Roadstuff - 12 Time Age

Roadstuff - 12 Time Age
Eigenvertrieb (2004) www.roadstuff.de
6 / 45:15

Die Hamburger Rockband Roadstuff bringt mit „12 Time Age“ ihren ersten Silberling in einer limitierten Auflage heraus. Das Sextett besteht aus Thomas Kirschler (Gitarre, Bass & Keyboards), Birgit „Leo“ Köhn (Gesang), Thommy Dähn (Schlagzeug, Perkussion und Keyboards), Thorsten Gudewitz (Piano, Orgel und Keyboards), Gabriele Pilhofer (Geige & Cello) sowie Andreas Razum (Keybaords). All diejenigen, die wegen der Dominanz der Tasteninstrumente einen Schrecken bekommen, sollten trotzdem weiter lesen, denn es handelt sich bei Roadstuff nicht um eine Elektronik- sondern um eine reine Rockband.
 

 
 

Obwohl jetzt erst die Debüt-CD erscheint, wurde die Band bereits im Jahr 1979 gegründet. Von der Urbesetzung sind allerdings mit Thommy Dähn und Thomas Kirschler nur noch zwei Mann an Bord. 1984 löste sich die Gruppe dann auf und die einzelnen Musiker spielten in unterschiedlichen Bands weiter. Erst im Jahr 2000 trafen sich Thommy und Thomas wieder und so wurde Roadstuff wieder belebt.

Auf ihrer CD bieten sie handfeste Rockmusik mit progressiven, poppigen und hardrockigen Elementen. Sie bieten einfach gut gemachte Rockmusik mit Melodie. Birgit’s Stimme ähnelt stellenweise Dolores Mary O'Riordan Burton von The Cranberries, ohne jedoch ihre Höhenlage bzw. diese stimmlichen Überschläge aufzuweisen.

Die CD beginnt mit dem Song „Is There Any Angel?“. Der Song ist - vor allem wegen der straight gespielten Gitarre - eine sehr schön rockige Nummer, die einen Mix aus Krautrock und modernen Rockelementen aufweist. Die Melodie geht auch gleich ins Ohr. Im letzten Drittel wechselt dann der Sound und der Song entwickelt sich in Richtung ProgRock, bevor dann der Refrain das Ende einläutet.

Track zwei, „Time For A Wonder“ enthält durch seinen herrlichen Rhythmus und die eingängige Melodie (das Keyboard könnte anfangs auch von Alan Parsons sein) Chartqualitäten. Genau wie der Opener gefällt mir dieser Song außerordentlich gut, allerdings fällt er im Refrain etwas ab und wirkt speziell da ein wenig kraftlos.

Das folgende „April“ ist eine Midtemponummer, die einige ProgRockpassagen aufweist. Langsam startet die Nummer und entwickelt sich im Laufe der Zeit. Augen zu und träumen. Dieser Song ist mit knapp über neun Minuten auch der zweitlängste des Albums.

Mit „Inside Of Me“ findet sich dann auch eine von Birgit sehr ausdrucksstark gesungene Ballade auf dem Silberling. Dabei wird sie nur an Piano und Cello begleitet. Die tolle Melodie saugt einen ein und treibt eine Gänsehaut auf meine Außenhülle. Einziges Manko dieses Stückes: es ist mit 2:47 Minuten einfach zu kurz. „Fly“ ist so ein Zwitter mit Tempowechseln, der in den Instrumentalpassagen (Tasteninstrument) gewisse balladeske Strukturen aufweist, dann aber auch durch seine härteren Gitarrenriffs wieder rockig klingt.

Mit dem 13minütigen Titelstück wird die CD beendet. Das schlagen einer alten Uhr - so manch einer kennt das noch aus den Wohnzimmern der Großeltern - läutet diesen Titel ein. Synthiechöre entwickeln sich im Hintergrund und es folgen nach einem Streichen über einen Gong langsam die musikalischen Strukturen. Dem Sextett gelingt es über die gesamte Spielzeit die Spannung zu halten. In diesem Stück finden sich Melodie-, Rhythmus und Tempowechsel, also alles, was ein Rockmusikfan mag. Speziell in diesem Stück werden Elemente des 70’er Prog-, Melodic- bzw. Krautrock hörbar. Es macht einfach Spaß sich diesem langen „Rausschmeißer“ zu widmen und quasi eine Zeitreise zu vollführen.

Fazit: Hier legt eine Semiprofessionelle Band ein ordentliches Debüt vor, das Liebhabern guter Rockmusik - trotz der an einigen Stellen etwas trocken klingenden Aufnahme - gefallen wird. Je öfter man die CD im Player kreisen lässt, umso mehr graben sich die einzelnen Songs in die Gehörgänge ein.

Stephan Schelle, 2004

 
   

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