Polis
– Unterwegs I Die aus Sachsen stammende Band Polis existiert seit nunmehr gut 13 Jahren. In der Zeit hat das Quintett, bestehend aus Christian Roscher (Gesang), Christoph Kästner (Gitarren), Marius Leicht (Tasteninstrumente, Satzgesang), Andreas Sittig (Bassgitarre, Satzgesang) und Sascha Bormann (Schlagzeug) drei Studioalben veröffentlicht. Das letzte hieß „Weltklang“ und kam im Jahr 2020 heraus. Darüber hinaus sind Polis auch schon sehr lange live unterwegs. Da lag es nahe, endlich mal ein Livealbum zu veröffentlichen. |
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Auf der Bandseite ist zu
lesen: „Ein Polis Konzert ist
stets etwas Besonderes. Um die Arrangements unserer Studioalben mit ihrer
teils opulenten Instrumentierung ohne Abstriche auf die Bühne zu bringen,
scheuen wir keine Mühe, ein regelrechtes Instrumentenmuseum mit uns zu führen.
Große Verstärkerwände und zahlreiche Rotationslautsprecher dürfen
ebenso wenig fehlen, wie die echte Hammondorgel, Fender-Rhodes Piano und
die analogen Synthesizer-Instrumente, die man seit ihrer Blütezeit in den
70er Jahren nur noch selten bis gar nicht mehr auf der Bühne findet. Die
Freude an deren Klanggewalt zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht und wir
versinken gemeinsam mit dem Publikum in tiefen Klangwelten und breiten mit
kindlicher Spielfreude unseren Gefühlkosmos aus.“ Von den acht Stücken
finden sich je zwei Stücke von dem 2013’er Album „Sein“ und dem
2020’er Album „Weltklang“ sowie ein Stück vom Debütalbum
„Eins“ aus dem Jahr 2011 auf dem Livealbum. Daneben hat die Band auch
noch die zwei neue Songs „Das erste Leuchtfeuer“ und „Die
Einsamkeit“ live präsentiert, die als Appetithappen für das nächste
Album mit drauf gepackt wurden. Die Band dazu: „Unter den Stücken finden sich neben unseren „Bühnenklassikern“
wie „Tropfen“ und „Blumenkraft“ mit ihren ausgedehnten
Instrumentaljams und dem Publikumsliebling „Sag mir“ auch zwei noch gänzlich
unveröffentlichte Stücke. Da neue Kompositionen ihren Weg bei uns meist
schneller auf die Bühne finden, als auf die nächste Platte, haben wir
„Das erste Leuchtfeuer“ und „Die Einsamkeit“ bereits live gespielt
und uns entschlossen, diese als Vorgeschmack auf das nächste Album
einfließen zu lassen.“ Mir lag die CD-Version
vor, die in einem vierseitigen Digipak mit achtseitigem Booklet (darin
enthalten sind Livefotos) herausgekommen ist. Musikalisch agieren Polis
irgendwo zwischen Pink Floyd und Selig, psychodelischer Rockmusik,
Progressiverock, Neo-Kraut und Seventies-Rockbrett mit großer Geste und
meditativen Jams. Gesungen wird dabei in deutscher Sprache. Während die einzelnen
Stücke live nahezu in gleicher Länge wie in den Studioversionen gespielt
wurden, haben Polis den Liveklassiker „Tropfen“ in einer gut doppelt
so langen Version gespielt. Damit beginnt auch der Livemitschnitt. In der
10:51minütigen Version von „Tropfen“ lassen sich Polis viel Zeit,
diesen sich entwickeln zu lassen und durch ausufernde Instrumentalpassagen
auszubauen. Da wechseln sich dann auch sehr ruhige mit kraftvolleren
Passagen ab. Das wirkt jetzt noch eine Spur psychedelischer und im Rock
der 70’er Jahre verortet. Diese Liveversion gefällt mir persönlich
noch besser als die Studioversion. Auch das folgende
„Gedanken“ stammt vom letzten Album „Weltklang“ und schließt
direkt an den ersten Song an. Auch hier zeigt sich die ganze Versiertheit
der fünf Musiker. Der Song wandelt im Stile des 70’er Jahre Rock mit
herrlichen Orgelklängen, die an Bands wie Uriah Heep & Co. erinnern,
aber doch sehr eigenständig sind. Mit „Die Einsamkeit“
und „Das erste Leuchtfeuer“ haben sie dann zwei neue Songs mit auf den
Silberling gepackt, die sich nahtlos in die älteren Stücke einfügen.
„Die Einsamkeit“ ist ein besinnlicher, sanfter Rocksong mit herrlichen
Gitarren- und Orgeleinlagen. „Das erste Leuchtfeuer“ ist dagegen ein
sehr perkussiver Song, der von Sascha Bormann am Schlagzeug und Andreas
Sittig am Bass nach vorn getrieben wird. Darauf werden druckvolle
Gitarren, perlende Keyboards und Gesang gelegt. Eine klasse Kombination. Das 7:30minütige
„Eine Liebe, tausend Leben“ ist ein Song der sich nicht auf den drei
Studioalben befand und mir somit unbekannt war. Ein Rocksong der ebenfalls
Elemente des 70’er-Jahre Rock aufweist. Ein sehr atmosphärischer Song,
der im letzten Drittel mit einem sehr schönen, leicht Bluesangehauchtem
Gitarrensolo glänzt. Es folgen dann noch die
Stücke „Danke“ und „Sag mir“ um dann mit dem wunderbaren
„Blumenkraft“ zu enden. In dem Song wird es dann auch ein klein wenig
jazzig und vertrackter. Besonders hervorzuheben ist in diesem Song der
mehrstimmige Satzgesang. In der zweiten Hälfte geht Christoph Kästner an
der Gitarre richtig ab. Es wurde wirklich Zweit,
dass Polis ein Livealbum veröffentlichen, denn sie scheinen auf der Bühne
viel gelockerter und gelassener mit einem hohen Gespür für tolle
Harmonien und Soli zu sein, als sie es auf den Studioalben vermögen.
„Unterwegs I“, dem hoffentlich in nicht allzu langer Zeit ein zweiter
Teil folgen sollte, ist nicht nur der perfekte Einstieg in den Musikkosmos
von Polis, sondern bietet tolle Interpretationen ihrer Songs. Das macht
eine Menge Appetit auf‘s nächste Album und auf ein Livekonzert. Diese
Band sollte man sich unbedingt merken. Stephan Schelle, Dezember 2023 |
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