Straight Shooter – Get Straight / 5
Sireena Records (2022)
(16 Stücke, 75:19 Minuten Spielzeit)

Sireena Records veröffentlichen am 17.06.2022 vier der fünf Alben der deutschen Band Straight Shooter, die im Zeitraum 1978 bis 1983 erschienen sind erstmals auf CD (ihr zweites Werk „My Time – Your Time“ fehlt dabei). Die vier Alben wurden auf zwei CDs verteilt. Dabei ist das Label nicht chronologisch vorgegangen, was auf die Laufzeiten der jeweiligen Originalalben zurückzuführen ist. So sind auf dem ersten Silberling das Debütalbum „Get Straight“ sowie das letzte Album „5“ enthalten.


Die vierseitigen Digipacks enthalten jeweils ein achtseitiges Booklet, in dem die auf vier Seiten verteilten Linernotes zwar identisch sind, jedoch unterschiedliche Bandfotos und Angaben zu den jeweiligen Alben enthalten.

STRAIGHT SHOOTER war vor allem die Band des Sängers Georg Buschmann, der am 8.4.1948 geboren wurde. Seit 1971 gehörte er der Düsseldorfer Band STREETMARK an, verließ aber nach dem Erscheinen des Debütalbums „Nordland“ die Band, um sein neues Projekt STRAIGHT SHOOTER zu gründen. Ihm schwebte mehr „melodischer Hardrock“ in der Tradition  der britischen Band Bad Company vor, nicht umsonst ergab sich der neue Bandname aus einem Albumtitel der Briten.

Günter Körber, der Labelchef von SKY RECORDS, fand Gefallen an dieser Idee und schloss einen längerfristigen Vertrag mit der Band. Alle kommenden Alben von STRAIGHT SHOOTER sollten nun bei Sky Records erscheinen. Das Debüt „Get Straight“ erschien 1978 und war in der Besetzung Buschmann, Günther Striepling (Guitar), Hans Plankert (Keyboards), Roland Haase (Bass) und Peter Kegler (Drums) eingespielt worden. Ein ordentliches Debüt, das unter anderem eine Coverversion des Easybeats-Hits „Friday On My Mind“ enthielt, die auch auf Single veröffentlicht wurde und fleißig in den Diskotheken rotierte! Den Vogel schossen Buschmann & Co. allerdings mit dem Nachfolgeralbum „My Time – Your Time“ 1980 ab. Der gleichnamige rund 8minütige Titelsong gehört noch heute zu den gern gespielten Titeln in den Rock-Diskotheken und Tanzsälen. Ein wahrer Klassiker, der STRAIGHT SHOOTER einen enormen Schub gab. Inzwischen hatte Friedhelm Misiejuk hinterm Schlagzeug Platz genommen. Vor den Aufnahmen zum dritten Album ‘Flyin’ Straight’ (1981) war Bassist Haase von Mark Wulf ersetzt worden und mit dem zweiten Gitarristen Frank Kobe expandierte STRAIGHT SHOOTER zum Sextett. Beim vierten Album 1982 ‘Rough ‘N’ Tough’ hatte sich das Personalkarussell bereits wieder gedreht. Für Gitarrist Striepling (der später wieder zurückkehrte) kam Peter Rabowski (g) (ex-Sinclair) und für Schlagzeuger Misiejuk trommelte jetzt Hansjürgen ‘Ceebee’ Siebert (ex-Zeus). Obwohl die Band „nur so vor Power sprühte“ (MUSIK SZENE), wurde sie von den Medien nach wie vor weitgehend ignoriert, erreichte aber mit ihrem traditionellen Rock- Konzept beachtliche Verkaufszahlen“ (ROCK IN DEUTSCHLAND).

Für das fünfte und finale Album ‘5’ (1983) orientierten sich STRAIGHT SHOOTER auch an durchaus zeitgemäßen Sounds. In die LP, die „von überdurchschnittlicher Qualität“ (MUSIK SZENE) war, ließ die Gruppe Disco- und Space-Rock-Elemente einfließen. Als Besetzung waren nur noch Buschmann, Striepling und Plankert aufgeführt. Am Synthesizer saß jetzt der Toningenieur Charly Schade (ex-Abacus) und als Schlagzeuger fungierte zwar noch immer Siebert, aber die Rhythmus-Sektion sollte laut Bandboss Buschmann zukünftig nur noch aus Gastmusikern bestehen. Der Wechsel zu mehr NDW-haltigem Rock erzielte nicht mehr die gewohnten Verkaufserfolge, und so lösten sich STRAIGHT SHOOTER im selben Jahr auf. Georg Buschmann verstarb 2021!

