Simeon Soul Charger – Harmony Square

Simeon Soul Charger – Harmony Square
Gentle Art Of Music / Soulfood Music (2012)
(15 Stücke, 67:29 Minuten Spielzeit)

Mit ihrem 2011’er Debüt „Meet Me In The Afterlife“ hatten die vier Amerikaner Aaron Brooks (Gesang, Gitarre, Piano, Kalimba), Rick Phillips (Gitarre, Gesang, Mandoline), Spider Monkey (Bass, Gesang, Perkussion) und Joe Kidd (Schlagzeug, Gesang, Perkussion), die sich mittlerweile im Umfeld von München niedergelassen habe, bereits ein Ausrufezeichen gesetzt. Seither haben sie knapp 100 Auftritte absolviert und sich damit bereits eine ordentliche Fangemeinde erspielt.


Am 14.09.2012 erscheint nun der Nachfolger „Harmony Square“, bei dem es sich um ein Konzeptalbum handelt. Zum Thema: Volksunterdrückung, schamlose Ausnutzung dieses Elends und daraus resultierende Revolte prägen die detailreiche Erzählung: Der Protagonist findet sich durch Zufall am „Harmony Square“ wieder, dem Marktplatz eines abgeschiednen Dorfes, und erfährt neben den gesellschaftlichen Missständen auch von unterschiedlichen Lösungen gegen sie.

Solch eine Geschichte verlangt nach einer farbenfrohen und detailverliebten Umsetzung. Streicher, diverse selbst gebaute Percussion-Instrumente oder Querflöten kommen auf Simeon Soul Charger’s Psychedelic Rock-Werk zum Einsatz. Und obwohl sich auf dem Album insgesamt 15 Teile befinden versteht sich die CD als ein einziger, überlanger Song, der am Stück gehört werden möchte.

Neben dem amerikanischen Quartett haben sich noch sechs Gastmusiker eingefunden, die der Musik mit ihren - für diese Form ungewöhnlichen - Instrumenten wie Violine, Cello, Flöte, Tablas oder Harfe eine ganz eigene Note verleihen.

Schon die „Overture“, die zunächst mit klassischen Instrumenten und Akustikgitarre aufwartet, zeigt, dass es auf dem neuen Album etwas anders zur Sache geht, als noch vor einem Jahr auf dem Debüt. Klänge von Jethro Tull oder Queen sind gar auszumachen, was sich aber nur in einigen Versatzstücken zeigt, denn ansonsten kommt fetziger Rock aus den Boxen. Die Stücke gehen nahtlos ineinander über, so dass der Eindruck eines einzigen Longtracks verstärkt wird.

„Babylon Groove“ zeigt mit seinem Piano und dem getragenen Rhythmus eine beatleske Atmosphäre auf. Insgesamt ein sehr symphonisches Stück. Auch im nächsten Track „All’s Fair In Harmony Square“ bewegen sich die jungen Amerikaner im Stile der Endsechziger und 70’er Jahre und transportieren den Sound (eine Mischung aus Beatles, Queen, Split Enz psychedelischen Sounds und vielem anderen mehr) ins hier und jetzt.

Und so spinnt sich die Musik auf dem ganzen Album immer weiter wie ein überlanger Song. Da werden in einem Stück auch schon mal unterschiedliche Melodien zusammengesetzt. Auch einige musikalische Zitate kommen in den Stücken hervor (zum Beispiel in „Doris“, das wie eine verquere Pink Floyd Nummer in einer von Marc Bolan gesungenen Version klingt). So ungewöhnlich wie dies erscheint, so geht es dann auch auf dem kompletten Album weiter. Manche zunächst disharmonisch wirkenden Breaks und außergewöhnlichen Gesänge kommen erst nach mehrfachem Hören richtig zur Geltung.

Mit „Harmony Square“ ist der jungen Band Simeon Soul Charger ein guter Nachfolger ihres bemerkenswerten Debüts gelungen. Allerdings muss man sich erst in ihre Musik einarbeiten. Bei mir zündete sie erst nach mehrfachem Durchlauf. Unbedingt in Ruhe anhören, dann entwickelt sich die Scheibe und offenbart so manches Detail.

Stephan Schelle, August 2012

   

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