Shamall -
Schizophrenia Norbert Krüler aka Shamall macht seit mehr als 30 Jahren Musik. Zu Beginn noch im DJ-Bereich unterwegs, hat er ab 1989 zunächst unter dem Pseudonym Shamall Veröffentlichungen mit elektronischer Musik herausgebracht. Anfang der 2000’er Jahre wechselte Shamall dann in den Bereich Progressive-/Artrock, da er der Auffassung war, sich zu wiederholen. Das erste Album in diesem Stil war 2001 „The Book Of Genesis“. Sieben Studioalben (inkl. des Albums „Continuation“ mit Stücken die von den Aufnahmen zum 2013’er Album „Turn Off“ übrig geblieben sind) hat er in diesem Musikstil seither herausgebracht. |
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Was
aber zunächst auffällt ist wiederum das tolle Artwork. Die CDs befinden
ich in einem achtseitigen Digipack inklusive eines 16seiteigen Booklets,
in dem sich alle Texte und sehr ansprechende Grafiken befinden. Nicht nur
in der Musik zeigt Norbert seinen Perfektionismus, auch die grafische
Gestaltung steht dem in Nichts nach. Zwar
enthalten die beiden CDs jeweils elf Stücke, doch sind sie so
zusammengeschnitten, das auf jedem Silberling ein mehr als 70minütiger
Longtrack entstanden ist. Da sich die Dramaturgie der Stücke aufbaut und
in sich schlüssig ist, sollte man die CDs in einem Durchgang hören. Wie
schon beim Vorgängeralbum „Turn Off“, so sind neben
Multiinstrumentalist Krüler (Lead- und Backgroundgesang, Gitarren, Piano,
Orgel, Keyboards, Bass und Programmierung) wieder Matthias Mehrtens
(Leadgitarre) und Anke Ullrich (Lead- und Backgroundgesang) mit dabei. Vor
allem Anke’s Leadgesang im Song „Supernatural Dream“ sorgt nicht nur
für Abwechslung, sie bringt auch eine ganz besondere Note in die Musik
und setzt einen Kontrapunkt zu Norberts Gesang. Das
Album „Schizophrenia“ handelt von den aktuellen Problemen in der
Gesellschaft. So setzt sich Shamall mit der Problematik der Ignoranz der
Menschen sowie der wachsenden Unruhe innerhalb der modernen Gesellschaft
auseinander. Jedem ist eigentlich klar, dass die Welt fast täglich
unmenschlicher und intoleranter wird und nach außen hin scheint es
niemanden so wirklich zu interessieren. Damit hat sich Shamall mit der
aktuellen Situation in Deutschland, aber auch auf der Welt,
auseinandergesetzt. Uns geht es in Deutschland so gut wie nie und daher
schauen wir auch nicht mehr so genau hin, wie es anderen geht oder ob wir
mit unserem Verhalten unseren Planeten ruinieren. Die Hauptsache ist, dass
wir uns wohlfühlen. Das macht Shamall auf „Schizophrenia“ deutlich in
dem er z. B. mit wenigen einfachen Sätzen dem Hörer den Spiegel vorhält
(„Man In The Mirror"). Das
Album dient eigentlich der Aufklärung und soll ein Aufruf sein. Und so
besingt Shamall in weiten Teilen das kollektive Wegsehen, was der Refrain
des Titelsongs mit dem traurigen Fazit ausdrückt: „es ist doch total
schizophren - ich weiß was falsch läuft - aber dreh mich nicht mal um -
ich tu einfach gar nichts - das ist doch total schizophren....“. Den
Gegenpol bildet der Gesang von Anke, die in blumigsten Farben die schöne
„heile“ Welt besingt. Auch Norbert singt an einigen Stellen, dass er
sich der Gleichgültigkeit ergeben will und sich lieber auf dem Sofa zum
Kiffen hinsetzt. Musikalisch
hat er wieder ein Füllhorn an Ideen und Sounds erstellt, die vom ersten
Ton an gefangen nehmen. Schon von den ersten Tönen an erkennt man sofort,
dass es sich um ein Shamall-Album handelt, denn Norbert Krüler hat einen
sehr markanten und klar zu erkennenden Stil, der immer mal wieder mit
Zitaten bzw. Sounds durchsetzt ist, die an große Acts der Rockmusik
erinnern. Das
Album klingt – dem Thema entsprechend - insgesamt etwas härter und
bedrohlicher, was auch in einigen der Gesangspassagen von Norbert Krühler
liegt, der seine Stimme bezüglich seiner Message deutlich Ausdruck
verleiht. Gleiches gilt für den Sound der zwischen harten, bombastischen
Arrangements und zarten, einfühlsamen Passagen hin- und herwechselt.
Matthias Mehrtens sorgt dabei für zahlreiche tolle Gitarrensoli, während
Norbert wiederum atemberaubende Soli an den Tasteninstrumenten eingespielt
hat. Dazu lässt er mehrfach druckvolle Schlagzeugstafetten auf den Hörer
niederprasseln. Das Ganze fügt sich dann zu einem grandiosen Gesamtwerk
zusammen. Shamall nimmt den Hörer so auf eine akustische Achterbahnfahrt
mit, bei der ein Ausstieg während der Fahrt unmöglich ist, so fesselnd
ist das Arrangement ausgefallen. Der
erste randvolle Silberling endet dann mit einem symphonisch angelegten
„Thoughts P.II“, das den ersten Akt beendet und in die Pause überleitet,
die man benötigt um CD 2 einzulegen. Dieser Soundtrack artige
Instrumentaltrack beginnt zunächst sehr ruhig um sich im Verlauf seiner
5:38 Minuten immer weiter zu steigern, in dem fette Gitarren und der
Schlagzeugrhythmus für hymnische Momente sorgen. Die zweite CD ist aus
dem gleichen edlen Holz geschnitzt wie CD Nummer 1. „Schizophrenia“
von Shamall ist ein herausragendes Album des Progressive-/Artrock mit
Zutaten aus Krautrock und traditioneller Elektronikmusik. Atemberaubende
Soli (vor allem an Gitarre und Keyboards) und grandiose Melodien gepaart
mit gut ausgearbeiteten Schlagzeugrhythmen gibt es zu Hauf. Vom ersten bis
zum letzten Ton bleibt dieses Meisterwerk der Rockmusik hochgradig
spannend. Darüber hinaus hat sich Norbert Krüler in den Texten mit einem
ernsten Thema (unsere Gesellschaft droht in Gleichgültigkeit zu
versinken) beschäftigt. Für mich zählt „Schizophrenia“ zu den
besten Werken des Jahres. Stephan Schelle, November 2019 |
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