Poor Genetic
Material – Here Now Zwar hat es vier Jahre gedauert bis die deutsche Band Poor Genetic Material auf ihr 2016’er Werk „Absence“ mit „Here Now“ einen Nachfolger veröffentlicht hat, doch das Warten hat sich gelohnt. Das LineUp ist in diesem Zeitraum konstant geblieben, was dem Sound sichtlich gut tut, denn die Band hat einen eigenen Stil entwickelt, der sich kaum mit einem anderen Act vergleichen lässt. |
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Das
Album erscheint als CD in einem vierseitigen Papersleeve und enthält nur
spärliche Informationen. Daneben wird es auch noch eine digitale Version
sowie eine limitierte Auflage auf Vinyl geben. Sechs Songs enthält das
Album von denen „The Garden“ mit seiner Spielzeit von 13:15 Minuten
das Kernstück des Albums ist. Die restlichen Stücke bringen es dann auf
Laufzeiten zwischen 3:45 und 9:34 Minuten. Textlich
beleuchten „Absence“ und „Here Now“ zwei - nur auf den ersten
Blick widersprüchliche - Seiten derselben Medaille: Während sich
„Absence“ auf die Erfahrung von Vergänglichkeit und Verlust
konzentrierte, betont „Here Now“ das immer Präsente eines jeden
Augenblicks. So sind wir zwangsläufig verhaftet im Hier und Jetzt. Poor
Genetic Material beginnen gleich mit dem 4:48minütigen Titelstück recht
rockig. Gitarre und Keyboards legen einen sehr harmonischen
Melodieteppich, der von Dominik und Dennis vorangetrieben wird. Ein toller
Opener mit frischen Sounds und markantem Bass. In die gleiche druckvolle
Kerbe schlägt auch das 3:34minütige „Serendipity“, das sehr flott
aus den Boxen schallt. Die
beiden Siebenminüter „The Waiting Game“ und „Note From My Younger
Self“ beginnen zunächst sanft, verträumt und teilweise mit
elektronischen Retrosounds. Nach etwas mehr als einer Minute entwickeln
sich daraus aber eingängige, fesselnde Rocksongs mit herrlichen
Instrumentalpassagen. Das
in fünf Parts unterteilte „The Garden“ (die fünf Teile lassen sich
allerdings nicht einzeln anwählen) ist nicht nur Kernstück des Album,
bei dem ex-Beggars Opera-Sänger Martin Griffith den Leadgesang übernimmt
(was hat dieser Mann noch für eine unglaubliche Stimme!!!), sondern auch
ein hammermäßiger Longtrack, der zeitweise für Gänsehaut sorgt. Vor
allem in den Instrumentalpassagen und dem Part ab Minute 4:10, wenn die
Keyboards eine unwiderstehliche Grundlage bieten (erinnern mich im
Songverlauf ein ums andere Mal an Sounds von Kraftwerk), auf denen dann
Gesang und Schlagzeug magische Momente erzeugen, gehen einem Ohr und Herz
auf. Aber auch der Rest des Songs fesselt von der ersten bis zur letzten
Minute. Recht
orchestral beginnt der 9:34minütige Abschlusssong, bei dem Pia
Darmstaedter mit ihrem Flötenspiel so manche Gänsehaut erzeugt. Nach
einem recht ruhigen Beginn verwandelt die Band dann nach etwas mehr als
einer Minute den Song in einen druckvollen, atmosphärischen Track. Während
das Schlagzeug den Song kraftvoll untermauert, erzeugen Philip, Martin und
Dominik mit ihrem Satzgesang ein ziemliches Volumen. Keyboard und Flöte
sorgen dann wiederum für die ruhigen, melancholischen Momente. Mit
dem neuesten Output „Here Now“ beweisen Poor Genetic Material
eindrucksvoll, dass sie zur Elite der deutschen Art- und Progrockbands gehören.
Ein tolles Album, das nur so vor Melodien und frischen Sounds sprüht. Und
auch stimmlich können Vater und Sohn Griffiths auf ganzer Linie überzeugen.
Stephan Schelle, September 2020 |
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