Rotzkotz – Much Funny

Rotzkotz – Much Funny
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1979/2011)
(15 Stücke, 40:19 Minuten Spielzeit)

Die Band mit dem unappetitlichen Namen Rotzkotz gehört zu den deutschen Punk-New Wave Gruppen der ersten Stunde und ebnete den Weg für die fruchtbare neue Hannoversche Rockszene. Begeistert vom unkomplizierten und schnellen Rock der Ramones, Stooges und den frühen Kinks, gründeten Horst Illing und E. A. Wehmer 1976 die Gruppe Rotzkotz. Auf ihrer Odyssee durch Jugendzentren und Dorfschuppen wurde Rotzkotz von ebenso schrillen, wie enthusiastischen Völkchen von Neonkonformisten und Freaks begleitet, von denen einige bald selbst zu Instrumenten griffen und Bands formierten.


Im Jahr 1976 war es nicht leicht als Punkband eine Platte auf den Markt zu bringen, daher dauerte es noch bis ins Jahr 1979, bis Rotzkotz ihr Debütalbum unter dem Titel „Much Funny“ veröffentlichen konnten. Anfang Februar 2012 erscheint bei Sireena Records dieses Album erstmals auf CD. Das Label führt damit die Reihe von Punkmusik, die als CD oder auf DVD erscheinen, fort.

Auf „Much Funny“ zeigt sich eine freche, kraftvolle Rock’N’Roll-Band, die den Punk in den Adern fließen hat. Schnelle Gitarrenriffs und ein treibendes Schlagzeug sind der Unterboden der Songs von Rotzkotz. Darauf rotzt Ernst August Wehmer am Mikro seine Texte raus. Zusammen mit Uli Scheibner am Bass, Horst Illing an der Gitarre und Peter Köhler am Schlagzeug haben sie den damaligen Zeitgeist eingefangen und klingen streckenweise erstaunlich nah an Vorbildern wie den Ramones.

Die treibenden Songs klingen auch heute noch gut und beweisen, dass der Punk in Deutschland durchaus Qualität hatte. Die Mehrzahl der Stücke bewegen sich um die knappe Zwei-Minuten-Grenze. Dabei kommen die Jungs sehr schnell auf den Punkt, ohne große Umschweife.

Rotzkotz bieten auf ihrem Debütalbum eine Mischung aus Punk und New Wave, die auch heute noch mundet. Auch wenn Rotzkotz nicht die Bekanntheit wie manch andere Band ihrer Generation erreichten, so ist die Musik doch wert sie für die Nachwelt zu erhalten.

Die CD erscheint im Jewelcase mit einem 12seitigen Booklet, das zu einem Poster ausgefaltet werden kann. Hierin finden sich zahlreiche Information und einiges Bildmaterial zur Band.

Neben den zwölf Stücken, die sich auf der Original-LP befanden, liefert die CD noch drei Liveaufnahmen, die die Veröffentlichung abrunden. Zwar fallen die Liveaufnahmen klanglich etwas ab, doch sind sie musikalisch richtig gut und zeigen dass die Band es gar verstand auch andere Elemente, wie zum Beispiel einen Reggaerhythmus, in ihre Musik einzubinden.

Mit „Much Funny“ haben Sireena das Debüt der hannoverschen Punkband Rotzkotz vor dem Verschwinden in der Versenkung gerettet. Die CD ist ein Zeitzeugnis der späten 70’er, in dem die Musik im Umbruch war und ein Teil der Jugend gegen die Erwachsenenwelt und ihre biederen Mitmenschen rebellierten. War für mich die Musik damals unerträglich, so ist es doch erstaunlich, wie sich die Hörgewohnheiten in den Jahren verändert haben. Heute klingen die Stücke sogar ganz gut. Es ist schön, dass diese Zeit auch weiterhin Beachtung findet.

Stephan Schelle, Dezember 2011

   

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