Robert Plant – Carry Fire
Nonsuch Records / Warner Music (2017)
(11 Stücke, 49:07 Minuten Spielzeit)

Es ist schön, wenn ein Musiker sich nichts mehr beweisen muss, sondern genau das macht, was ihm Spaß bereitet. Robert Plant hat in seinem musikalischen Leben alles erreicht und schafft es immer noch – vor allem durch seine markante und eindringliche Stimme – die Musikfreunde in aller Welt zu fesseln. So auch auf seinem neuesten Werk, das den Titel „Carry Fire“ trägt und am 13.10.2017 erschienen ist. 


Wie auf seinem letzten Album „Lullaby And … The Ceasless Roar“, das im Jahr 2014 erschienen ist, wird er auch bei seinem neuesten Output von The Sensational Space Shifters begleitet: John Baggot spielte Keyboards, Moog, Loops, Percussion, Drums, T’bal, Snaretrommel, Slide-Gitarre, Piano, Electric Piano und Bendir und schrieb die Bläser-Arrangements. Justin Adams ist an der Gitarre, der akustischen Gitarre, der Oud, dem E-Bow Quartet, den Percussions, der Snaredrum und am Tambourin zu hören, Dave Smith spielte Bendir, Tambourin, Djembe und Schlagzeug, und Liam „Skin” Tyson bediente die Dobro, Gitarre, akustische Gitarre, Pedal Steel und zwölfsaitige Gitarre. Schon die Auflistung dieser Instrumente zeigt, dass es sehr vielseitig auf dem Album zugeht.

Daneben hatte Robert Plant auch noch einige musikalische Gäste an Bord. So singt Chrissie Hynde ein Duett mit Plant auf „Bluebirds Over The Mountain“ (das von Rockabilly-Legende Ersel Hickey geschrieben und später sowohl von Richie Havens als auch von den Beach Boys aufgenommen wurde). Der albanische Cellist Redi Hasa agierte auf drei Songs mit, ebenso wie der gefeierte Seth Lakeman, der Viola und Fiddle spielt und inzwischen fest zur Space Shifters-Besetzung gehört.

Das Album erscheint in einem vierseitigen Papersleeve, in dem die CD in einer weiteren Papptasche verpackt ist. Dazu liegt dem Album noch ein zwölfseitiges Booklet mit allen Songtexten bei. In dieser Aufmachung kommt ein wenig Nostalgie auf, denn es wirkt wie eine Miniaturausgabe einer Langspielplatte.

Robert Plant präsentiert mit seinen Musikerfreunden auf „Carry Fire“ ungewöhnliche Rhythmen, die sie mit natürlichen Sounds und einer glühenden Power verschmelzen. „Es geht um den Willen. Ich habe Respekt vor meinem bisherigen Werk und mag es sehr gern, doch jedes Mal fühle ich den Drang und den Impuls, ein neues Werk zu schaffen. Ich muss das Alte mit Neuem verbinden. In der Konsequenz hat sich die Triebkraft der Band etwas in ihrer Achse gedreht, und der neue Sound und die geänderten Räumlichkeiten öffneten den Weg zu einer aufregenden und dramatischen Landschaft von Stimmungen, Melodie und Instrumentierung.“

Schon der Opener „The May Queen“ besticht durch Plants markante Stimme, die aus einem Strudel von Gitarrensounds emporsteigt. Das hat was von Led Zeppelin und doch versprüht es seinen ganz eigenen Charme. Ein toller Opener, der mit seiner herrlichen Melodieführung, den afrikanischen Perkussion, fesselnden Loops und einem Plant in Bestform, der mal weich und sanft, dann wieder rau zur Sache geht, besticht. Rockiger wird es dann im nächsten Track „New World …“, der im Midtempobereich durch den Äther zieht. Das ist fesselnd und spannend zugleich.

Fast schon wie ein U2-Song wirkt dagegen „Season’s Song“. Plant erzeugt mit seiner Stimme unterschiedliche Stimmungsbilder, was sich in den unterschiedlichen Songs zeigt und somit für Abwechslung sorgt. Immer aber sind die Stücke hochgradig intensiv und fesselnd aufgebaut. Rock’N’Roll-Elemente warden beispielweise mit Worldmusic in „Carving Up The World Again … A Wall And Not A Fence“ verbunden. Und der Klang von „A Way With Words” vernebelt einem wahrlich die Sinne.

„Carry Fire“ ist ein starkes Alterswerk von Robert Plant, der sich hierauf sehr abwechslungsreich zeigt und doch durch seine markante Stimme eine gewisse Dominanz verströmt, der man sich nicht entziehen kann. Ein tolles Album.

Stephan Schelle, Oktober 2017

   

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