Retrospective
– Latent Avidity Die
aus Polen stammende Band Retrospective hat sich mittlerweile in der
Progressive/Artrock-Szene fest etabliert. Davon zeugen ihre bisherigen drei
Alben. Album Nummer 4 ist am 27.09.2019 erschienen und trägt den Titel
„Latent Avidity“. Aus dem Sextett ist nun ein Quintett geworden, denn
bis auf Gitarrist Alan Szczepaniak sind noch alle an Bord. |
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Die
CD beginnt mit „Time“, das von atmosphärischen Sounds und einem
Uhrenticken bestimmt wird. Richtig los geht es dann im zweiten Stück
„Still There“, das mit druckvollen Rhythmen beginnt. Schon in diesem
ersten Song wird deutlich, dass sich Retrospective treu geblieben sind und
ihren Progsound mit eingängigen Gesangsharmonien, tollen Melodien und
teils weitläufigen Gitarrenriffs verziert haben. Zwischendurch erhöhen
sie auch mal den Härtegrad sowohl vom Sound als auch vom Gesang, ohne
aber die Eingängigkeit zu unterdrücken. AOR-mäßig
geht es dann im nächsten Song „Loneliness“ weiter, bei dem auch
einige Sounds klingen als hätte sie Frank Borneman (Eloy) komponiert.
Eine Prise Hardrock wird dem Song „The Seed Has Been Sown“ spendiert,
was recht gut ins Gesamtbild passt, denn die tollen Riffs sorgen für
harmonisches Progfeeling. Dem folgt dann mit „Stop For A While“ eine
sanfte Ballade. Fast
schon Poprockartige Rhythmen finden sich in „In The Middle Of The
Forest“, das sich aber immer noch im Prog bewegt. Für Freunde der
melodischen Progvariante ist das genau der richtige Stoff. Richtig gut ab
geht dann „Programmed Fear“, das vom Rhythmus nach vorn getrieben wird
und eine unwiderstehliche Melodie besitzt. Als
Abschluss haben sich Retrospective mit „What Will Be Next?“ einen
10:41minütigen Longtrack ans Ende der CD gesetzt. Hier kommen u. a. Pink
Floyd artige Sounds auf. Das ist bester Prog mit ausufernden Soli und
wechselnder Struktur. Mit
„Latent Avidity“ ist der polnischen Band Retrospective wieder ein sehr
schönes Album gelungen, das nur so vor Melodien strotzt. Wer allerdings
auf vertrackte Rhythmik und Strukturen setzt, der liegt hier falsch.
Retrospectives neuestes Werk hält erneut den qualitativen Standard und
zeigt, das die Band zur Speerspitze des polnischen Art-/Progressive Rock
zu zählen ist. Stephan Schelle, Oktober 2019 |
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