Die CD mit dem ersten und letzten Studioalbum von Straight Shooter zeigt die Band mit zwei unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen. Auf dem Debütalbum „Get Straight“ aus dem Jahr 1978 agiert die Band eher im Bereich Hard Rock und kratzen nur wenige Male am Stil ihrer Vorbilder Bad Company. Neben zwei Coverversionen enthält das Debütalbum fünf Eigenkompositionen.

Gestartet wird mit dem 3:08minütigen „Friday On My Mind“, eine Coverversion des Hits der Easybeats, den sich die Düsseldorfer ganz zu Eigen machen und in ein Hardrock-Gewand kleiden. Eine sehr gelungene Coverversion, bei der die Keyboards an Jon Lord erinnern.

Atmosphärisch, mit einem leicht psychedelischen Einschlag beginnt das 6:27minütige „Look At These Eyes“. Nach einiger Zeit kommt aber eine rockigere Variante zum Vorschein. Das ist Hardrock der 70’er Jahre. Knackiger zeigt sich dann das 3:57minütige „Early Morning View“, das ein wenig an The Sweet (ab „Desolation Boulevard“), Deep Purple & Co. erinnert.

Am ehesten kommt das 6:34minütige „Need You So“ in die Nähe von Bands der Marke Bad Company. Eine sehr schöne Midtemponummer. Auch die zweite Covernummer, dieses Mal ist es eine 6:34minütige Version von Loving Spoonful’s „Summer In The City“ machen sich Straight Shooter zu Eigen. Mit einem fast schon Supertramp artigen Keyboardintro beginnt das Stück, das sich dann aber doch in eine sehr rockige Variante transformiert. Das machten sie wirklich ganz hervorragend. Das 4:14minütige rockige „Thoughts On My Pillow“ sowie das wunderbare 8:23minütige „Oh - Sometimes“ beenden das Debütalbum.

Dann erfolgt ein recht harter Schnitt, denn es geht sofort mit dem 1983’er Album „5“ weiter, in dem die Band den musikalischen Spirit der 80’er Jahre aufnahm.

Der erste Song des Albums war das NDW-lastige „Distant Scream“ mit den für die 80’er typischen Synthiesounds. Dem schließt sich dann das 3:30minütige „Looking For You“ an, das wiederum im Hardrock verortet ist. Reggaerhythmen unterlegen dann das instrumentale 3:59minütige „Straight Waves“ (eine Nummer, die sich bereits auf dem Vorgängeralbum „Rough ‘N Tough“ befand), das sehr stark im Popgefilde wandelt.

Hardrock mit Popappeal wird dann wieder im 3: 82minütigen „Set Me Free“ (eine Nummer, die sich ebenfalls bereits auf dem Vorgängeralbum „Rough ‘N Tough“ befand) geboten, eine Nummer aus der Feder von Ray Davies. Der Kinks-Klassiker aus dem Jahr 1966 klingt bei Straight Shooter so ein bisschen nach The Cars & Co. Das 3:15minütige „I’m On My Way“ verbindet ebenfalls Hardrock mit Popelementen.

AC/DC & Co. blitzen dann im 4:41minütigen „Cruisin’ Every Night“ auf. Danach folgen dann mit „Hidin’ Away From Your Spell“ und „Rescue Me“ (letzterer befand sich schon auf dem Vorgängeralbum „Rough ‘N Tough“ in einer nur leicht veränderten und etwas längeren Version) zwei eigenständige Rocknummern. Als letzten Track wandelt die Band dann mit „Deep“ wieder mehr im rockigen NDW-Fahrwasser.

Sireena Records hat hier zwei sehr unterschiedliche Alben der Düsseldorfer Formation Straight Shooter aus den Jahren 1978 und 1983 zusammengefasst. Insgesamt eine gelungene Zusammenstellung, auch wenn der Bruch zwischen den beiden Alben recht hart wirkt. Zeitgleich veröffentlicht Sireena Records eine CD mit den beiden Alben „Flyin’ Straight“ und „Rough ‘N Tough“, dem dritten und vierten Album der Band. So kann man sich seine Sammlung mit vier Alben der deutschen Hardrockband Straight Shooter vervollständigen, was sehr zu empfehlen ist.

Stephan Schelle, Juni 2022

   

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