Poverty's No Crime - Save My Soul

Povetry’s No Crime – Save My Soul
insideout/spv (2007)
(10 Stücke, 53:35 Minuten Spielzeit)

Zugleich mit DeadSoul Tribes neuestem Werk erscheint am 24.08.2007 das sechste Album der deutschen Prog Metal Band Poverty’s No Crime, die bereits seit 1991 besteht. Es trägt den Titel „Save My Soul“. Für mich ist es die erste Begegnung mit einem Werk Poverty’s No Crime, die das Album in der Besetzung Volker Walsemann (Gesang, Gitarre), Heiko Spaarmann (Bass), Marco Ahrens (Gitarre), Andreas Tegeler (Schlagzeug) und Jörg Springub (Keyboards) eingespielt haben, daher fehlen mir Vergleiche zu den vorangegangenen Alben.


Thematisch beschäftigt sich das Album mit den dunklen Seiten der menschlichen Seele. Unter anderem geht es um Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Das klingt jetzt vielleicht düster, ist aber in keinster Weise so umgesetzt, sondern wird sehr melodisch und rockig präsentiert. Laut Sänger und Gitarrist Volker Walsemann, der auch für die Texte verantwortlich zeichnet, werden aber auch Wege aufgezeigt, diese negativen Stimmungen in kreative Bahnen fließen zu lassen. Die Botschaft lautet dann auch logischerweise: „Schwere Zeiten im Leben sind immer eine Chance für die Zukunft“.

Die zehn Stücke umfassende CD beginnt mit dem 0:37 Minuten langen „Intro“, das mit einem recht leisen Herzschlagrhythmus beginnt. Eine basslastige Fläche sowie ein darauf liegender flirrender Synthie schälen sich kurz darauf aus dem Hintergrund. Dieser verhaltene Anfang mündet übergangslos in den Song „Open Your Eyes“, der sofort mit einem kraftvollem Gitarrensolo einsetzt. Der Track geht durch einen kraftvollen Gitarrenriff mächtig ab um dann in einem schönen Refrain zu gipfeln. Sehr gut auch die passenden Keyboardeinsätze von Jörg, die zwischen modernen Sounds klassischem MelodicRock-Gewand der 70’er (klingt nach Orgel) daher kommen. Mit diesem Stück setzt die Band gleich ein Zeichen und zeigt auf, in welche Richtung es auf dem Album geht.

Als nächstes folgt mit einem Donnerschlag beginnend der Titeltrack des Albums. Erste harte Riffs werden von einer Metal-Melodie gefolgt, die mir vertraut vorkommt, aber doch neu ist. Nach einem fast zweiminütigen Instrumentalintro setzt der Gesang ein und es folgt eine Nummer der man sich nicht verschließen kann. Ein typischer Melodicrocker mit harten Riffs unterlegt. Gefällt mir sehr gut.

Nun kommt „End In Sight“ mit seiner sehr markanten E-Gitarren-Melodie. Irgendwie kommt mir das wieder bekannt vor, kann es aber derzeit nirgends unterbringen. Noch so ein klasse Song, vor allem wegen der Gitarrenlinie.

Mit einem recht ungewöhnlichen Soundeffekt und Akustikgitarre beginnt „The Key To Creativity“, die erste Ballade auf dem Album. Und hier zeigen die fünf Norddeutschen, dass sie es auch verstehen ruhigere Töne überzeugend anzuschlagen. Sehr schöne Nummer, die unter die Haut geht. Und mit „In The Wait Loop“ kommt der nächste Hammer, denn die Melodie begeistert mich schon beim ersten Hören. Auch bei diesem Stück habe ich das Gefühl die Musik zu kennen, weiß aber wieder nicht, wohin damit. Das klingt alles wieder sehr vertraut und doch neu. Proggige Mike And The Mechanics im Metalkleid?

Nach diesem recht schönen Song wird es bei „The Torture“ doch einige Spuren härter. Bei dem Instrumentaltrack „Spellbound“ erwartet den Hörer zunächst ein Xylophon artiger Sound, der dann um Gitarren angereichert wird und später durch einsetzende Orgelklänge kurzzeitig wieder diesen 70’er Jahre Touch bekommt. Durch Rhythmuswechsel, unterschiedliche Melodielinien und Soli ist dieser Track sehr abwechslungsreich. Das ist wirklich eine Mischung aus ProgRock und Metal. „From A Distance“ ist wieder so ein Stück, das sofort mitnimmt. Irgendwie klingt das nach der englischen Band IQ (was Melodie bzw. Gesang betrifft) mit einer gehörigen Portion Metal versehen.

Das mit 9:24 Minuten längste Stück, „Break The Spell“, beendet dann das Album. Erst bedächtig (die Gitarre im Hintergrund klingt teils nach Pink Floyd zur „The Wall“-Zeit) beginnend, entwickelt sich ein fesselnder Prog-Metal-Song, der wieder sehr viel Abwechslung bereit hält. Man glaubt am Ende, durch die langsamer werdende Synthiesequenz, dass man wieder auf der Erde (wo war ich eigentlich vorher?), wie bei einer Hubschrauberlandung aufsetzt.

„Save My Soul“ ist ein gelungenes Album, das einen Mix aus Metal, Prog und MelodicRock aufweist. Vieles kommt bekannt vor, ohne dass es den Eindruck erweckt, kopiert zu sein. Sehr schöne Melodien paaren sich mit kraftvollen Metalriffs und filigranen Passagen, in denen auch leisere Töne angeschlagen werden. Das neue Album von Poverty’s No Crime, das zu keinem Zeitpunkt langatmig wirkt, ist für mich eine echte Entdeckung.

Stephan Schelle, August 2007

   

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