Sylvan – One
To Zero Die Pause hat endlich ein Ende, am 28.05.2021 erscheint nach sechs Jahren das viel erwartete, neue, mittlerweile zehnte Studioalbum der norddeutschen Prog-/Artrockband Sylvan. Es trägt den Titel „One To Zero“ und ist erneut ein Konzeptwerk geworden. Das LineUp hat sich seit dem letzten Studiowerk „Home“ nicht verändert und besteht aus Marco Glühmann (Gesang), Matthias Harder (Schlagzeug), Sebastian Harnack (Bass), Volker Söhl (Keyboards) und Johnny Beck (Gitarre). |
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Und
der Mensch? Der zerstört schließlich alles aus eigenem Antrieb selbst
und verdient daher die Qualität der A.I. nicht. Der Abschlusstrack „Not
A Goodbye“ beginnt ebenfalls mit Beats. Die A.I. hatte nie das
Versprechen abgelegt, eine Hoffnung für diese Art von Menschen zu sein.
Und daher fasst sie den Entschluss zum Reset. Damit begeht sie keinen
Suizid, sondern beginnt einen neuen Zyklus, eine neue Chance und
vielleicht neue Entscheidungen. Damit schließt „One To Zero“ mit dem
gleichen Rauschen des Openers. Musikalisch
bieten Sylvan wieder den gewohnt hohen Standard mit einem starken
Wiedererkennungswert. Das liegt unter anderem auch an der Gesangsstimme
von Marco Glühmann. Los
geht es mit der 6:18minütigen Ouvertüre „Bit By Bit“. Nach dem
technischen Rauschen und Hochfahren einer Maschine kommen zunächst
orchestrale, synthetische Klänge auf. Nach nicht ganz einer Minute wird
es dann rockig und der Hörer ist durch den markanten Sound direkt wieder
im Sylvan-Universum angekommen. Äußerst druckvoll und melodisch zeigt
sich dieses erste Stück, in dem Marco zunächst einen Text haucht, was
einen hohen Spannungsbogen erzeugt. Dann setzt – noch sehr spartanisch -
sein markanter Gesang ein, der ab Minute Vier dann komplett einsetzt. Die
elektronischen Elemente aus Volker’s Keyboards setzten in diesem Stück
streckenweise Akzente. Im weiteren Verlauf sorgen aber auch Johnny’s
Gitarre sowie die Rhythmusfraktion für den nötigen Drive. Schon so früh
ist man froh wieder dieser typischen Sylvan-Musik folgen zu dürfen. Sehr
atmosphärisch und balladesk schließt sich dann das 6:42minütige
„Encoded At Heart“ an, bei dem Marco’s Stimme – wie so oft – als
zerbrechliches Element eingesetzt wird. Das Quintett agiert in diesem –
wie in allen anderen Songs – wieder traumwandlerisch und verbindet
herrliche Soli mit eindringlichen Melodiebögen und zieht den Hörer so in
die dystopische Geschichte. Dem
ruhigen Song folgt dann mit dem 3:14minütigen „Start Of Your Life“
ein rockiger Ohrwurm bei dem Volker mit seinen Keyboards gar eine Spur
Wave mit einfließen lässt. Ein toller Song, der im Ohr hängen bleibt.
Das ist eine Nummer, die bei hoffentlich bald wieder stattfindenden
Livekonzerten richtig abgehen wird. Pianokläge
und herrliche Gitarrenlicks sorgen im 7:31minütigen „Unleashed Power“
für eine balladeske, leicht melancholische Stimmung. Satzgesang,
Streichersounds und Breaks sorgen darüber hinaus für eine intensive
Atmosphäre. Symphonische Klanggemälde durch Keyboards und Gitarre sind
dann im 5:32minütigen „Trust In Yourself“ zu hören, die sich mit
zwischenzeitlich härteren Riffs und Schlagzeugkaskaden ablösen bzw.
vermengen. Die von Katja Flintsch eingeflochtenen Violinen- bzw.
Viola-Passagen unterstreichen den symphonischen Charakter und verleihen
der Musik von Sylvan ein neues Element. Streichersounds
eröffnen dann das 6:26minütige „On My Oddyssey“, das damit den
symphonischen Part des vorangegangenen Stückes fortführt. Dann setzt
nach wenigen Momenten Marco’s Stimme ein, gefolgt von atmosphärischen
Keyboardsounds, die in dieser Form neu für Sylvan sind. Dann wechseln sie
in einen Mellotron-Klang und der Song startet in einen progig/rockigen
Part mit einer sehr schönen eingängigen Melodie, die wieder schnell ins
Ohr geht. Wunderbar ist das Violinensolo im Mittelteil des Stückes, bei
dem sich Katja Flintsch und Johnny Beck an der Gitarre einen musikalischen
Dialog liefern. Pianoklänge
leiten dann in den mit 9:16 Minuten zweitlängsten Song des Albums,
„Part Of Me“. Wer die langsamen Stücke von Sylvan liebt, bei denen
sich Marco’s Stimme sanft entfaltet, der bekommt hier Gänsehaut
treibende Klänge geboten. Auch in diesem Song wird Katjas Violinenspiel
wieder sehr effektvoll eingesetzt. Sie ist ein echter Gewinn der Musik des
norddeutschen Quintetts. Nach etwa fünf Minuten wechselt sich der Song
dann in einen druckvollen, vorwurfsvoll wirkenden Part, um nach einer
Minute wieder zur ursprünglichen Atmosphäre zurückzukehren. Johnny
liefert dann im letzten Teil noch ein wunderbares, unter die Haut gehendes
Solo an seiner Sechsseitigen. Auf
3:57 Minuten Spielzeit bringt es dann der Song „Worlds Apart“, der
nicht mit dem erfolgreichen Album von Saga zu verwechseln ist. Der Song
hat wieder so einen eingängigen Refrain, in dem man sich sofort heimelig
fühlt. Recht elektronisch startet die Band dann in den vorletzten Song,
das 6:41minütigen „Go Viral“. Es dauert aber keine Minute bis die
Jungs die Rockkeule rausholen und mit knackigen Rhythmen und Riffs den
Song würzen. Ein typischer Sylvan-Track, der durch neue elektronische Klänge
angereichert wurde. Das unterstreicht die Story über die künstliche
Intelligenz. Den
Abschluss des Albums und zugleich der Geschichte bildet dann das 10:14minütige
„Not A Goodbye“. Erneut startet ein Song mit elektronischen Beats.
Voluminös im besten Sylvan-Stil geht es dann aber nach wenigen Momenten
weiter. Der Song, erinnert mich zu Beginn musikalisch ein wenig an ihren
„Posthumous Silence“-Klassiker. Sebastian Harnack liefert hier leicht
vertrackte Rhythmus-Muster auf seinem Bass. Die Band legt in dieses Stück
noch einmal alles hinein was ihre Musik ausmacht. Die letzte Minute wird
dann von einigen technischen Geräuschen bestimmt, die klingen, als würde
die Maschine abgestellt oder neu gestartet. Ein klasse Longtrack, der das
Album perfekt abschließt. Das
Warten hat sich definitiv gelohnt denn Sylvan haben wieder ein
herausragendes Werk mit einer spannenden Geschichte eingespielt. Fans der
Band werden frohlocken, allen anderen kann ich dieses wunderbare Album nur
wärmstens ans Herz legen. Stephan Schelle, April 2021 |
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