RPWL – God Has Failed Live & Personal
Gentle Art Of Music / Soulfood (2021)
(14 Stücke, 66:19 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2000 erschien das Debütalbum der Münchner Art-/Progressive-Rockband RPWL unter dem Titel „God Has Failed“. RPWL, die sich nach den Anfangsbuchstaben der Hausnamen der Bandmitglieder benannte (R für Phil Paul Rissettio - Schlagzeug, P für Chris Postl - Bass, W für Karlheinz Wallner - Gitarren und L für Yogi Lang - Gesang und Keyboards), starteten allerdings als Pink Floyd Coverband. 


RPWL lieferten damals ein grandioses Debütalbum ab, auf dem sie ihre Pink Floyd-Wurzeln zwar nicht ganz verbergen konnten, aber schon eine eigene Handschrift erkennen ließen. Als ich das Album 2001 durch Zufall in die Finger bekam, war ich sofort restlos begeistert. Und diese Begeisterung hat sich bis heute nicht gelegt.

Zum Jubiläum des Debütalbums wollte das aktuelle LineUp (in den 20 Jahren hat sich das Personalkarussell bereits mehrfach gedreht) bestehend aus Yogi Lang (Gesang, Keyboards), Kalle Wallner (Gitarren, Backgroundgesang), Markus Jehle (Keyboards) und Marc Turiaux (Schlagzeug) verstärkt um die Gäste Frank Thumbach (Bass), Bine Heller (Backgroundgesang) und Caroline von Brünken (Backgroundgesang) ihr Werk komplett live aufführen. Aufgrund der Covid 19-Maßnahmen war dies aber leider nicht möglich. Da die Band aber schon zur Tourvorbereitung eingespielt war, hat sie kurzerhand das Ganze live im Studio eingespielt und bringt dies am 30.04.2021 in verschiedenen Formaten unter dem Titel „God Has Failed Live & Personal“ auf den Markt.

Neben der CD im Digipack wird es eine DoppelLP geben, die 180 Gramm schwer ist und in vier verschiedenen Farbvariationen produziert wurde. Die Vinylausgabe enthält darüber hinaus noch die beiden Pink Floyd Coverversionen von „Cymbaline“ und „Fat Old Sun“, die 2000 / 2001 aufgenommen wurden. Gefilmt wurde der Auftritt ebenfalls, sodass auch eine DVD und eine BluRay-Version herauskommen.

RPWL spielten die Songs ihres Debütalbums in der Originalreihenfolge, beginnend mit dem herrlichen „Hole In The Sky“ dessen beide Parts - entgegen der Originalfassung - einzeln aufgeführt und angewählt werden können. Hier ist zwar noch deutlich die Nähe zu Bands der Marke Pink Floyd erkennbar, aber auch schon eine eigene Handschrift herauszuhören. Unterstützt wird die Band von den Gastsängerinnen Bine Heller und Caroline von Brünken, die liebevoll Gilmour Girls genannt werden und für mehr Atmosphäre sorgen wie zum Beispiel auch in „Who Do You Think We Are“. Das Album strotzt nur so vor toller Melodien und atmosphärischen Songs.

Während im Original „Wait Five Years“ Yogi den Gesang zu Beginn etwas verfremdet singt, hat in der Liverversion diesen ersten Part Caroline von Brünken übernommen, was dem Stück noch mehr Atmosphäre verleiht. Neben Pink Floyd artigen Sounds kommt aber auch eine Spur Genesis-Feeling zu Steve Hackett-Zeiten im Stück „What I Need“ auf. „In Your Dreams“ klingt dagegen wie aus dem „The Division Bell“-Album von Pink Floyd entnommen, was vor allem an der verzerrten Gitarre und dem Rhythmus liegt.

Zwar halten sich RPWL recht nah am Original, jedoch entwickelt diese Liveaufnahme eine ganz besondere Dynamik und transformierte die Songs ins Hier und Jetzt.

Nach dem Hören des Albums bin ich zum einen ein bisschen traurig, da das Album leider nicht live vor Publikum gespielt werden konnte, zum anderen bin ich aber auch dankbar, dass RPWL das Ganze im Studio aufgenommen haben und somit die lange Durststrecke an Konzerten mit dieser Veröffentlichung den Fans versüßen. Vor allem bin ich auch auf die BluRay gespannt, wenn man die Band dann auch vor die Augen und die Ohren bekommt. Darüber hinaus bietet die DVD/BluRay auch noch Diskussionsrunden der Original- sowie der aktuellen Besetzung. RPWL zeigen mit dieser Produktion, wie zeitlos und grandios bereits ihr Debütalbum war. Klanglich ist die Aufnahme wieder auf hohem Niveau.

Stephan Schelle, März 2021

Nachdem ich vor ein paar Tagen die bestellte BluRay bekommen habe, möchte ich noch ergänzen, dass diese ein absolutes Muss für jeden Art-/Progrockfan ist. Das Konzert ist nicht nur in einer sehr schönen, intimen Atmosphäre aufgenommen worden, auch der Klang im DTS Surroundsound ist von aller erster Güte und lässt die Interpretation der Songs in einem noch helleren Licht erscheinen.

Darüber hinaus sind die drei Features (mit insgesamt fast 107 Minuten Spielzeit), in denen sowohl die Ur-Besetzung wie auch das aktuelle LineUp zu Wort kommen, sehr informativ und machen die Jungs noch sympathischer. Man erfährt so Einiges zu den Entstehungsprozessen aus dem Mund der Beteiligten und zur Entwicklung der Stücke von der derzeitigen Bandzusammenstellung. Gewürzt wird das Ganze dann auch noch durch immer mal wieder eingestreute alte Archivaufnahmen aus den Anfangstagen.

Stephan Schelle, Mai 2021

 

   

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