Rush – Moving
Pictures (40th Anniversary) 1981 veröffentlichten Rush mit „Moving Pictures“ ihr achtes Album, mit dem sie nicht nur die 80’er Jahre einläuteten, sondern auch ihren Stil aktualisierten und damit eines ihrer besten Alben ablieferten. Ein Jahr nach dem 40järigen Jubiläum erscheint am 15.04.2022 die 40th Anniversary-Edition, die in verschiedenen Formaten erhältlich sein wird. Mir lag zur Besprechung die Deluxe Edition vor, die 3CDs in einem achtseitigen Digipack mit 24seitgem Booklet enthält. Ins Auge fällt sofort das neue Artwork von Syme. |
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Die
Deluxe Edition von „Moving Pictures – 40th Anniversary“ vereint das
neu gemasterte Originalalbum auf CD1 und das komplette, bislang unveröffentlichte
Konzert von 1981 in Toronto auf den zwei Bonus-CDs. Zu den weiteren Extras
gehören ein 24-seitiges Booklet mit unveröffentlichten Fotos und dem neu
interpretierten Artwork von Syme sowie die Liner Notes (von Kim Thayil,
Les Claypool, Taylor Hawkins, Bill Kelliher und Neil Sanderson). Zu jedem
der Stücke befindet sich ein ansprechendes Bild im Booklet. Die
sieben Tracks des Albums zeigen eindrucksvoll, wie perfekt Rush auf
„Moving Pictures“ den Balanceakt zwischen Prog-Wurzeln und
radiofreundlichem Sound meisterten, nachdem ihnen das schon auf dem
gefeierten Vorgänger „Permanent Waves“ so grandios gelungen war. Zugleich
war „Moving Pictures“ das zweite von vielen Alben, das Rush im Le
Studio in Morin-Heights (Quebec) einspielten – ein Ort, der nicht ohne
Grund später auch als „das bandeigene Abbey Road von Rush“ bezeichnet
wurde. Einige
der Stücke entwickelten sich zu unverzichtbaren Klassikern, die schnell
in ihre Livesets Einzug hielten. Das
eröffnende „Tom Sawyer“ entpuppte sich nicht nur als eine ihrer größten
Radiosingles, es fehlte ab 1981 auch live auf so gut wie keinem ihrer
Konzerte. Es folgen vertonte Abstecher in wilde Traumwelten („Red
Barchetta“ - inspiriert von Richard S. Fosters Kurzgeschichte „A Nice
Morning Drive“) und der Instrumentalmeilenstein „YYZ“ – benannt übrigens nach der
Flughafenkennung des Pearson International Airports in Toronto. Das
zeitlose „Limelight“ wirft quasi einen prophetischen Blick auf die
Probleme introvertierter Künstler*innen und populärer Menschen, die sich
lieber ihre Privatsphäre bewahren würden, als alles mit der Öffentlichkeit
teilen zu müssen. „The
Camera Eye“ ist ein
vielschichtiger, zehnminütiger Blick auf das Treiben in New York City –
aus Vogelperspektive –, dem Rush zugleich die viel ältere Geschichte
Londons gegenüberstellen. „Witch Hunt“ (samt bedrohlichem Untertitel
„Part III of Fear“) widmet sich dem Themenkomplex Vorurteile und
Mob-Mentalität. Das Album endet mit dem Song „Vital Signs“; ein
druckvoll-treibender Schlusspunkt, der auch schon die
experimentell-abenteuerlichen Aspekte jener Richtung(en) aufzeigt, die
Rush im weiteren Verlauf der Achtziger verfolgten. Als
Bonus wurden der Deluxe Edition 2 CDs mit bislang unveröffentlichtem und
ebenfalls ganz neu abgemischtem Live-Bonusmaterial, das von Terry Brown,
dem angestammten Produzenten der Band, von den analogen Original-Livetapes
übertragen wurde, spendiert. Die bislang unveröffentlichten
Live-Aufnahmen basieren auf einem ungekürzten Konzertmitschnitt aus
Toronto, wo Rush am 25. März 1981 in den Maple Leaf Gardens auftraten
(hier passend zum Songtitel bezeichnet als „Live In YYZ 1981“). Dieser
Konzertmitschnitt ist allein den Kauf der Wiederveröffentlichung wert.
Bei dem Konzert spielten Rush außer „Witch Hunt“ das komplette
„Moving Pictures“-Album sowie zahlreiche weitere Stücke aus ihrem
bisherigen Repertoire. Die
2015 neu transparent gemasterte Fassung von „Moving Pictures“ liegt
erstmals auf CD vor. Das Album gehört zum Tafelsilber der kanadischen
Band und in jede gute Rocksammlung. Aufgrund des soundtechnisch guten
(Geddy’s Stimme ist etwas in den Hintergrund gemischt), fast zweistündigen
Livemitschnittes ist diese Version des Albums unverzichtbar. Stephan Schelle, April 2022 |
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