Blanko

Roy Harper – Lifemask
(1973)
(6 Stücke, 44:02 Minuten Spielzeit)

Roy Harpers sechste Aufnahme und seine erste Rockplatte,– allerdings ohne seine Folk-Vergangenheit zu leugnen. Das Cover ziert Harpers Totenmaske. Er war in den vorangegangen zwei Jahren schwer erkrankt, zudem wurde ein erblich bedingter Schaden in der Lunge entdeckt. Er dachte daher, dies wäre seine letzte Platte. Entsprechend ziehen er und Peter Jenner hier noch mal alle Register ihres Könnens. Die für Harper typischen, dezenten Echo- & Halleffekte kommen also wieder zu Gehör. Begleitet wird er hier bei einigen Titeln u. a. von Jimmy Page, Brain Davison (THE NICE) oder Edgar Broughton.


Zentrales Stück ist das POEM „The Lord’s Prayer“ – mit voller Rockbesetzung. Der Song ist anfangs eine Rezitation. Beginnend mit Gesprächsfetzen, trägt Harper den Beginn des Poems vor, um kurze Zeit später mittels Echo und akustischer Gitarre in den Song überzuleiten. Und mit gelungenen, aber einfachen Effekten, wie Hall, Stimmendopplung etc. entsteht hier ein sehr orchestrales, leichtfüssig-verspieltes Stück, dessen Gesang stellenweise sogar mal an Jon Anderson oder dem Namenskollegen Ian Anderson denken lässt. Pendelnd zwischen Folk & - Rock ist es eines der großen Roy Harper Stücke.

„Highway Blues“ ist ein Song über das Trampen mit schönen, leicht bluesigen E-Gitarreneinlagen. Im sehr ruhigen, fast schon resignierenden „All Ireland“ rechnet Harper mit Nationalismus und Fanatismus ab. Auch das nachfolgende balladenhafte „Little Lady“ zeigt Harper solo, allerdings mit vielen Gitarrenoverdubs. In „Bank Of The Dead“ glänzt Page mit rockender Leadgitarre, was einen guten Kontrast zum folkigen Spiel Harpers auf der akustischen Gitarre ergibt. „South Africa” ist Harper solo über „Südafrika”, und in den Linernotes schreibt Harper: „Some of the blackmen in Africa have started to playing the white man”.

Lohnt sich - einer der imho leider vergessenen Musiker. Für mich eine der besten Folk/Rock-Platten überhaupt - Harper at his best, gewidmet übrigens all denen, die sie nie hören werden ;-))

Dabei kennt ihn fast jeder. Er singt „Have A Cigar” auf Pink Floyds „Wish You Were Here”.

Andreas Plaeschke, Oktober 2008

   

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