Streetmark - Dry
Sireena Records / Broken Silence Distrubition (1979 / 2015)

(7 Stücke, 37:24 Minuten Spielzeit)

Streetmark war eine Düsseldorfer Band, die sich bereits 1969 gründete, aber erst durch ihren 1975’er Plattendeal mit dem Sky-Label, bei dem insgesamt vier Alben erschienen, ihren Erfolg feiern konnte. Nach dem Debütalbum „Nordland“ und dem zweiten Werk „Eileen“, bei dem Wolfgang Riechmann zur Band gehörte, der zwei Jahre später durch einen tragischen Umstand starb, veröffentlichte die Band im Jahr 1979 ihr Album „Dry“, welches am 24.04.2015 bei Sireena in remasterter Form wiederveröffentlicht wird.


Das Besetzungskarussell drehte sich bei Streetmark recht schnell, so dass kein Album in der gleichen Besetzung eingespielt wurde. Zum Zeitpunkt von „Dry“ bestanden Streetmark aus den beiden Gründungsmitgliedern Dorothea Raukes (Keyboard, Gesang) und Thomas Schreiber (Gitarre, Gesang) sowie Bogdan Skowronek (Schlagzeug, Perkussion). Den Bass spielte als Gast Jürgen Pluta, der zuvor bei Wallenstein unter Vertrag stand. Aufgenommen wurde das Album im legendären Studio von Conny Plank.

Musikalisch boten Streetmark eine Mischung aus Classic-, Progressive-, Krautrock und elektronischer Musik. Und mit dieser Mischung und dem Szenehit „Lovers“ mauserte sich „Dry“ zum erfolgreichsten Album der Band. Eigentlich hätte nach diesem Album und den erfolgreichen Konzerten zum Album die Zukunft für Streetmark hervorragend aussehen müssen, doch aufgrund eines erneuten Besetzungswechsels entstand mit „Sky Racer“ 1981 der Schwanengesang der Düsseldorfer Formation. Im gleichen Jahr löste sich die Band auf.

Doch kommen wir zur Musik auf „Dry“: Die beiden Stücke „Intro“ (6:20 Minuten) und „Welcome“ (5:20 Minuten) sind erstmals wieder in zusammenhängender Form zu hören und stellen Quasi einen der beiden Longtracks dar.

Das „Intro“ beginnt sehr elektronisch und lässt zunächst auf ein Album der traditionellen Elektronikmusik schließen. Einiges in diesem Opener klingt nach Künstlern wie Robert Schroeder oder auch Tangerine Dream. Mit den ersten Takten von „Welcome“ kommen dann aber eindeutig an Krautrock erinnernde Sounds auf. Schlagezug und Keyboards erinnern jetzt an Bands der Marke Novalis oder auch Uriah Heep. Wunderbare Melodien ziehen durch den Raum, und es wird schnell klar, warum dieses Album so erfolgreich war. Dorotheas Gesang passt ganz hervorragend zu diesem treibenden Stück, das Ohrwurmcharakter besitzt.

„Sunny Queen“ ist mit seinen 7:28 Minuten Spielzeit der längste Einzelsong des Albums. Thomas Schreiber übernimmt in diesem Stück den Gesangspart. Er hat dabei einen eigentümlichen Akzent wie seinerzeit Frank Bornemann von Eloy, was das Stück aber sehr liebenswert macht. Auch hier kommen mir so einige Deutsche Rockbands aus den 70’er Jahren in den Sinn. Ist das Stück anfangs noch recht ruhig gehalten, nimmt der Rhythmus im zweiten Teil zu und das Stück erinnert nun auch an Grobschnitt & Co.

Mit „Lovers“ ist dann der erfolgreichste Titel der Band an der Reihe. Das Stück besitzt eine unglaubliche Ausstrahlung, die sofort gefangen nimmt, obwohl sich der Rhythmus doch sehr stark wiederholt und die Drums recht stoisch von Bogdan Skowronek geschlagen werden. Auch heute noch hat dieses Stück nichts von seiner Faszination verloren, die es damals in Radiosendungen wie die Schlagerralley im WDR auf die vordersten Plätze brachte.

„Drifting“ ist eine sehr sanfte, ambiente Nummer mit Akustikgitarre und Satzgesang, das in der zweiten Hälfte unwiderstehlich wird und mich stark an Flaming Bess erinnert. „Disco Dry“ ist der schwächste Song des Albums, denn hier versuchen Streetmark recht eigenwillig auf den Discozug aufzuspringen. Man sollte es aber eher als augenzwinkernde Nummer betrachten. Den Abschluss macht dann das einfühlsame „Watch Out“, bei dem Dorothea’s Gesang wieder unter die Haut geht.

Mit der Wiederveröffentlichung von Streetmark’s „Dry“ hat das deutsche Label Sireena Records wieder eine tolle Platte des ehemaligen Sky-Labels ins CD-Zeitalter gerettet. Eine CD, die in keiner Krautrocksammlung fehlen darf.

Stephan Schelle, März 2015

   

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