Sylvan - Artificial Paradise


 

Sylvan - Artificial Paradise
point music (2002)

Durch die Zeitschrift ECLIPSED wurde ich im Oktober 2002 auf die Hamburger Band Sylvan aufmerksam. Die beigelegte Heft-CD der Ausgabe 11/02 begann gleich mit dem Opener ihres neuen Albums „Artificial Paradise“. Dieser Titel bohrte sich sofort in meine Gehörgänge und ich spielte ihn oft. In diesem Stück offenbart das Hamburger Quintett ihre Verwandtschaft zu Bands á la Marillion und IQ.

 

 

Mit der aktuellen CD legen Sylvan, die aus Marco Glühmann (Gesang), Matthias Harder (Schlagzeug und Perkussion), Sebastian Harnack (Bass), Kay Söhl (Gitarre) und Volker Söhl (Tasteninstrumente) bestehen, bereits ihr drittes Album vor. Daneben waren sie auch schon auf einigen Samplern vertreten, unter anderem auf dem 2000’er Pink Floyd Tribut Album „Signs Of Life“.

Die Bandgeschichte geht bis ins Jahr 1991 zurück, als Kay, Volker und Matthias noch unter dem Namen Chamöleon Musik machten. 1998 entschieden sie sich den Bandnamen in Sylvan zu ändern. Dieser Name ist in Anlehnung an den Waldgott Silvanus entstanden.

Die CD bietet auf über 69 Minuten ProgRock vom feinsten. Die neun Stücke bieten Spielzeiten zwischen 2:08 und 20:16 Minuten.

Nach dem wirklich tollen Opener „Deep Inside“ folgt mit „That’s Why It Hurts“ sogleich ein weiterer Song, der es mir angetan hat. Während ich diese Kritik schreibe dreht sich gerade die CD in meinem Player und ich ertappe mich dabei, wie ich neben dem Schreiben auch meinen Körper im Rhythmus bewege.

Das es Sylvan auch härter können, beweisen sie ab Track 4, da schlagen sie erstmals Heavey-Metal-Riffs an. Insgesamt bewegen sie sich aber über die ganze Platte auf der Prog-Schiene.

Song Nummer fünf „Timeless Traces“ ist wieder so ein toller Prog-Hammer im Stile von Marillion. Dabei laufen mir wohlige Schauer den Rücken runter. „Souvenirs“, das vorletzte Stück, das auch gleichzeitig das kürzeste ist, stellt den ruhigsten Track des Albums dar. Nur vom Piano begleitet singt hier Marco den romantischen Song. Den Abschluss der CD bildet der mit über 20 Minuten Spielzeit längste Track „Artificial Paradise“. Das sehr abwechslungsreiche Stück beginnt mit einem sehr ausladenden Intro. Es bietet neben den schon erwähnten Prog-Elementen auch wieder härtere Gitarren-Riffs.

Die einzelnen Songs sind sehr ausgefeilt und komplex strukturiert. Da werden so manche Wendungen vollzogen. Auch die Instrumentierung und Spielfertigkeit der fünf Hamburger ist professionell. Ich hoffe, dass die Band mal in NRW live zu sehen sein wird. Ich bin sehr gespannt, wie sie es schaffen die Songs auf der Bühne umzusetzen. Liveauftritte absolvierte die Band bereits in Frankreich, Schweden, Belgien, Holland und England. Ja sogar in Mexiko sind sie aufgetreten. Neben RPWL gehören Sylvan eindeutig zu den Entdeckungen und Hoffnungen der deutschen Rockmusik.

Auch das 16seitige Booklet kann sich sehen lassen. Es ist sehr ansprechend gestaltet und braucht sich nicht vor großen Produktionen verstecken. In ihm findet man neben den Songtexten und Infos zur Band sehr schöne Fotocollagen. Die Fotos zeigen zum größten Teil Motive aus Spielcasinos. In Anlehnung an die Themen Falschheit, Oberflächlichkeit und die Höhen und Abgründe der menschlichen Natur, welche der CD zugrunde liegen, wählten sie das Coverkonzept. Die Spielcasinomotive sollen folglich Falschheit, Gier und Versuchung symbolisieren.

Bestellen könnt ihr die CD direkt über die Band eigene Homepage. Sie bietet darüber hinaus einige interessante Infos und Bilder sowie die Möglichkeit Songs per mp3 Probe zu hören.

Die URL lautet:

www.sylvan.de

Wer Genesis, Marillion und IQ mag, der sollte unbedingt zugreifen. Vielleicht nutzt ihr vorher die Möglichkeit in die Stücke auf der Homepage von Sylvan reinzuhören. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass die CD nicht so schnell in meinem Plattenschrank verschwindet sondern noch viele Runden in meinem Player drehen wird.

Stephan Schelle, November 2002

 
   

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