Styx – The Mission
ALPHA DOG 2T / Universal Music (2017)

(14 Stücke, 42:08 Minuten Spielzeit)

Seit dem letzten Studioalbum „Big Bang Theory“ der US-Amerikanischen Band Styx sind 14 Jahre ins Land gegangen. Am 16.06.2017 lassen Styx ihr 16. Studioalbum unter dem Titel „The Mission“ folgen. In der aktuellen Besetzungsliste finden sich noch die Gründungsmitglieder James „JY” Young (Gitarre, Gesang) und Jack Pannazo (Bass) sowie das langjährige Mitglied Tommy Shaw (Gitarren, Mandoline, Gesang), der neben Dennis de Young die unvergleichliche Stimme der Band war. 


Zwischen 1977 und 1983 hatten sie ihre größten Erfolge und entwickelten im Stadion-/Melodicrock ihren ganz eigenen Sound, der u. a. vom ausdrucksstarken mehrstimmigen Gesang getragen wurde. Alben wie „The Grand Illusion“, „Pieces Of Eight“ und „Cornerstone“ gehören zum Tafelsilber der Band. Anno 2017 besinnen sich Styx an ihre alten Großtaten und kommen mit einem Konzeptalbum auf den Markt, das an die zuvor genannten Großtaten andockt. Einerseits fehlt dem Album eine Hitverdächtige Nummer, doch andererseits bietet das Sextett - neben den drei obigen Musikern sind noch Todd Suchermann (Schlagzeug, Percussion), Lawrence Gowan (Tasteninstrumente, Gesang) und Ricky Phillips (Bass) an Bord – ein sehr stimmiges Album, das hinreißend gespielte Gitarren und Keyboardparts mit charakterstarkem Gesang verbindet.

Das neue Album erscheint in den Formaten CD, DoppelLP und digitaler Download. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die ein 28seitiges Booklet enthält, das im Innenteil die Texte inkl. kurze, thematische Beschreibungen zu den einzelnen Songs enthält, während die achtseitige Außenhülle für Bildmaterial genutzt wurde.

„The Mission“ ist ein Konzeptalbum, das fiktional die Anstrengungen und Widrigkeiten und den letztendlichen Triumph der ersten menschlichen Marsmission im Jahr 2033 beschreibt. Gitarrist und Gründungsmitglied James „JY” Young erklärt dazu: „Da wir dieses Jahr das 40-jährige Jubiläum der Veröffentlichung von „The Grand Illusion“, unserem bestverkauften Album aller Zeiten, feiern, fanden wir es mehr als passend, mit unserem neuen Studioalbum bis jetzt zu warten. Und dass ich extrem aufgeregt bin, muss ich wohl nicht zusätzlich betonen.”

Die neuen Songs wurden aus der Perspektive der sechsköpfigen Crew geschrieben, die für den Jungfernflug der Raumfähre „Khedive“ angeheuert wurde. Die Besatzung der Khedive besteht aus dem anpackenden Piloten, dem innerhalb der Crew ausgleichenden ersten Offizier, einem dem Erfolg der Mission eher skeptischen, aber gleichzeitig genialen Ingenieur und einem herausragenden Trio aus Wissenschaftler, Astrophysiker und Survival-Experte.

Nach einer „Overture“, die durch einen proggigen Beginn mit Keyboards und Gitarre ins Album startet (kennt man so auch von Neal Morse) und perfekt in das Konzeptwerk einleitet, kommt mit „Gone Gone Gone“ der erste Song, der richtig gut abrockt. Hier wird schon deutlich, dass Styx durch nahtlos ineinander übergehende Stücke den Konzeptcharakter noch verstärken. „Gone Gone Gone“ ist ein Song in bester Styx-Tradition und reißt sofort mit. Vor allem die Satzgesänge lassen schnell Erinnerungen an ihre Großtaten aufkommen. Dazu gibt es knackige und kraftvolle Gitarrensoli.

Mit leicht funkiger Gitarre zeigt sich dann das wundervolle „Hundred Million Miles From Home“, bei dem besonders Tommy‘s Stimme sehr gut zur Geltung kommt. Wieder so ein klasse Song, der alle Zutaten besitzt, die man an Styx liebt. Mit zahlreichen Songs wie dem stampfenden leicht bluesigen „Trouble At The Big Show“, dem mit leicht floydigen Synthiesounds und Akustikgitarre verzierten, atmosphärischen „Locomotive“, dem proggigen und hinreißenden „Radio Silence“ über das mitreißende „Red Storm“ bis hin zum abschließenden, schnell ins Ohr gehende „Mission To Mars“ bieten Styx ein fesselndes Werk, das an ihre besten Zeiten erinnert.

„The Mission“, das über einen Zeitraum von zwei Jahren in den Blackbird Studios, The Shop und 6 Studio Amontillado in Nashville aufgenommen wurde, gehört für mich zum Besten was Styx nach 1983 produziert haben. Glücklicherweise haben sie sich auf ihre Wurzeln zurückbesinnt und damit ein starkes Alterswerk geschaffen.

Stephan Schelle, Mai 2017

   

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