Snowball – Cold Heat

Snowball – Cold Heat
Sireena Records  (1979 / 2010)
(8 Stücke, 39:19 Minuten Spielzeit)

Im letzten Jahr brachte Sireena Records mit „Defroster” das erste Album der deutschen Supergroup Snowball in remasterter Form auf CD heraus. Der Zuspruch, den diese Wiederveröffentlichung erntete, war groß und so ließ das Re-Release des Nachfolgealbums „Cold Heat“ nicht lange auf sich warten. Ab dem 12.04.2010 wird der zweite Streich der deutschen Funk-Jazz-Rocker im Digipack mit achtseitigem Booklet wieder erhältlich sein. Jeder Freund der deutschen Rockmusik der 70’er muss hier zugreifen.


Nach dem Erfolg des Erstlings gingen Snowball im Jahr 1978 auf Tour. Noch im gleichen Jahr veröffentlichten sie ihren Nachfolger mit dem Titel „Cold Heat“. Allerdings hatte sich bis zu den Aufnahmen das LineUp des ursprünglichen Quartetts geändert. Mitbegründer Roye Albrighton (Nektar) verließ die Band und auch Bassist Dave King hatte nur noch bei zwei Stücken Einsätze beigesteuert. Ausnahmeschlagzeuger Curt Cress und Keyboarder Kristian Schultze waren von der Urformation als einzige übrig geblieben. Man vervollständigte die Band mit Frank Dietz (Akustik- und E-Gitarre), Günter Gebauer (Bass) und Eddie Taylor (Gesang und Tenorsaxophon) und wuchs so zum Quintett an.

Diese Frischzellenkur bescherte der Musik ebenfalls eine neue, frische Note, denn neben dem Jazzrock sind es vor allem die Funk-Elemente, die aus dem Album ein unwiderstehliches Werk machen. Seite 1 der damaligen LP (auf der CD sind es die ersten vier Stücke), zeugen dann auch von diesem ansteckenden Funk, während es auf der zweiten Seite (die letzten vier Stücke) doch eher ruhiger zugeht.

Das Album eröffnet gleich mit einem absoluten Highlight, dem Stück „Move To The Music“. Dieser Song strotzt nur so vor Spielfreude und Kraft und bereitet den Boden für die weiteren Songs des Albums. Der Rhythmus, der mit der ersten Sekunde auf den Hörer einbricht, packt sofort und lässt nicht mehr los. In „New York City“ nimmt uns das Quintett dann mit in die amerikanische Weltmetropole. Dabei klingen Snowball unglaublich amerikanisch (Earth, Wind & Fire & Co. lassen grüßen). Sehr gut gefällt mir hier auch die Großstadtatmosphäre, die am Ende des Stückes durch Straßengeräusche in den Song gemixt sind.

Nächstes Highlight des Albums ist für mich das Titelstück, das in einer perfekten Art Jazz, Rock und Funk miteinander verbindet. Ein Stück das auch 2010 nichts von seiner Faszination verloren hat. „Aura Lee“ ist ebenfalls ein Songs der den amerikanischen Funk von Bands wie zum Beispiel Earth, Wind & Fire widerspiegelt und sie auch in die Nähe der deutschen Formation Randy Pie rückt.

Die Ballade „In A Dark Room“ leitet dann die sanfte Seite der Band ein. Dieses Stück hat für mich auch leichte Ansätze, die man beispielsweise bei Novalis oder Manfred Mann’s Earthband findet, allerdings haben Snowball eine gehörige Prise Funk beigefügt. Es folgen „Winter’s Cold City“, „Life In Space“ und endet im fast hymnischen Finale, dem abschließenden Track „Extraordinary Feelings“, bei dem Eddie zwischen erzählerischem Stil und Gesang hin- und herpendelt.

Snowball’s „Cold Heat“ gehört für mich, wie die anderen beiden Alben der Band, in jede gute Plattensammlung. Es ist schön, dass sich Sireena um den Erhalt dieser Rockperle gekümmert hat. Einziges Manko, ich vermisse einige Bonusstücke, die es aber leider, aufgrund von fehlendem Material, wohl nicht gibt.

Stephan Schelle, Februar 2010

   

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