Boppers begann wie ein Märchen über ein paar Teenager aus Stockholm, die zur falschen Zeit am richtigen Ort waren. Sie gründeten sich 1977, als der Punkrock auf der ganzen Welt explodierte, und ihre Interpretation des Doo Wop und des Rock ‘n’ Roll der 50er Jahre könnte nicht unzeitgemäßer sein, aber sie weigerten sich, sich anzupassen, und machten daraus einen Erfolg.


Ihr Debütalbum „Number One“, das hauptsächlich Coverversionen ihrer 50er-Jahre-Lieblingslieder von Roy Orbison, Dion & Belmonts usw. enthielt, verkaufte sich in Schweden über 450 000 Mal! Daran gab es keinen Zweifel. The Boppers waren das nächste große Ding! Ihr einzigartiges Talent, Harmonien zu singen und Rock ‘n’ Roll mit dem gleichen Schwung und Beat wie ihre Vorgänger zu spielen, machte sie zu einem erstaunlichen Live-Act mit 300 Auftritten pro Jahr.

Der Erfolg hielt sie für ein paar Jahre an der Spitze und die folgenden Alben „Keep On Boppin“ und „Fan Pix“ sicherten ihren Stern und brachten sie nach ganz Skandinavien, dem Rest Europas und Japan. Mitte der 80er Jahre, als ein neuer Wind im Musikgeschäft wehte, blieb die Band ihrer Kunst treu und tourte weiter. Nach einer kurzen Pause kehrten sie Anfang der 90er Jahre mit neuen Hitsingles zurück, die sie erneut an die Spitze der Hitliste brachten. Seitdem sind sie zu einer Institution in der schwedischen Rock’n’Roll-Geschichte geworden und ihre Alben verkaufen sich weltweit. Sie sind ihren Wurzeln immer treu geblieben.

2022 feiern The Boppers ihr 45-jähriges Bandjubiläum mit einem brandneuen Album. Auf „White Lightning“ befinden sie sich quasi wieder am Anfang, auch wenn das bedeutet, dass sie neue Türen öffnen. Sie haben eng mit Sulo (Sänger und Frontmann der Diamond Dogs) und ihrer musikalischen Freundin Eva Eastwood (schwedischer Rockabilly/Country-Star) beim Songwriting zusammengearbeitet und den legendären Produzenten Tomas Skogsberg (The Hellacopters, Backyard Babies etc.) den Sound bestimmen lassen.

Das Album, das 13 Stücke mit Laufzeiten von 2:48 bis 3:26 Minuten Spielzeit aufweist, beginnt mit einer krawalligen Coverversion von Chris Speddings 1975er-Juwel „Motorbikin’“. Die Band interpretiert den Song zwar auf ihre Weise, kann aber das Original nicht erreichen, da sind die eigenen Stücke schon wesentlich besser. „White Lightning“ ist ein Album, das eine Band zeigt, die ihre 45-jährige Erfahrung und ihr musikalisches Wissen weitergibt, und Chris Spedding revanchiert sich, indem er sich bei „Teddyboy’s Are Back“ mit einer Gene Vincent-artigen Gitarre zu ihnen gesellt. Der Song ist ein klasse Boogie-Rocker, der sich in einer Mischung aus Status Quo und Showaddywaddy präsentiert. Der Titeltrack zeigt ebenfalls einige Boogierocklastige Elemente. Ein eingängiger klasse Song. Ähnliches gilt für „Lucky To Be There“, einem herrlichen Boogierock mit Saxophon.

Zu sanft ist allerdings der Song „Gone For Bad“ ausgefallen. Die Boppers zollen dann dem Punk Tribut, indem sie das Generation-x-Cover „King Rocker“ in einen Dschungel-Hop verwandeln, was sich zu einer treibenden Nummer verwandelt. Rock’n’Rock wird dann in „Keep On Boppin“ geboten. Nicke Andersson von The Hellacopters drückt den 60er-Jahre-Songs „Callous Rain“ und „Motorbikin‘“ mit feurigen Soli seinen Stempel auf.

The Boppers beweisen nach 45 Jahren, das sie immer noch musikalisch etwas zu sagen haben. Die Songs atmen Rock’n’Roll, Doo Wop und Boogie. Eine zeitlose Platte.

Stephan Schelle, August 2022

   

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