Rockefeller Junior – Celebrating Urban Alienation

Rockefeller Junior – Celebrating Urban Alienation
Tschin Bumm Records / Radar (2014)
(10 Stücke, 29:23 Minuten Spielzeit)

Das Solo-Album ist eines der großen Mythen der Rock- und Popmusik. Die tatsächlichen Solo-Alben sind dabei rar. John Fogertys „Centerfield“ aus dem Jahr 1984 kann einem in den Sinn kommen, mit dem sich der große Amerikana-Visionär in einem wirklichen Alleingang den Frust über das Ende von Creedence Clearwater Revival und dessen juristischem Fall Out von der Seele spielte – und dabei wunderbare Musik schuf.


Fogerty und CCR gehören zu den vielen Touchstones des Musikverständnisses von Thomas Gartler, dessen Stimme, Gitarre, Songs und gelegentliche Schlagzeugbeats mit den zehn Stücken des Albums „Celebrating Urban Alienation“ Rockefeller Junior, die zuvor seit 2008 von Wien aus als Grunge und Alternatvie Music/Rock befeuerte Band unterwegs waren, neu aufstellen und definieren.

Musikalisch sind Fogerty/CCR dabei vom Opener „Ghost Town“ bis zum abschließenden „Over“ eine eher bedingt Ziel führende Fährte. Grundsätzlich stellt der neue Rockefeller Junior dabei immer die Songs – „ein guter Song ist ein guter Song ist ein guter Song“ – ins Zentrum des musikalischen Geschehens und lässt diesen allen Raum, den sie brauchen.

Rockefeller Junior ist somit ein Soloalbum von Thomas Gartler, der sich lediglich bei drei Songs Unterstützung von Mario Nentwich (Hammondorgel) und den Sängerinnen Rosa Nentwich-Bouchal und Barbara Linke geholt hat.

Das Album „Celebrating Urban Alienation“ – obwohl mit knapp 29 Minuten kaum von einem Album gesprochen werden kann – bewegt sich im Singer/Songwriter/Folk-Bereich. Schon beim Opener „Ghost Town“ begleitet sich Thomas hauptsächlich an der Akustikgitarre. Gesanglich wirkt der Song von Thomas recht gelangweilt interpretiert, aber genau das scheint sein Markenzeichen zu sein.

Das Thomas eine recht eigenwillige Gesangsart an den Tag legt, zeigt sich dann auch im zweiten Song „Burning Is My Soul“, das durch den Duettartigen Part im Refrain mit Rosa Nentwisch-Bouchal ebenfalls eine schräge, verschrobene – aber genau dadurch auch sehr interessante – Form erhält. Es klingt nicht nur harmonisch sondern Thomas sorgt mit seiner Stimme für einen Gegenpol, der genauer hinhören lässt.

„Faster“ beginnt zunächst mit einem Ton aus dem Synthie, der wie ein Testsignal wirkt. Erst nach einer halben Minuten kommen dann die Gitarren auf und der Song entwickelt sich. Thomas spielt in diesem Instrumental mit unterschiedlichen Takten und Geschwindigkeiten. „Leave This Town Behind“ ist dann wieder ein typischer akustischer Singer/Songwriter-Song. Durch den Rhythmus und den etwas monoton angelegten Gesang kommt dann in „Someone Else“ ein psychedelisches und vor allem rockiges Flair auf. Retro-Flair ist dann durch das Hammond-Solo von Mario Nentwich im zweiten Teil des Songs auszumachen. Dem folgt dann mit „Mirrors & Shades“ ein weiteres – mit knapp zwei Minuten Spielzeit leider zu kurz geratenes – Instrumental.

Thomas Gartler aka Rockefeller Junior hat mit seinem Solowerk „Celebration Urban Alienation“ ein spannendes Singer/Songwriter-Album eingespielt, das vor allem durch die rockigen Komponenten gewinnt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist Thomas’ manchmal recht gelangweilter Gesang.

Stephan Schelle, März 2014

   

CD-Kritiken-Menue