Simeon Soul Charger – Meet Me In The Afterlife

Simeon Soul Charger – Meet Me In The Afterlife
Gentle Art Of Music / Soulfood Music (2011)
(13 Stücke, 62:48 Minuten Spielzeit)

„Vom amerikanischen Tellerwäscher zum deutschen Millionär – mit ähnlichen Zielen kam die aus Ohio stammende Band Simeon Soul Charger nach Deutschland und erobert nun mit ihrem Debütalbum „Meet Me In The Afterlife”, das am 04.03.2011 erscheint, den europäischen Rockstar-Himmel. Die ersten deutschen Shows ausverkauft und hoch umjubelt, ein erfahrenes Indie-Label hinter sich, und das alles in Deutschland? JA, denn der „American Dream“-Spieß dreht sich …!“ Soweit der Pressetext, der schon mal neugierig macht.


Die vierköpfige Band, bestehend aus Aaron Brooks (Gesang, Gitarre, Keyboards), Rick Phillips (Gitarre, Gesang, Mandoline), Spider Monkey (Bass, Banjo) und Joe Kidd (Schlagzeug, Gesang, Perkussion) haben sich für ihr Debüt das deutsche Label Gentle Art Of Music, das von der deutschen Prog-/Artrockband RPWL betrieben wird, ausgesucht. Und mit Yogi Lang (Sänger und Keyboarder bei RPWL) haben sie einen wirklich guten Mann im Studio bekommen, ist er doch für seinen Produktionssound bekannt.

Die vier jungen Musiker haben sich dem Sound der frühen 70’er verschrieben und präsentieren dabei Songs, die nahe an den melodiös-dreckigen Stil von Led Zeppelin heranreichen. Darüber hinaus mischen sie weitere Zutaten in ihren Sound. Die Mischung aus Blues, Rock und Beat wird noch durch die charismatische Stimme Aaron Brook’s verstärkt, so dass man sich als Hörer schon im Opener „Vedanta (The Nothing)“ (klingt wie die rockige Version der Beatles) weit in der Zeit zurück versetzt fühlt. So klang es Ende der 60’er, Anfang der 70’er. Wer jetzt aber glaubt, die Jungs würden nur antiquierte Sachen heraushauen, der irrt, denn die Mischung und der Sound machen dieses Album aus, so dass es trotz seiner nostalgischen Ansätze aktuell klingt.

„God Lends A Hand“ lässt Psychedelic und Glamrock (wirkt teils wie eine Mischung aus T-Rex, Sparks und Ten CC und verbindet sie mit kräftigen Riffs) mit in den Song einfließen. Irgendwie klingt dieser 2:41minütige Song schräg und doch versprüht er eine eigene Magie. „Through The Trees They Talk“ enthält auch noch eine Prise Queen, die durch die Gitarre und den Gesang hervorgerufen wird. Allerdings klingt das Stück dreckiger als es bei den „großen“ Briten der Fall war.

Perkussiv und mit Querflöte garniert, präsentiert sich das Instrumental „Tooth“ im Worldmusic-Stil. Hier hat man den Eindruck mitten im Urwald zu sein. Mit dem achtminütigen „And He Skinned Them Both“ kommt der erste Longtrack des Albums der jetzt deutliche Anzeichen von Led Zeppelin aufweist. Gesanglich liegt Aaron wieder in der Nähe von The Sparks-Sänger Russel Mael, was dem Song eine ganz besondre Note verleiht. Durch die Vermengung der unterschiedlichen Zutaten entsteht ein ganz neuer, unwiderstehlicher Sound.

Durch den Einsatz des Banjo’s bekommt „Please“ eine ganz typische amerikanischen Südstaatennote. Der Song geht dabei ein wenig in die Country-Ecke. „Europa’s Garden“ lässt dann aber wieder den Rock in den Vordergrund treten und kombiniert ihn mit einer bluesigen Ballade. „Into The Afterlife“ entführt in eine hypnotische TexMex-Atmosphäre. Sehr beatlesk geht es in dem kurzen Zwischenspiel „A Child’s Prayer“ - vor allem durch den Satzgesang - zu. Thematisch geht das direkt in „Dear Mother“ über.

Und dann kommt mit „The Shallowing Mouth“ das mit elf Minuten längste Stück am Ende der CD. Hier zünden sie noch mal alles und zeigen, dass sie auch in der Lage sind einen proggigen Longtrack mit Hardrockelementen, der recht theatralisch wirkt, zu schreiben. Struktur-, Tempo-, Rhythmus- und Melodiewechsel bieten alles, was man an einem solchen Longtrack mag.

„Meet Me In The Afterlife“ ist ein gelungenes Debüt einer neuen Band, von der man, wenn sie in dieser Form weitermacht, noch eine Menge hören wird. Ob es zum deutschen Millionär reichen wird, bleibt abzuwarten. Beachtung hat dieses, aus Ohio stammende und jetzt in Deutschland lebende Quintett allemal verdient. Und wie die Stücke auf der Bühne wirken, das kann man nur erahnen, lassen sie doch genügend Spielraum für druckvolle und mitreißende Interpretationen. Ab März 2011 gehen Simeon Soul Charger auf Europatournee, dann kann man sich von ihren Livequalitäten überzeugen. Das Debütalbum hat jedenfalls schon mal ein Ausrufezeichen gesetzt.

Stephan Schelle, Februar 2011

   

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