Snowball – Follow The White Line

Snowball – Follow The White Line
Sireena Records (1980 / 2011)
(8 Stücke, 35:47 Minuten Spielzeit)

Nach „Defroster“ und „Cold Heat“ veröffentlichten Snowball im Jahr 1980 ihr drittes Album „Follow The White Line“. Es sollte auch das letzte Album der Funk-/Jazzrock-Formation sein. Nachdem Sireena bereits die beiden ersten Alben auf CD herausbrachte, folgt am 01.04.2011 nun der dritte und letzte Streich dieser deutschen Supergroup. Neben Klaus Doldinger’s Passport zählten Snowball damals zu den wichtigsten Vertretern anspruchsvoller Rockmusik.


Und schon wieder hatte sich das Besetzungskarussell gedreht, denn für den Gitarristen Frank Dietz und Bassist Günter Gebauer waren an den Gitarren Roykey Wydh und am Bass Wally Warning in die Band gekommen. Diese beiden waren nicht unwesentlich dafür verantwortlich, das sich der Sound wieder rockiger präsentierte. „Nach dem jazzigen Debütalbum und dem funky-orientierten Nachfolger kehrten Curt Cress und seine Mannen 1980 zu ihren Wurzeln zurück: „Follow The Whte Line“ ist der Rocker im Snowball-Repertoire.“

Auf der CD sind die Originalstücke des Albums in klanglich verbesserter Fassung enthalten. Leider ist, wie bei den Vorgängeralben, kein Bonustrack auf der CD zu finden. Schade, denn wer Snowball mal live erlebt hat, der weiß, welche Power sie auf der Bühne versprühten. Wenn es noch irgendwo einen Livemittschnitt geben sollte, wäre es wünschenswert, wenn dieser das Licht der Welt erblicken würde.

Aber kommen wir zu „Follow The White Line“ zurück. „Die Titel des Albums wurden in Teamarbeit geschrieben und live auf der Bühne im Studio eingespielt. Verzichtet wurde auf die Einzelaufnahme der Instrumente und nachträgliche Änderungen.“ Das hört man der Aufnahme auch an, denn das Album wirkt in sich geschlossen und wie aus einem Guss. Der Vorteil in dieser Produktionsweise liegt darin, dass die Band die Stücke drauf hat und so schnell auf Tour gehen kann. Und die folgende Tour sorgte in der Tat für überwältigende Resonanz. Das lag vor allem aber auch an den Stücken selbst.

Das Album beginnt mit dem Opener „I Can’t See The Light“, eines der Highlights des Albums. Ein knackiger Rhythmus, gepaart mit einer tollen Melodie und der markanten Stimme von Eddie Taylor sowie die Keyboardlinien, die den Unterbau des Stückes darstellen, machen dieses Stück zu etwas besonderem. Darauf folgt der stampfende Funkrocker „New Generation“.

Eine Mischung aus Melodic Rock und jazzigem Funkrock bietet „Put Down“, das zweite Highlight des Albums. Ein Song der sich sofort im Ohr festsetzt. Das Titelstück ist zweigeteilt. Der siebeneinhalbminütige Part I beginnt proggig, klassisch mit einer Einleitung von Kristian Schultze. Dieser Teil hat etwas von den Veröffentlichungen von Sky. Langsam entwickelt sich daraus ein mitreißendes Rockstück und somit ein weiteres Highlight des Snowball-Repertoires. Dieser geht dann in den viereinhalbminütige Part II nahtlos über, sodass das Titelstück den Kern des Albums darstellt. In diesem zweiten Part wird es funkiger und jazziger, als im ersten Teil. In diesem Stück klingen Snowball eine Spur nach ihren deutschen Mitstreitern von Randy Pie. „I Wanna Be A City Boy“ und das schmalzig, soulige „Forgive Your Mother, Brother“ runden das Werk dann ab.

Mit „Follow The White Line” vervollständigt Sireena Records den Backkatalog dieser wichtigen deutschen Band. Die Alben von Snowball gehören in jede gute Plattensammlung, daher ist dieses Album sehr zu empfehlen. Und doch habe ich eine Bitte an das Label: Macht euch bitte auf die Suche nach Livemittschnitten. Sie wären es allemal wert veröffentlicht zu werden.

Stephan Schelle, März 2011

   

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