Slade – Alive!
BMG / ADA (1972 / 2017)

(7 Stücke, 38:57 Minuten Spielzeit)

Slade waren eine der angesagtesten Bands in den 70’ern. Nachdem sie mit ihren Songs „Get Down And Get With It“, „Coz I Luv You“ und „Look Wot You Dun“ die Hitparaden gestürmt hatten, wollten Slade 1972, das waren Noddy Holder (Gesang/Gitarre), Dave Hill (Gitarre), Jim Lea (Bass) und Don Powell (Schlagzeug), auch ihre Livequalitäten auf einem Album einfangen. Dies erfolgte mit dem Album „Slade - Alive!“ das erstmals am 24. März 1972 erschien.


Das Label BMG hat mit der neuen Serie „The Art Of The Album“ begonnen einige herausragende Werke des Rock wieder neu zu veröffentlichen und diesen einen würdigen Rahmen zu verleihen. Im Zeitalter der unmittelbaren Zugänglichkeit von Musik mit Streaming und Downloads will das Label ein Zeichen setzen und innerhalb dieser Serie die Aufmerksamkeit für das Album als Format neu fokussieren. „The Art Of The Album“ präsentiert Klassiker, die neue Wege in Konzept, Produktion, Songwriting oder in einem Genre einbrachten. Mit umfangreichen Texten zum gesellschaftlichen Kontext, in denen die Alben entstanden, werden die wichtigsten Akteure und Mitarbeiter, das Handwerk und die Umsetzung der Musik sowie die Auswirkungen des Albums beleuchtet. Die „Art Of The Album“-Serie feiert das Album als Kunstform.

„Slade Alive!“ wurde 1972 innerhalb von drei Tagen ohne sogenannte „Overdubs“ im „Command Theatre Studio“ in London für gerade einmal £ 600 aufgenommen. Neben eigenen Songs präsentierte das Album auch vier Coverversionen, so Ten Years Afters „Hear Me Calling“, John Sebastians „Darling Be Home Soon“, Little Richards „Get Down And Get With It”, das für Slade in der Studioversion Mitte 1971 ein Top 20-Hit in Großbritannien wurde und Steppenwolfs Klassiker „Born To Be Wild“. „Slade Alive!“ stand mehr als ein Jahr in den UK-Album Charts (58 Wochen) und avancierte in Australien zur bestverkauften LP seit „St. Pepper´s Lonely Hearts Club Band“ von den Beatles.

Das Album „Slade Alive!“, von dem sich beispielsweise Joey Ramone (The Ramones) hat beeinflussen lassen, ist das zweite Album in dieser Reihe. Es erscheint im Hardcover-Buch-Format mit einem eingeklebten 33seitigen Booklet. Das Ganze ist sehr ansprechend gestaltet.

Das Booklet enthält ausführliche Informationen und Archivfotos von Barry Plummer. Die Liner Notes des Musikjournalisten Chris Ingham erinnern an die Geschichte der Band, die Entstehung des Albums und seine Bedeutung 45 Jahre später. Rückblickend auf die Aufnahmen erzählt Schlagzeuger Don Powell; „Die Erinnerungen sind immer noch lebendig von den drei Nächten in den Command Studios im Piccadilly Circus, wo wir `Slade Alive!´ aufgenommen haben. Es war ein kleines Theater, in dem wir Fanclubmitglieder eingeladen hatten. Wir nutzten die Aufnahmen der zweiten Nacht für `Slade Alive!´.“ Und Gitarrist Dave Hill ergänzt: „Ich glaube, ‘Slade Alive!’ dokumentiert Slade ‘live on stage’ von seiner besten Seite! Unser Erfolg basierte auf diesem Album und dem Prinzip, dass wir eine der großartigsten Live-Rock `n´ Roll-Bands unserer Generation waren.“

Zwar fehlen einige ihrer damaligen Hits bei dem Konzertmitschnitt, doch zeigt das Album eine bestens aufgelegte Band, die ordentlich losrockt. So trifft Boogie-Rock auf kraftvollen Rock’n’Roll und Hardrock. Dazu wurde die Liveatmosphäre sehr gut eingefangen mit Ansagen von Noddy Holder und den Zuschauerreaktionen. Mit dem John Sebastian-Cover „Darling Be Home Soon“ befindet sich auch ein sehr schöner, sanfter Song im damaligen Repertoire, dem Slade am Ende aber einen rockigen Stempel aufdrücken.

Sänger Noddy Holder war ein richtiges Unikum und ein wahres Kraftpaket, denn er rotzt nicht nur die Texte mit seiner rauen Stimme raus, sondern ist eine wahre Rampensau gewesen, die das Publikum fest im Griff hatte. Das fängt auch das Album „Slade Alive!“ bestens ein. Höhepunkt des Gigs war eine ekstatische Version von Steppenwolf’s Klassiker „Born To Be Wild“.

„Slade Alive!“ ist auch anno 2017, 45 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, noch ein klasse Rockalbum, das einfach nur Spaß macht.

Stephan Schelle, September 2017

   

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