Project: Patchwork – Tales From A Hidden Dream
Progressive Promotion Records (2015)

(9 Stücke, 64:01 Minuten Spielzeit)

Es hat einige Zeit gedauert, bis sich der Komponist, Gitarrist, Schlagzeuger und Sänger Gerd Albers seinen Kindheitstraum erfüllen konnte. Den Traum von einem eigenen Album realisierte er zusammen mit drei Produzenten und gut 40 Musikern, die ihn bei der Verwirklichung unterstützten. Der Name Project:Patchwork macht da aus verschiedenen Blickwinkeln Sinn. Zum Einen bezieht er sich aus den unterschiedlichsten Musikern, die sich Albers ins Boot holte, zum Anderen bieten die Songs auch eine Mixtur unterschiedlichster Musikrichtungen.


Neben Peter Kroll (Recordings, Editing, Gitarre) hat er sich namhafte Musiker der Prog- und Artrockszene an die Seite gestellt um so eine Mixtur aus Rock, Metal, Funk, Folk, Chor, Akustik und Progmetal zu erschaffen. Unter anderem begleiteten Albers Kalle Wallner (RPWL), Martin Schnella (Flaming Row) und Marek Arnold (Seven Steps To The Green Door, Flaming Row, Toxic Smile, Cyril, UPF). Und obwohl so zahlreiche Musiker mitgewirkt haben und verschiedene Stilrichtungen auf dem Album zu finden sind, hat es Albrecht geschafft, ein homogenes Werk einzuspielen.

Neben dem mehr als 13minütigen Kernstück „Oblivion“ befindet sich neben kürzeren Tracks noch der gut 18minütige Demotrack „Incomprehensible“ auf dem Album. Gleich schon mal vorweggeschickt: Dieser Bonustrack ist alles andere als ein Demotrack und passt ganz hervorragend ins Gesamtbild des Debütalbums.

Los geht es aber zunächst mal mit dem vierminütigen Opener „Beginning“, das wie eine symphonische Ouvertüre wirkt. Eine wunderbare Pianomelodie, unterlegt mit Streichern und dem später einsetzenden Sopransaxophon, das von Marek Arnold gespielt wird, geben dem Eröffnungsstück eine verträumte, proggige Note. Piano und Saxophon (mit leichter Jazz angehauchter Note) gehen hier eine wunderbare Kollaboration ein.

Dann kommt mit Oblivion“ gleich der Haupttrack des Albums. Proggig beginnt das Stück mit atmosphärischen Gitarren, um dann in einen Hardrock artigen Teil überzugehen. Albers hat es verstanden eingängige Melodien mit herrlichen Rhythmen zu verbinden und Hardrock an die Seite von Progrock zu stellen. Auch der Einsatz der beiden Sänger Lars Begerow und Claudia Kettler hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Harter kraftvoller Gesang von Lars trifft auf die sanfte Stimme von Claudia. Inhaltlich wurde Albers hier von den jahrelangen Horrormeldungen von Krieg und Konflikten auf der ganzen Welt beeinflusst, die nicht abreißen wollen. Musikalisch bieten er und seine Mitstreiter einen wunderbaren Longtrack, der vom ersten bis zum letzten Moment spannend bleibt und mit herrlichen Soli verziert ist.

„The Turning Point“ ist eine knackige Rocknummer, gefolgt von dem mittelalterlich angehauchten, von Chorgesang bestimmten „Elysium“. Bei diesem mehrstimmig vorgetragenen knapp einminütigen Stück werden Erinnerungen an Rick Wakeman’s „King Arthur“ wach. Dem schließt sich nahtlos die Akustiknummer „Land Of Hope And Honour“ an, die durch Jessica Schmalles zarte Stimme unter die Haut geht. Dieser Song strahlt eine gewisse Folkatmo aus, die an Mittelalterrockbands erinnert. Claudia Orth’s Flötenspiel unterstützt diese herrliche Atmosphäre eindrucksvoll.

Fahrzeuggeräusche am Anfang des nächsten Songs „Not Yet“ machen deutlich, das nach der eindringlichen Nummer nun wieder rhythmische Elemente im Vordergrund stehen werden. Recht funkig beginnt der Song um dann in eine Hardrocknummer zu wechseln, die an gute alte 70’er und 80’er Jahre erinnert. Während der Hauptteil der Songs in englischer Sprache gesungen wird, interpretiert Magdalene Sojka den Song „Every End Is A Beginning (Bau’ dir ein Schloss)“ auf Deutsch. Dieser Song geht ein bisschen in Richtung Popmusik, ohne belanglos zu wirken. Auch Magdalene’s Stimme bohrt sich schnell unter die Haut.

„Oblivion Things (Reprise)“ ist ein symphonisches Outtro, dass das Album atmosphärisch abschließt. Dem folgt dann das fast 18minütige „Incomprehensible“, das bereits im Jahr 2009 eingespielt wurde (die anderen Stücke sind zwischen 2012 und 2014 entstanden). Auch dieser Longtrack kann überzeugen, da er die verschiedenen Spielarten auf spannende Art in sich vereint. Recht witzig ist der Übergang zwischen „Oblivion Things (Reprise)“ und „Incomprehensible“. Hier baute Albers ein Gespräch ein, das auf den ersten aufgenommenen Song hinweist. Dabei zeigt er einen Humor der an Grobschnitt’s „Sahara“ erinnert.

Mit „Tales From A Hidden Dream“ hat sich Gert Albers nicht nur einen Traum erfüllt, ihm ist auch ein sehr schönes Debütalbum gelungen, das Appetit auf mehr macht.

Stephan Schelle, Juni 2015

   

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