Retrospective - iNtrovErt
Oskar Records (2022)
(5 Stücke, 44:51Minuten Spielzeit)

Die aus Polen stammende Band Retrospective hat bisher bereits eine EP sowie vier Alben beim deutschen Label Progressive Promotion Records veröffentlichte. Seit dem letzten Album sind drei Jahre vergangen, in denen vor allem Corona einiges durcheinander gewirbelt hat. Und so veröffentlichten Retrospective in 2020 in Eigenregie eine EP unter dem Titel „Retrospekcje“. Nun folgt Ende 2022 der fünfte Longplayer, der den Titel „iNtrovErt“ trägt und beim polnischen Label Oskar Verlag herauskommt.


Personell hat es ebenfalls eine Veränderung gegeben. Neben den bisherigen Mitgliedern Jakub Roszak (Gesang), Beata Łagoda (Keyboards, Gesang), Łukasz Marszałek (Bass) und Robert Kusik (Schlagzeug) ist nun Dariusz Kazmierczak als neuer Gitarrist zur Band gestoßen.

„iNtrovErt“ ist das zweite Konzeptalbum in der Geschichte der Band, das dieses Mal vom Prozess der Entfremdung eines Individuums erzählt, der zur Sucht führt. Das Cover des Albums ist wieder ein Werk der griechischen Künstlerin Dimita Papadimitriou. Sechs Stücke mit Laufzeiten von 4:58 bis 9:51 Minuten Spielzeit sind auf dem Silberling enthalten.

Gestartet wird mit dem 8:52minütigen „Log Out“, das mit Keyboardsounds sehr atmosphärisch beginnt. Dann setzt Jakubs ausdrucksstarke Stimme ein. Nach etwa einer Minute wird es dann rhythmischer und der Song entfaltet eine besondere Atmosphäre, in der man sich als Progfan sofort wohl fühlt. Druckvolles Schlagwerk gibt dem Ganzen dann ab Minute 2 noch mehr Drive und macht den Song unwiderstehlich. Ein weiteres sehr schönes Element bei Retrospective ist der gemeinsame Gesang von Jakub und Beata. Sehr abwechslungsreich mit einigen Wendungen haben Retrospective diesen Opener angelegt.

Was sich im ersten Stück schon andeutet, wird in den folgenden Stücken von der Band fortgeführt. Herrliche Melodien und ansprechende Rhythmik gepaart mit rollem gemeinsamen Gesang von Beata und Jakub zeichnen auch die anderen Stücke wie „New Perspective“ oder „Invisible Man“ aus und werden darüber hinaus mit reichlich Instrumentalparts gespickt. In „Invisible Man“ sorgt darüber hinaus ein markanter Bass und druckvolle Rhythmik für Power. Ein klasse Song.

Elektronische Sounds, die eine Spur Wave (ähnlich der Atmosphäre von Ultrvox „Vienna“) beinhalten, bringt neben Progrock dann im Stück „Away“ eine neue Färbung in den Sound der Band. Begleitet wird das durch eine sehr angenehme Bassspur. Wunderschöne, rhythmische Gitarrenmuster, die mich an RPWL erinnern, starten dann in den letzten Song „Control“. Ebenfalls ein sehr schöner Song.

Die polnische Band Retrospective ist sich treu geblieben und präsentiert mit ihrem fünften Longplayer, der den Titel „iNtrovErt“ trägt, erneut ein sehr schönes Album, das nur so vor Melodien strotzt. Retrospectives neuestes Werk hält erneut den qualitativen Standard und fundamentiert ihren Stellenwert in der polnischen und europäischen Spitze des Art-/Progressive Rock.

Stephan Schelle, Dezember 2022

   

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