Robert Plant And The Sensational Space Shifters – lullaby and … The Ceaseless Roar
Nonesuch / Music Entertainment (2014)
(11 Stücke, 50:05 Minuten Spielzeit)

Robert Plant ist eine Institution im Rockgeschäft. Der ehemalige Sänger von Led Zeppelin muss wohl kaum einem Rockfan noch vorgestellt werden. Er gehört zweifelsohne zu den Musikern, die sich und der Musikwelt nichts mehr beweisen müssen und so kann er – ohne Rücksicht auf seine Vergangenheit oder musikalische Grenzen frei ans Werk gehen. Nach dem Projekt Band Of Joy aus dem Jahr 2010, ist „ lullaby and … The Ceaseless Roar”, das er zusammen mit der neuen Formation The Sensational Space Shifters eingespielt hat, sein neuester Output.


The Sensational Space Shifters bestehen aus Justin Adams: Bendir, Djembe, Gitarren, Tehardant, Background Vocals; John Baggott: Keyboards, Loops, Moog-Bass, Piano, Tabal, Background Vocals; Juldeh Camara: Kologo, Riti, Fulani-Gesang; Billy Fuller: Bass, Drum Programming, Omnichord, Standbass; Dave Smith: Drums; und Liam „Skin” Tyson: Banjo, Gitarre, Background Vocals. Justin Adams und John Baggott spielten schon das Album Dreamland (2002) mit ein, während alle anderen Musiker der Sensational Space Shifters (außer Camara und Smith) seit dem 2005er Album Mighty Rearranger mit an Bord sind.

„Es ist ein wirkliches festliches Album, kraftvoll, mutig, afrikanisch – Trance trifft auf LedZep”, so PLANT über das Album. „Der gesamte Antrieb meines Lebens als Sänger ist von guter Kameradschaft bestimmt. Ich bin sehr glücklich, mit The Sensational Space Shifters zusammen arbeiten zu können. Sie kommen aus sehr interessanten Bereichen zeitgenössischer Musik… Ich bin schon eine ganze Weile unterwegs und frage mich, ob ich noch etwas zu sagen habe? Habe ich noch einen Song in mir? In meinem Herzen? Ich sehe mir das Leben an und das, was mir begegnet. Dieser Weg wird begleitet von Erwartungen, Enttäuschungen, Glück, Fragen und engen Beziehungen”, so PLANT. „… und jetzt bin ich in der Lage, meine Gefühle mit Melodien, mit Energie und mit Trance auszudrücken, die in einem Kaleidoskop von Klängen, Farben und Freundschaft verschmolzen werden.”  So der Pressetext.

„lullaby and … The Ceaseless Roar” ist ein für Plant ungewöhnliches Album geworden, denn die neun Eigenkompositionen sind nicht von Plant allein geschrieben worden, sondern im Bandgefüge entstanden. Das erklärt auch, warum das Album nicht so stark nach Led Zeppelin oder dem Großteil seiner Soloveröffentlichungen klingt. Und doch blitzt – vor allem durch Robert’s Stimme – an einigen Stellen der Spirit von Led Zeppelin durch.

Schon der Opener „Little Maggie“ offenbart diese Kombination aus Country, Folk und Rock und wirkt darüber hinaus als würde der Sänger sich mitten im Mississippi-Delta befinden. Aber auch afrikanische Elemente kommen leicht durch. Während in einigen Stücken Robert’s Stimme nicht ganz so deutlich zum Tragen kommt, ist er hier schnell herauszuhören, auch wenn das Stück eher ungewöhnlich klingt. Aber genau das macht seinen Reiz aus.

Ethnisch wirkt dagegen „Rainbow“, bei dem einigen Passagen wie eine Mischung aus Led Zeppelin und U2 klingen. Die Perkussion hören sich dabei sehr ethnisch an. In das Ethnische Lager mit außergewöhnlichen Klangkaskaden führt dann auch „Pocketful Of Gold“. In „Embrace Another Fall“ scheint Plant auf den Spuren von Paul Simon zu wandeln und ergänzt dies mit herrlichen Synthieflächen/-akkorden. Damit erzeugt er eine ganz  eigene, mystische Stimmung.

Das taffere und unterkühlte „Turn It Up“ schlägt da ganz andere Klänge an. Härtere Gitarrenklänge (nicht Metal, sondern eher eine Mischung aus Rock, Country und weiteren Elementen) machen aus dem Stück etwas ganz Eigentümliches, das leichte Züge von Led Zeppelin aufweist. „A Stolen Kiss“ erinnert mich dagegen an eine sanfte Peter Gabriel-Ballade. Dazu trägt auch das tragende Piano bei. Wahrscheinlich wird der geneigte Hörer noch ganz andere Nuancen entdecken, so unterschiedlich sind die einzelnen Stücke, die auch im weiteren Verlauf eine Menge Abwechslungsreichtum zu bieten haben.

Wie oben im Statement von Robert erwähnt, stammen die Musiker aus unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen und das hört man der Produktion auch an. Die CD wirkt weniger wie ein Soloalbum des Rockgiganten, sondern eher wie eine Kollaboration gleichberechtigter Musiker, so, als wäre eine richtige Band zusammen gewesen. Da trifft straighter Rock auf Country und Folk, was die CD recht abwechslungsreich macht. Allerdings werden beinharte Fans von Led Zeppelin und Plant dies wohl etwas gemischt aufnehmen, weil der Blues durchtränkte Hardrock nicht auf dem Album zu finden ist. Wer sich aber auf die Musik einlassen kann, der wird nicht enttäuscht. Ein klasse Spätwerk der Rock-Ikone.

Stephan Schelle, September 2014

   

CD-Kritiken-Menue