Polis -
Weltklang Polis ist eine Rockband aus Sachsen, deren Debütalbum „Eins“ im Jahr 2011 erschienen ist. Nach dem zweiten Album „Sein“ (2014) erscheint Anfang 2020 unter dem Titel „Weltklang“ das dritte Album des deutschen Quintetts. Christian Roscher (Gesang), Christoph Kästner (Gitarre, Satzgesang), Marius Leicht (Tasteninstrumente, Satzgesang), Andreas Sittig (Bassgitarre, Satzgesang) und Sascha Bormann (Schlagzeug) besitzen eine starke Affinität zum Sound der Siebziger und zum instrumentalen Größenwahn, wie sie selbst sagen. Das zeigt sich beispielsweise in ihrem analogen Equipment wie Hammond B3, alten Synthesizern und Vintage-Gitarrenverstärkern. |
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Musikalisch
agieren Polis irgendwo zwischen Pink Floyd und Selig, psychodelischer
Rockmusik, Progressiverock, Neo-Kraut- und Seventies-Rock mit großer
Geste und meditativen Jams. Aufmerksam wurde ich zunächst durch das Stück
„Tropfen“, das sich 2019 auf einem Sampler befand. Dieser fünfeinhalbminütige
Song, der auch das Album eröffnet, hatte sich schon nach mehrmaligem Hören
fest im Gedächtnis festgesetzt. In diesem Song zeigen die Sachsen, dass
sie einen eigenen Stil entwickelt haben, der zwar an die 70’er erinnert,
aber sehr eigenständig ist. Schnell entwickelt sich ein fetter Sound aus
Gitarren, Tasteninstrumenten und treibendem Bass. Außergewöhnlich sind
der Gesang, der den eigenen Stil ausmacht sowie der sakrale Mittelteil.
Ein klasse Einstieg in das Album. Nahtlos
geht es dann in das nächste Stück „Gedanken“ über. Markant hier zu
Beginn zunächst Christian’s Gesang. Dann setzen die andern an ihren
Instrumenten ein und es entwickelt sich erneut ein treibender Rocksong mit
viel Esprit. Vor allem die Orgelsounds üben dabei ein wohliges
Retrofeeling aus. Der zweite Teil des 5:19minütigen Stückes ist von
einem herrlichen Instrumentalpart sowie Satzgesängen durchzogen. Mit
7:19 Minuten Spielzeit ist „Leben“ (im Booklet als „Eine Liebe,
Tausend Leben“ betitelt) der längste Track des Albums. Dem Song liegt
zugleich eine gewisse Schwere und Melancholie wie auch eine Leichtigkeit
zugrunde, der man sich nicht entziehen kann. Der Retrosound wird hier förmlich
in eine neue Form gegossen. Der ausufernde Instrumentalteil im letzten
Drittel hat es wieder richtig in sich. Verträumt
und verspielt zeigt sich dann das vom Piano getragene 2:27minütige
„Abendlied“. Dieser ruhigen Nummer folgt dann mit „Sehnsucht“ ein
Stück das sehr druckvoll und perkussiv angelegt ist. Das Stück ist der
erste Part des dreigeteilten Opus „Sehnsucht“. Spätestens in diesem
abwechslungsreichen Stück ist man von dem Sound Polis gefangen. Der
zweite Teil ist das fast dreiminütige „Gebet“, das mit mysteriösen,
elektronischen Sounds beginnt und diese dann als Grundstein für diesen
Track beibehält, auf den Christian dann seine gebethafte Stimme legt.
Nahtlos geht es dann in den dritten Teil „Steig herab“, einem sehr
melodischen Song in der Schnittmenge aus Melodicrock, 70’er Rock und
Progressiverock, weiter. Polis bieten in diesem Stück eindrucksvollen
Satzgesang. Den zweiten Teil bestimmt ein leicht angejazzter, vom Piano
behaupteter Instrumentalpart, der dann in einen proggigen Endpart mündet,
der mich z. B. an Bands wie Spock’s Beard erinnert. Den
Abschluss des Albums bildet dann das fünfeinhalbminütige „Mantra“.
Gebetsartig wirkt der Gesang in der ersten Hälfte, der nur von spärlicher
Instrumentierung begleitet wird. Ab der Mitte kommt dann ein druckvolles
Schlagzeug auf, das jetzt eine Mischung aus Postrock und Psychedelic
aufweist. Dann ist das Album leider schon beendet, der einzige
Kritikpunkt, denn ich hätte gerne noch mehr von diesem Stoff gehabt. Klanglich
ist das Album sehr gut ausgefallen, wurde es doch in Peter Gabriel’s
Real World Studios gemischt und gemastert. Polis bieten auf ihrem dritten
Album (zu den ersten beiden kann ich leider nichts sagen) einen eigenen
Stil der schnell gefangen nimmt. Hat man sich an ihren eigenwilligen Stil,
der sehr melodisch ist, erst einmal gewöhnt, kommt man nicht mehr davon
los. Progressive Promotion Records hat mit Polis einen guten Fang gemacht.
Das Album macht neugierig auf die älteren Scheiben. Es ist zu hoffen,
dass diese auch wieder erhältlich sind. Stephan Schelle, März 2020 |
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