Sendelica – The Pavillon Of Magic And The Trials Of The Seven Surviving Elohim

Sendelica – The Pavillon Of Magic And The Trials Of The Seven Surviving Elohim
Eigenvertrieb / FRG Records (2011)
(CD: 9 Stücke, 67:05 Minuten Spielzeit
DVD: 3 Videos, 66 Minuten Spielzeit)

Die waliser Psychedelic-Rockband Sendelica ist auf lange Albumtitel fixiert, denn nach dem 2007’er Album „Spaceman Bubblegum And Other Weird Tales From The Mercury Mind“ trägt das aktuelle Werk den Titel „The Pavillon Of Magic And The Trials Of The Seven Surviving Elohim“. Eine Veränderung im LineUp hat es auch gegeben, so ist aus dem Trio ein Quartett geworden, das sich zusätzlich weitere Gastmusiker eingeladen hat.


Zum festen Stamm der Band gehören weiterhin Peter Bingham (Gitarren, Elektronische Gerätschaften) und Glenda Pescado (Bass). Für Paul Fields ist nun Nick Danger ans Schlagzeug getreten und auch Colin Consterdine (Synthesizer, Electronics) ist neu an Bord.

Sieben Eigenkompositionen sowie als Bonus zwei Coverversionen bietet das neue Album von Sendelica. Mit „Zhyly Byly“ geht es recht elektronisch und spacig in das Album. Space- und Psychedelicrock der Endsechziger geben sich hier die Hand und doch klingt die Musik alles andere als verstaubt. Ein besonderes Highlight sind der Reggae-Rhythmus, den die Band diesem Track beimischt, sowie die Gitarren, die mit einer gehörigen Portion Hall versetzt wurden. Das hat eine unglaublich hypnotische Wirkung.

Mit dem 15minütigen „Elohim“ kommt dann ein Longtrack an die Reihe. Herrlich flächige und weit reichende Gitarrensounds sowie ein akzentuierter Bass geben sich zunächst ein Stelldichein. Der Track entwickelt sich zu einem psychedelischen – auf die Länge hin aber etwas monoton wirkenden - Jamrock, der aus Improvisationen zu bestehen scheint. Vom Sound her klingt es, als sei dieser Track live beim Spielen mitgeschnitten worden.

Nach dem teils gleichförmigen „Elohim“ folgt mit „Guiding The Night“ ein rockigerer Track. Dieses Stück wird von den Gitarren und dem Schlagzeug angetrieben. Sehr schöner Track, beim dem nostalgische Erinnerungen hochkommen. „Orion Delight“ scheint – im Gegensatz zu den Vorgängerstücken – mit einem besseren Mastering ausgestattet, denn der Sound kommt glatter, dafür aber wesentlich voluminöser rüber. Das ist psychedelischer Spacerock, der sofort ins Ohr geht.

Das sechsminütige „Arizona Spree“ bietet wieder elektronischere Formen, vermischt mit einem von Lee Relfe gespielten Saxophon, das der Nummer eine jazzige Note verleiht. Ein sehr schöner relaxter Titel, mit Melodie. Auch im zwölfminütigen „Banshees & Fetches“ ist Lee Relfe am Saxophon zu hören. Doch zunächst beginnt der Track hypnotisch und orchestral. Dieser Anfang übt auf mich eine ungeheure Faszination aus, ohne dass ich genau sagen kann, woran das liegt. Das klingt mit seinem Wechsel zwischen Stimmungen und Melodien wie Kopfkino. Wenn im zweiten Teil dann das Saxophon hinzukommt, wird es wieder jazziger, bleibt aber sphärisch. Ein Titel, den man richtig auf sich wirken lassen muss. Elektronische Effekte führen in „The Pavillion Of Magic“ ein. Ein Psychedelic-Rocker bei dem immer mal Fragmente anderer Stilrichtungen wie Bluesrock, Melodicrock oder gar ein Reggae-artiges Bassspiel auftauchen. Hypnotisch sind die E-Gitarren, die hier ausufernde Soli und Effekte bieten.

Als Bonusstücke haben Sendelica den von Lou Reed komponierten Velvet Underground-Titel „Venus In Furs“ und Captain Beefheart’s „This Is The Day“ neu interpretiert. Während das Album vorwiegend Instrumentalstücke beinhaltet, wird „Venus In Furs“ von Alice Davidson und „This Is The Day“ von Molara (hört sich streckenweise wie Melanie an) gesungen. Und die von Nik Turner gespielte Flöte verleiht dem Stück noch einen gewissen Folk-Anstrich. Die Stücke klingen in völlig neuem Gewand.

Neben der normalen CD-Version gibt es auch noch eine auf 100 Exemplare limitierte Ausgabe, die zusätzlich eine DVD enthält. Die DVD enthält den 38minütigen Film „Ritual“, „Spaceman Bubblejam“ (25 Minuten) und das „Banshees & Fetches“-Promo (13 Minuten). Da die CD/DVD-Version nur 5 Euro mehr kostet, kann ich jedem nur empfehlen diese Version zu kaufen, solange noch Exemplare vorrätig sind. In „Ritual“ werden zur Sendelica-Musik bewegte, farbige Bilder gezeigt, die mit der Musik in Wechselwirkung treten. Auch sieht man tanzende Personen, die bildlich und farblich bearbeitet wurden. Auch das sorgt für psychedelische Effekte.

„Spaceman Bubblejam“ wurde in einer Kellerbar in Cardigan im Juni 2010 nach einem Konzert während einer After Show Jam mitgeschnitten. Die Musik klingt roh, da der Ton aus der Kamera kommt. Das Bild ist unscharf, hat sehr kräftige Farben und wirkt dadurch auch wieder psychedelisch. Auch wird die Kamera (wahrscheinlich sogar ein Fotoapparat) gekippt, so dass das Bild manchmal auf der Seite liegt. Das abschließende „Banshees & Fetches“-Promo beinhaltet den gleichnamigen Titel und wurde mit Landschaftsaufnahmen (am Meer aufgezeichnet), die farblich verfremdet wurden, unterlegt.

Auch mit ihrem dritten Album, das am 20.06.2011 erschienen ist, halten Sendelica den hohen Standard der Vorgänger. Sie bieten herrlichen psychedelischen Spacerock mit hypnotischer Wirkung.

Stephan Schelle, Juni 2011

   

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