Sirkis / Bialas IQ – Our New Earth
SynGate Records (2019)

(11 Stücke, 84:07 Minuten Spielzeit)

Ende November 2019 erschien das Album „One New Earth“ des Musikprojektes Sirkis/Bialas auf dem amerikanischen MoonJune-Label. Das Projekt besteht aus den beiden Hauptakteuren Asaf Sirkis (Schlagzeug, Percussion, Konnakal) und Sylwia Bialas (Gesang, Backgroundgesang, Waterphone). Das von Richard Waters entwickelte Waterphone ist ein Instrument, dass dass die Prinzipien einer tibetischen Wassertrommel, eines afrikanischen Lamellophons und einer Nagelgeige des 18. Jahrhunderts vereint und sowohl angeschlagen, als auch mit einem Bogen bearbeitet werden kann. Als weitere Musiker sind Frank Harrison (Piano, Keyboards) und Kevin Glasgow (Bass) an der Produktion beteiligt.


Nach dem Debütalbum „Come To Me“ ist das Doppelalbum „Our New World“, das in einem sechsseitigen Papersleeve mit achtseitigem Booklet (mit Liner Notes von Bill Bruford) ausgestattet ist, das zweite Album von Sirkis/Bialas IQ.

Sirkis und Bialas sagen über das Album, das es sich thematisch mit den drastischen Veränderungen beschäftigt, die wir derzeit sowohl im individuellen wie auch im kollektiven Umfeld weltweit dem Vorherrschen von Technologien, sozialen Medien und vielen weiteren Dingen erleben. Sie verstehen ihre Musik als Reflexion, als Wunsch nach Wiedervereinigung mit der Natur und als eine Art musikalisches Gebet für eine bessere Welt in unser aller Namen für eine neue Erde. Mit diesem Thema sind sie sehr aktuell. Wie einige andere Musiker machen sie auf die Missstände aufmerksam, was aber leider bei den Regierenden nicht ankommen wird. Natürlich können wir alle im Kleinen etwas Bewegen, aber ohne die großen Unternehmen und die Regierungen ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Hier muss im Großen und Globalen etwas passieren.

Die Musik von Sirkis/Bialas IQ ist inspiriert von Jazz, zeitgenössischer klassischer Musik, polnischer Folklore, Progressive Rock, sowie Musik aus Indien und dem mittleren Osten. Gesungen wird auf Polnisch. Die Texte sind allerdings sowohl in polnischer wie auch englischer Sprache im Booklet abgedruckt.

Das musikalische Ergebnis ist ein sehr ansprechendes Werk mit einer Mischung aus progressivem Rock, Jazz und Worldmusic. Los geht es mit dem Stück „If Pegasus Had One Wing (He Would Fly In Spirals)“ zunächst mit Keyboards, Piano und Schlagzeug. Das ist ein sehr atmosphärischer Jazz-Prog, der mit eingängigen Melodien bestückt ist. Sylwia Bialas setzt dabei ihre Stimme neben dem Gesang auch als Instrument ein, während Frank Harrison sehr verspielt an den Tasten zu Werke geht.

Das folgende „Land Of Oblivion“ beginnt mit Windgeräuschen und einem schönen, jazzigen, mehr als zweiminütigen Gitarrensolo/-melodie von Kevin Glasgow. Sylwia steigt danach in diese zeitlupenartig angelegt Nummer mit ihrem Gesang ein und man hat als Hörer das Gefühl zu schweben.

Klassische und auch leicht sakrale Klänge (durch die Orgelsounds) kommen dann in „Letter To A.“ auf. In diesem traumhaften Stück setzt Sylwia ihre Stimme nur als Instrument ein. Die Band bietet hier sehr eingängigen, atmosphärischen Jazz. Die erste Minute des Stückes „Reminiscence“ gehört dann Asaf Sirkis in der er mit einem Drumsolo glänzt, das aber sehr ruhig und akzentuiert vorgetragen wird. Danach setzen Bass und Keyboards ein. Sobald Sylwia ihre Stimme hinzufügt bekommt dieser Track eine gehörige Portion Esprit.

Mit dem wiederum sehr atmosphärischen „Charoscuro“ endet die erste CD. Der zweite Silberling wartet dann mit der 20minütigen „The Earth Suite“ auf, die aus den Stücken „Rooting“ und „Our New Earth“ besteht. Danach folgen noch vier weitere Stücke.

„Our New Earth“ von Sirkis/Bialas IQ bietet atmosphärische Musik mit einer Mischung aus Progressive Rock, Jazz und Worldmusic. Das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen, auch für Ohren die nicht im Jazz verortet sind, da sie es verstehen, herrliche Harmonien und Melodiebögen zu kreieren.

Stephan Schelle, Februar 2020

   

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