Sonora Sunrise – The Route Through The Canyon
Trail Records (2019)
(9 Stücke, 50:16 Minuten Spielzeit)

Sonora Sunrise ist eine Band aus dem russischen Altai, einem mittelasiatischen Hochgebirge. Die Kultur, die auch von alten schamanischen Ritualen beeinflusst ist und die wilde Natur dieses Gebietes inspirierten Sonora Sunrise zu ihrer Musik, die sich in einer Schnittmenge aus Psychedelic-, Kraut-, Space-, Stoner-Rock und ambienten Klangmotiven widerspiegelt.


Sonora Sunrise bestehen aus Artem Demidov (Gitarren, Soundscapes), Dmitry Shershnev (Keyboards, Gitarren), Alexey Shulepov (Bass) und Vitaliy Khard (Schlagzeug). In einigen Stücken wurden noch Gesangspassagen eingebaut, die von Katya Zlobine eingesungen wurden. Das in zwei Tagen im Jahr 2016 aufgenommene Album erscheint Anfang 2019 weltweit in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren beim Label Trail Records.

Auf neun Stücken mit Laufzeiten zwischen 2:20 und 11:04 Minuten Länge nimmt uns das russische Quartett auf eine mystische Reise durch einen Canyon bis an den Rand einer Wüste mit, wo uns einen Sonnenaufgang erwartet.

Mit dem 2:20minütigen Stück „Ancient Stones (Sundown)“ beginnt das Album. Den Hörer erwarten zunächst an- und abschwellende Synthieflächen in die sich dann Katya mit ihrer einfühlsamen Stimme einbringt. Durch die Echoeffekte beim Gesang und den Synthieflächen kommt eine eigentümliche, hypnotische Stimmung auf. Das Ganze wirkt wie eine musikalische Fata Morgana.

Dem schließt sich mit „Welcome To The Sandland“ der längste Track des Albums an. Nach einem gesprochenen Text geht es sofort durch die Gitarrenmotive sehr psychedelisch zur Sache. Bass und Schlagzeug unterstützen dies mit einer sanften Rhythmik. Gemächlich aber fesselnd schreitet dieser Track dahin bis nach etwa vier Minuten eine druckvolle Passage diese vor Hitze flirrenden psychedelischen Motive in einen nun treibenden Part transformiert. Jetzt geht es sehr rhythmisch und rockbetont zu, bei dem auch die Synthies im Hintergrund flirren, während die Rhythmusgitarre, der Bass und das Schlagzeug das Stück immer weiter vorantreiben. In diesem Part verortet sich das Stück im Stoner-Rock. Die Band variiert über die elf Minuten des Stückes die Rhythmik und sorgt so für Abwechslung. Für mich ist dieser Track bereits der Höhepunkt des Albums.

Es folgt das 7:24minütige „Unexpected Trip“, das zunächst recht Keyboardlistig beginnt. Nicht ganz so verschwurbelt wie die Ozric Tentacles, aber doch recht psychedelisch/spacig wie die Briten kommt dieser Track mit seinen elektronischen Klangmustern daher. Auch die eingeflochtenen sägenden Gitarrenmotive versprühen ein Flair, das den Ozrics gereicht.

Leichtes psychedelisches und krautiges Flair der 70’er Jahre versprüht dann der 7:25minütige Track „Poison“. „Ancient Stones (Uprise Of Jupiter)“ stellt mit seiner knappen Minute Spielzeit nur ein Zwischenspiel dar, in dem wieder vor Hitze flirrende Motive aufkommen aber abrupt enden. Hier setzt Katya ihre Stimme als Instrument ein. Das Stück „Canyon“, bei dem Katya einen Text singt, der ansatzweise an den sanften Gesangsstil einer Björk erinnert, ist eine Mischung aus Psychedelic- und Stoner-Rock.

Mit den Klängen einer anzündenden Zigarette und das Einatmen des Rauches beginnt das Stück „Millions Of Snakes“. Ein rhythmisches Rascheln wie von einer Klapperschlange, elektronische Windgeräusche und die Akustikgitarre entführen den Hörer zunächst in eine Wüstenlandschaft. Nach nicht ganz einer Minute kommen dann aber kraftvolle Gitarrenrhythmen auf, die den Track nun in Richtung Stoner-Rock treiben. Das vierminütige „Roadside Picnic“, das locker leicht daherkommt und die Soundkollage „Ancient Stones (Planetary Standoff)“ beenden dann das Album.

Mit „The Route Through The Canyon“ ist der russischen Band Sonora Sunrise ein sehr gutes Albumin in der Schnittmenge von Psychedelic-, Kraut-, Space-, Stoner-Rock und ambienten Klangmotiven gelungen.

Stephan Schelle, März 2019

   

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